Auf Pressekonferenzen wird gerne mit Zahlen gespielt, denn die sind meist immer noch die überzeugendsten Argumente. Nicht anders bei der Eröffnungspressekonferenz der Leipziger Buchmesse, die vom 15. bis 18. März stattfindet. Im Congress-Center wurde also nicht mit Zahlen gegeizt. Eine der wichtigsten: 160.000. Mit so vielen Besuchern rechnet man mindestens. So viel waren es auch im letzten Jahr.
Insgesamt 2.071 Verlage aus 44 Ländern stellen zum Leipziger Buch- und Lesemarathon ihre Publikationen auf 69.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in fünf Hallen vor. 2.780 Autoren und Teilnehmer aus dem In- und Ausland werden sich auf den Bühnen von 350 Leseorten bei Europas größtem Lesefestival “Leipzig liest” vorstellen.
Zufrieden mit sich und der Messewelt war jedenfalls Messegeschäftsführer Martin Buhl-Wagner: “Mehr Einzelstände, mehr Ausstellungsfläche und ein noch größeres Lesefest, von dem wir mit Stolz behaupten können, dass es das größte Europas ist, zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und das muss man erst mal hinbekommen.”
Zu den unweigerlich aufkommenden und im Boom befindlichen neuen Medien meinte er: “Die elektronische Reizkulisse kann dem klassischen Buch und seinem Leser nichts anhaben.”Das Bedürfnis nach Austausch zwischen Schriftsteller, Publikum und Verlag ist nach wie vor unumstritten vorhanden. Autoren und Verleger, womit wir wieder bei den Zahlen wären, stellen in Leipzig 100.000 Bücher vor, darunter 20.000 Neuerscheinungen. Ein Thema konnte bei der Auftaktkonferenz natürlich nicht unter den Tisch gekehrt werden: das Urheberrecht.
Für dieses sah sich Prof. Dr. Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, gezwungen, eine Lanze brechen: “Eine aufgeklärte Kulturnation kann auf das Urheberrecht nicht verzichten. Grundlage dieser Kultur ist das aktuelle Urheberrecht. Wenn wir das infrage stellen, setzen wir viel aufs Spiel. Geistiges Eigentum sichert erst die kulturelle Vielfalt.”
Der Schutz des Urheberrechts und das Recht auf freien Zugang zu Informationen seien zwei Anforderungen, die sich ergänzten. Honnefelder weiter: “Die Freiheit, die eigene Meinung zu äußern und zu publizieren und die Freiheit, über die Verbreitung dieser Äußerung nach Umfang und Dauer selbst entscheiden zu können, gehören zusammen.”Zum immer dringender werdenden Thema E-Books äußerte sich Messe-Organisator Oliver Zille: “Ein gedrucktes Buch in Zusammenhang mit einem Verlag publizieren zu können, ist immer noch das Ziel der meisten Autoren. Dies hat uns auch eine Umfrage bestätigt, die wir unternommen haben. E-Books sind durchaus eine wünschenswerte Ergänzung zum Verlagsprogramm, ersetzen Gedrucktes jedoch nicht. Self-Publishing ist keine Alternative zur persönlichen Bindung an einen Verlag. Der Eigenbeitrag der Autoren zur Vermarktung ist wünschenswert und ausbaufähig.”
So seien die ausschlaggebenden Kriterien bei der Verlagssuche für die Autoren die persönliche Betreuung, professionelle inhaltliche Arbeit sowie das Verlagsimage. Natürlich geht es bei der Buchmesse nicht nur um die hehre Literatur, sondern auch ums harte Geschäft. Und das lässt sich laut Martin Buhl-Wagner wieder mal gut an: “Die wirtschaftliche Bedeutung der Buchmesse kann für die Stadt gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Während dieser Tage im Frühjahr sind die Hotels ausgebucht und die Restaurants gefüllt.”
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Die Erfahrung zeige, dass die Gäste der Buchmesse durchaus spendabel seien und so manchen Euro in der Stadt ließen. Davon profitiere nicht zuletzt die Kultur in der Stadt, die sich über viele neue und aufgeschlossene Besucher freuen könne. Das größte Aussteller-Wachstum innerhalb der Buchmesse verzeichnet, laut Oliver Zille, die Belletristik. Stark gesteigert habe sich zudem die Zahl der Aussteller im Bereich Kinder. Oliver Zille abschließend: “450 Veranstaltungen richten sich an den Lesenachwuchs. Hierzu gehören das Kita-Symposium und der Bildungskongress. Beide Veranstaltungen sind bereits ausgebucht. Leipzig wird als Bildungsmesse für Lehrer und Erzieher aus der ganzen Republik immer wichtiger. Mehr Aussteller, eine größere Fläche und ausverkaufte Veranstaltungen zeigen, dass die neue Marke ‘Fokus Bildung’ Wirkung zeigt.”
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