Am Donnerstag, 23. Februar, beginnt die Immobilien-Messe in Leipzig. Sie ist ein Gradmesser. Sogar ein ganz guter. Denn wenn Häuser und Grundstücke in einer Ecke der Welt liegen bleiben wie Blei, dann geht's dieser Weltecke ganz bestimmt nicht gut. Aber so ist es nicht. Im Gegenteil: Sogar die Mieten steigen.
Nicht überall, aber in den attraktiven Lagen der Großstädte auf jeden Fall. “Vor allem in den größeren Städten werden sich die Mieter auf höhere Preise einstellen müsse”, prognostiziert Karl-Heinz Weiß, Regionalvorsitzender des Immobilienverbands Deutschland für die Region Mitte-Ost, der mit der Leipziger Messe bei der Organisation der “Immobilien” kooperiert.
In Leipzig heißt das zumindest in attraktiven Lagen wie dem Waldstraßenviertel, Gohlis-Süd oder dem Musikviertel bis zu 10 Euro pro Quadratmeter. Deutliches Indiz für zwei Dinge: die starke Nachfrage durch ein zahlungskräftiges Klientel, das genau diese Wohnlagen bevorzugt. Und zweitens für die wachsende Attraktivität der Großstädte, deren Leerstandsquote mit der anhaltenden Zuwanderung aus dem Umland sinkt.
Was nicht bedeutet, dass in allen Lagen die Wohnmieten steigen. Jedenfalls nicht in dem Maße. Es gibt ja auch noch andere Preistreiber, die das Mietniveau erhöhen, ohne dass sich an der Lage etwas ändert. Weiß nannte am Dienstag, 21. Februar, zur Vorpressekonferenz, die Grunderwerbssteuer, die in einigen Bundesländern (wie Sachsen-Anhalt) schon deutlich erhöht wurde und auch die Grundsteuer, die in Leipzig seit 2011 erhöht wurde. Von den Vorschriften zur energetischen Sanierung erwartet er weitere Kosten, die mit dem ostdeutschen Mietniveau nicht zu realisieren sind. Denn der ostdeutsche Wohnungsbestand wurde ja im Durchschnitt erst vor 15 Jahren saniert, die neue Sanierungsrunde würde also viele Hausbesitzer in einer Phase treffen, in der sich die erste Sanierung noch nicht abbezahlt hat.
Denn auch das gehört zum Thema Mietsteigerungen in Mitteldeutschland: Den meisten Hausbesitzern sind durch das niedrige Lohnniveau Grenzen gesetzt. Auch in den Großstädten. Deswegen werden sich auch verschiedene Verbände der Genossenschaften an der Messe beteiligen. Es ist ihr Thema. Genauso wie das Thema altersgerechtes Wohnen und barrierefreier Umbau.
Das Thema Immobilien ist komplex. Und so wird die Messe in diesem Jahr erstmals zweigeteilt. Vom 23. bis 24. Februar gibt es den Messeteil “Gewerbe & Kongress”, der sich schwerpunktmäßig an Immobilienprofis wendet.
Neben der Ausstellung informieren 17 Expertenvorträge über aktuelle Trends, Entwicklungen und Chancen der Immobilienbranche. “Die Experten aus deutschen und international tätigen Immobilienunternehmen sowie aus Kanzleien, Verbänden und Bildungseinrichtungen werden in einzelnen Vorträgen über aktuelle Entwicklungen referieren”, kündigt Peggy Schönbeck, Projektdirektorin der “Immobilien”, an.
“Die stärkere Ausrichtung auf Gewerbeimmobilien haben wir aufgrund der aktuellen Entwicklungen am mitteldeutschen Immobilienmarkt vollzogen. Dieser ist von bemerkenswerten Wachstumspotenzialen gekennzeichnet, und das wollen wir mit der ‘Immobilien’ aufzeigen”, so Martin Buhl-Wagner, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Messe.
Gesehen habe man das schon im letzten Jahr bei der Auktion im Rahmen der “Immobilien”, bei der die angebotenen Gebäude reißenden Absatz fanden. Anders als noch in vergangenen Jahren. Mitteldeutschland – und so definiert sich diese Messe mit Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als Zielgebiet – wird für Anleger und Investoren immer interessanter.
Ein Grund dafür, so Robert Ummen, Vorstandsvorsitzender der Flaskamp Ummen AG: die verstärkte Nachfrage nach werthaltigen Immobilien in Deutschland nach der Finanzkrise. Die Anleger suchten dringend nach Objekten, mit denen sie mittelfristig und sicher Renditen erzielen könnten. Die Spitzenstandorte in den fünf attraktivsten deutschen Großstädten sind dicht, so Ummen. Da waren in den letzten Jahren die Grundstückspreise in die Höhe geschossen. Und trotzdem ist alles dicht.
Jetzt weichen die Anleger zwangsläufig auf die nächstattraktiven Lagen aus. “Und da kommt Mitteldeutschland ins Spiel”, so Buhl-Wagner. Zuversichtlich. Aber es ist eben kein Blankoscheck auf die Zukunft, auch wenn der Immobilienmarkt in den drei Bundesländern sich stabil zeigt, wie Weiß es ausdrückt. Denn die Anleger schauen auch in Mitteldeutschland wieder nach den Spitzenlagen. “Und bei Einzelhandelsimmobilien ist Leipzig im Osten die absolute Nummer 1”, so Ummen.
Es sind die Großstädte, in denen die mitteldeutsche Musik spielt. “Die Rendite, die diese Anleger brauchen, ist in Leipzig, Dresden und Chemnitz durchaus möglich.” Aber auch Erfurt, Magdeburg und Halle nennt er. Denn ein Problem ist das der Wahrnehmung. Investoren nehmen eine ganze Region in den Blick, agieren auch bei Gewerbeimmobilien so. Nur tun sich alle drei Bundesländer nichts Gutes, wenn sie auf einschlägigen Messen und Marketingveranstaltungen immer wieder mit ihrem kleinen Kuchenstück auftauchen. So soll auch die Messe “Immobilien” größer werben und die gesamte Region sichtbar machen.
Am Wochenende verstärkt auch für die Besucher aus der Region. “Aber wer Interesse hat, kann auch an den ersten beiden Tagen kommen”, sagt Peggy Schönbeck.
“Wohnen & Eigentum” heißt der Schwerpunkt vom 24. bis 26. Februar, auf dem Fach- und Privatbesucher gleichermaßen angesprochen werden. 85 Aussteller zeigen unter anderem Gewerbe- und Wohnimmobilien aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ein umfangreiches Fach- und Rahmenprogramm liefert fachliche und hilfreiche Informationen für die Besucher – von der Finanzierung über die Vertragsprobleme bis zum Modernisieren.
Ein Höhepunkt im Rahmenprogramm ist die Immobilienauktion am 25. Februar ab 11.00 Uhr (Saal 2, +1 Ebene im CCL), zu der die Sächsische Grundstücksauktionen AG öffentlich Immobilien versteigert. Jeder Besucher kann daran teilnehmen. Egal ob Eigenheime, Mehrfamilienhäuser oder Industrieanlagen – nahezu jede Immobilienart kommt unter den Hammer.
Und es kann durchaus passieren wie im Vorjahr: Die Angebote gehen weg wie warme Semmeln.
www.immobilienmesse-leipzig.de
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