Jenas Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter ist am Freitag, 2. März, zum Vorsitzenden des Gemeinsamen Ausschusses der Metropolregion Mitteldeutschland gewählt worden. Das teilt die Stadt Jena mit. Die Stadt Leipzig schwieg sich am Wochenende noch darüber aus. Sie schickte stellvertretend den Planungsbürgermeister Martin zur Nedden zur Ausschusssitzung nach Jena.

Normalerweise sind die Ausschusssitzungen der Metropolregion Mitteldeutschland Chefsache. Für Leipzig erst recht, das seit 2002 mit dabei ist. Auch in eigenem Interesse. Denn während die Ministerpräsidenten in Mitteldeutschland darauf beharren, dass an eine Fusion der drei Bundesländer schlicht nicht zu denken sei, sind die Großstädte der Region auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, ihre wirtschaftlichen Verflechtungen zu stärken.

Das gilt nicht nur für die Großstädte in den drei Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Das gilt für alle Metropolregionen in Europa. Schon 1995 wurde diese “Potenzielle Europäische Metropolregion” auf europäischer Ebene anerkannt – als Teil eines europaweiten Metropolenkonzepts. Nicht Regionen bilden künftig die Förderschwerpunkte der EU, sondern Metropolregionen.

Das hatte man zumindest in der sächsischen CDU-Regierung 1994 begriffen und den Nukleus aus der Taufe gehoben, das so genannte “Sachsendreieck” mit Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau. Es dauerte dann trotzdem acht Jahre, bis sich eine Arbeitsgruppe der vier Städte etablierte, die aus logischen Gründen auch Halle mit dazu lud. 2009 war man dann so weit, auch das starke thüringische Wirtschaftscluster mit dazu zu laden – seitdem ist Jena dabei, seit 2009 als vollwertiges Mitglied. 2009 wurde das “Sachsendreieck” auch endgültig in Metropolregion Mitteldeutschland umgetauft.

Man nahm sich damals eine Menge vor. Doch zwischen den Ausschusssitzungen schläft die Arbeit der Gruppe regelmäßig wieder ein. Die Koordinierung übernimmt in der Regel die Stadt, deren OBM den Vorsitz führt. Zuletzt hatte die Oberbürgermeisterin von Dresden, Helga Orosz, zwei Jahre lang den Vorsitz.Am Freitag wählten die Vertreter der neun Mitgliedsstädte und -regionen einstimmig Jenas OBM Albrecht Schröter für zwei Jahre zum Vorsitzenden. Damit werde sich das Wirken der Metropolregion deutlich profilieren, schätzt das Jenaer Rathaus selbst ein. Denn immerhin ist Schröter im politischen Konzert Mitteldeutschlands einer der Wenigen, die immer wieder von einer Fusion der drei Bundesländer sprechen – es würde den Städten deutlich mehr Gestaltungsräume geben, Bürokratie und Hemmnisse abbauen. Und es würde zumindest innerhalb der Landesgrenzen das unsäglich provinzielle Klein-Klein der auf Staatsposten schielenden Politiker verringern.

“Albrecht Schröter ist jemand, der den mitteldeutschen Gedanken lebt, ein Multiplikator”, sagte Dagmar Szabados, die Oberbürgermeisterin von Halle. “Wir brauchen jemanden, der den mitteldeutschen Gedanken mit voller Überzeugung rüberbringt. Deshalb ist die Funktion auch, unabhängig von der Oberbürgermeister-Wahl, an die Person Albrecht Schröter gebunden”, so Dagmar Szabados, Oberbürgermeisterin von Halle. Denn Schröter sei derjenige, der Mitteldeutschland mit Herzblut vertrete.

Oberbürgermeisterwahl in Jena ist am 22. April.

Albrecht Schröter: “Ich brenne für Mitteldeutschland, freue mich auf die neue Aufgabe und habe auch schon Ideen.”

Und so erklärt er deutlich: Die Ressourcen müssten gebündelt werden im mitteldeutschen Raum, um nicht auf allen Gebieten Dreifachstrukturen finanzieren zu müssen. “Um auch international wahrgenommen zu werden, brauchen wir die regionale Zusammenarbeit.”

Als wichtigste Ziele benannte er, bis zum Jahresende die Metropolregion in die Organisationsstruktur eines Vereins zu bringen und die Geschäftsstelle in Leipzig arbeitsfähig zu machen. Zudem wolle er Kontakt zu anderen Metropolregionen suchen und die Entscheidungsgremien in den drei mitteldeutschen Ländern regelmäßig über die Arbeit der Metropolregion informieren. “Ich möchte die Lust auf Mitteldeutschland erhöhen”, so Schröter.

Die Wahl war eines der Ergebnisse der Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses der Metropolregion am 2. März in Jena. Das Gremium hat zum ersten Mal in Jena getagt. Mitglieder der “Metropolregion Mitteldeutschland” sind Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Halle, Magdeburg, Jena, Dessau-Roßlau, Dresden und Gera.

http://www.region-mitteldeutschland.com/de/Aktuelles/Aktuelle+Meldungen

Die Pressekonferenz in Jena kann man sich anhören auf: http://www.jenapolis.de/2012/03/albrecht-schroter-vorsitzender-des-gemeinsamen-ausschusses-der-metropolregion

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar