"Sol lucet omnibus"..."die Sonne scheint für alle", schrieb einst ein "alter" Römer und ahnte da freilich noch nichts von der wechselhaften Entwicklung der Solarindustrie, von Photovoltaik, Dünnschichtzellen und der Rolle der Regierung. Die wollte dafür sorgen, dass sich Wolken vor die einst so strahlende Zukunft der Solarindustrie schieben.
Und just an dem Tag, da der der Bundesrat die geplante Kürzung der Solarförderung stoppte, statteten Politiker von SDP, den Grünen und der Linken der Solarion AG in Zwenkau einen Besuch ab.
Der Besuch der Landtagsabgeordneten Miro Jennerjahn (Bündnis 90/Die Grünen), Petra Köpping (SPD) und Heike Werner (Die Linke) bei der Solarion AG in Zwenkau war natürlich der symbolische Wink mit dem Zaunpfahl hin in Richtung der Regierung, die in Fallbeilmanier die Subventionen für die Solarindustrie streichen wollten. Ein kläglich gescheiterter Versuch, wie wir jetzt wissen.
Doch zum Zeitpunkt des Gesprächs der Landtagsabgeordneten mit dem Vorstandsvorsitzenden der Solarion AG, Dr. Karsten Otte, lag die Entscheidung noch in der Luft und war natürlich auch Thema des Gesprächs, bei dem Otte ausführlich und durchaus klug aus seiner Sicht als Manager der Solarion AG die Situation seiner Branche schilderte. Die Firma in Zwenkau mit ihren jetzt rund 150 Mitarbeitern ist ein eher jüngeres Kind eines Industriezweiges, der wie kaum ein anderer, dem hektischen Auf und Ab und den Unwägbarkeiten der industriellen Globalisierung unterworfen ist, wie die vielen Firmenpleiten und Insolvenzen selbst großer Hoffnungsträger wie Q Cells in Bitterfeld zeigen.
Dabei noch optimistisch zu sein zeugt von viel Mut, Idealismus, technischem Knowhow und einem gewissen Alleinstellungsmerkmal, das auf Flexibilität des eingesetzten Materials setzt, wie Dr. Karsten Otte erklärt: “Unser Unternehmen entwickelt, produziert und vermarktet hocheffiziente und zugleich kostengünstige Dünnschicht-Solarmodule unter Verwendung von Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid (CIGS). Unsere Technologie basiert auf einer patentierten ionenstrahlgestützten Abscheidung des CIGS-Absorbers in einem Rolle-zu-Rolle-Prozess. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der niedrigeren Beschichtungstemperatur, einem höheren Solarzellenwirkungsgrad, einer gesteigerten Prozessgeschwindigkeit sowie geringeren Energie- und Materialkosten.
Das Besondere dabei ist, dass wir ein flexibles Trägermaterial verwenden, das völlig neue und variable Anwendungen im Bereich der solaren Energieerzeugung ermöglicht. So könnte man die transparenten und biegbaren Dünnschichtsolarmodule zum Beispiel an Fassaden von Hochhäusern einsetzen, riesige, energetisch bisher völlig ungenutzte Flächen. Die Einsatzmöglichkeiten sind wirklich sehr vielseitig”. Als Beispiel zeigt er auf ein Autodach, das aus eben diesem Material besteht und so als Energieversorger dienen kann.”
Natürlich kam bei der Diskussion mit den Landtagsabgeordneten auch die gescheiterte Kürzung der Förderung von Solarstromanlagen zur Sprache. Rückwirkend ab ersten April hätten neue Solarstromanlagen auf Dächern nach Rechnungen der Regierung 20 bis 30 Prozent weniger Förderung bekommen. Eigentlich sind es bis 40 Prozent, weil gleichzeitig nur noch ein Teil des erzeugten Stroms vergütet wird. Mit der Anrufung des Vermittlungsausschusses sind nun alle Pläne der Koalition Makulatur.
Dr. Karsten Otte: “Eigentlich sollte eine rasche Kürzung verhindern, dass Hausbesitzer noch schnell Module montieren lassen, um hohe Förderungen mitzunehmen. Jetzt aber könnte genau das eintreten.”
Die scharfe Absenkung sollte zudem verhindern, dass die Kosten für die übrigen Stromkunden weiter wachsen; schließlich haben sie die Förderung der Solarenergie per Umlage zu zahlen. Genau das aber wird nun geschehen. Noch nicht einmal der Industrie und dem Handwerk ist mit dem Länder-Einspruch wirklich geholfen: Erstmal müssen Bund und Länder nun verhandeln. Und bekanntermaßen wirkt Unsicherheit als stärkstes Gift bei Investoren. Der Vorstandsvorsitzende der Solarion AG: “Genau diese Unsicherheit ist aber nun da. Da winkt jede Bank ab, wenn man nicht weiß, wie es in Zukunft weiter gehen soll.”
Aber Bangemachen gilt in Zwenkau jedenfalls nicht. Erst am 18. Mai 2011 fand der Spatenstich für den 12.000 Quadratmeter großen Neubau der Solarion AG im Zwenkauer Gewerbepark statt und schon hat man die Pläne für den Bau einer 200-Megawatt-Fertigungsfabrik auf dem gleichen Gelände im Schreibtisch. Otte dazu: “Dann werden wir hier 250 bis 300 Mitarbeiter beschäftigen inklusive einer Abteilung für Forschung und Entwicklung, und gerade deshalb brauchen wir Kontinuität und Verlässlichkeit in der Politik. Die muss die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, die es uns ermöglichen, wirtschaftlich zu arbeiten und zu produzieren.”
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Schon aus dieser Sicht bedarf es rasch einer Einigung, sonst werden durch die Ungewissheit am Ende alle zu Verlierern, sowohl Firmen wie Solarion, Stromkunden, Bund, Länder. Petra Köpping: “Dass der Kürzungsversuch der Regierungskoalition erst mal abgeschmettert wurde, ist natürlich positiv. Es geht bei unserem Besuch aber auch darum, Potentiale für den energetischen Wandel im Landkreis auszuloten.”
Während die Sächsische Staatsregierung einem Aufschluss neuer Tagebaue auch über das Jahr 2020 unkritisch gegenübersteht und damit stillschweigend ökologische und soziale Folgen akzeptiert, kann aus Sicht der Abgeordneten die Versorgungssicherheit unter Beachtung ökologischer und sozialer Aspekte nur mit einem konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien, der Investition in die Netzinfrastruktur und einer dezentralen Energieerzeugung liegen.
Der geplante Neubau eines Braunkohlekraftwerkes in Lützen, direkt vor den Toren des Landkreises, in unmittelbarer Nähe des Leipziger Neuseenlandes muss zumindest kritisch überprüft, mit allen Betroffenen diskutiert und unter Beachtung der unterschiedlichen Interessenlagen bewertet werden. Aus ökonomischer Sicht stellt sich die Frage, ob die Verstromung von Braunkohle, einem wichtigen Grundstoff der chemischen Industrie, in der heutigen Zeit überhaupt sinnvoll ist”.
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