Am Dienstag, 15. Oktober, setzten das Dräxlmeier Batteriewerk Leipzig, MAN Nutzfahrzeuge und die Porsche AG ein starkes Zeichen für Elektromobilität. Der weltweit erste MAN eTruck eTGX wurde im Porsche Experience Center an die Spedition Elflein Transport GmbH übergeben. Die Spedition mietet diesen über den Business Fleet Services (BFS) und transportiert künftig damit, vorerst zum Teil, die Batterien für den Porsche E-Macan. Die Batterien werden im Dräxlmeier Werk in Leipzig-Lützschena produziert.
Das war selbstverständlich eine feierliche Übergabe wert. Der CEO von MAN, Alexander Vlaskamp, hielt eine kurze Ansprache und übergab dann an Friedrich Baumann, den Vorstand Sales & Customer Solutions bei MAN Truck & Bus SE. Dieser schlug eine Brücke über 100 Jahre vom Diesel- zum Batterieelektrischen LKW. Während der Ansprache dröhnen von links die Motoren der Porsche-Sportwagen auf der Teststrecke.
„Es ist in der Tat ein historischer Moment und ein großer Unterschied zwischen rechts und links, da hören Sie noch Motorengeräusche und hier nicht mehr. Aber nicht nur, weil das Fahrzeug steht, sondern weil es batterieelektrisch betrieben wird. Das ist insofern ein historischer Moment, es ist in der Tat bei der IAA-Nutzfahrzeuge 1924 gewesen, dass die MAN den ersten dieselbetriebenen LKW vorgestellt hat. Und genau 100 Jahre später liefern wir jetzt den ersten, auf dem Band in München gebauten, batterieelektrisch betriebenen LKW heute an die Firmen Dräxlmeier, BFS und Elflein aus. Das ist für uns ein wirklich historischer und wichtiger Moment“
Dennis Affeld, Vorsitzender der Geschäftsführung MAN Truck & Bus Deutschland GmbH, wies darauf hin, dass es der erste vollelektrische MAN-Truck war, der am Dienstag ausgeliefert wurde, und gab auch einige technische Daten preis.
„Ich bin auch sehr stolz, jetzt hier stehen zu dürfen. Es war eine lange Arbeit in vielen Bereichen der MAN. Und es ist der erste Elektro-Truck, den wir jetzt hier präsentieren. Das ist wirklich ein neues Zeitalter. Die LKWs standen bisher für Diesel, jetzt stehen sie für Elektro. Und wir sind sehr überzeugt von unserem Produkt. Wir können bis zu 600 Kilometer Reichweite mit dem Fahrzeug erreichen. Der Projektleiter, Jens Hartmann, hat mir eben erzählt, hier sind sechs Batterien verbaut, von denen der Macan dann eine angeliefert bekommt.“
Wir fragten Karsten Wilhelm, den Geschäftsführer und Standortleiter des Batteriewerks Leipzig, nach seinen Erwartungen mit dem eTruck, selbstverständlich auch, ob dieser mit Ökostrom betrieben wird.
„Wir sind seit langer Zeit mit MAN zu dem Projekt unterwegs. Wir haben auch genau abgeschätzt: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um in das Thema reinzugehen. Wir brauchen natürlich auch die Sicherheit, dass das Produkt funktioniert. MAN hat die Kompetenz, das einzuschätzen. Heute ist der Tag, an dem sie sagen: Das Fahrzeug kann auf die Straße. Dementsprechend übernehmen wir das auch gerne in unsere Flotte und gehen damit in die Belieferung von Batterien an Porsche. Wir produzieren am Standort selber Strom, das ist das eine. Zum anderen sind wir natürlich auch in der Situation, dass wir Grünstrom einkaufen. Das heißt, wir gucken über verschiedene Wege, dass wir nachhaltig bei diesem Thema unterwegs sind.“
Wir haben Dennis Affeld gefragt, wie es mit der Leistung und der Zuladung des LKW aussieht. Batterien sind schließlich schwer und viele Menschen befürchten, dass dies eine Verringerung der Zuladung nach sich zieht.
„Wir haben hier 480 Kilowattstunden an Energieleistung verbaut, das sind in Summe sechs Batteriepakete. Natürlich, die Batterien sind sehr schwer, aber wir haben gesetzlich die Erlaubnis, zwei Tonnen mehr zu verbauen, sodass die Nutzlast für den Anwender gleich bleibt wie beim Diesel.“
Servicnetz für E-Lkw
Der dauerhafte Betrieb von Elektrofahrzeugen erfordert auch ein gut ausgebautes Servicenetz, von Werkstätten bis zur Pannen- und Unfallhilfe. Stefan Roy vom MAN Truck&Bus Service gab uns dazu gern Auskunft.
„Der Stand ist so, dass wir unsere Werkstätten modular qualifizieren, um einen optimalen Service bieten zu können. Selbstverständlich geht das nicht vom Start weg auf 100%, sondern da gibt es einen gewissen Anlauf und wir haben heute das erste E-Fahrzeug im Bereich Leipzig übergeben. Deswegen ist im Vorfeld auch der Servicebetrieb hier in Leipzig, der den Kunden betreut, entsprechend vorbereitet worden, mit Schulung der Mitarbeiter, Ausstattung der Werkstätten, Spezialwerkzeugen und allem, was dazugehört. Das rollen wir jetzt sukzessive über ganz Deutschland aus.
Wir sind auch Ansprechpartner beispielsweise für die Abschleppdienste und stehen da mit den Verbänden im Austausch, damit die auch entsprechend vorbereitet sind und wissen, was die bei unseren Fahrzeugen erwartet. Anders als bei Wettbewerbern ist es bei uns so, dass der Elektro-LKW analog so abgeschleppt werden kann, wie es aktuell bei einem konventionellen Dieselfahrzeug der Fall ist. Es sind keine besonderen Maßnahmen zu treffen, um ein solches Elektrofahrzeug abschleppen zu können.“
Was noch übrig an Fragen blieb ist: „Wie ist die Akzeptanz für Elektro-LKW bei den Kunden im Speditionsgewerbe?“ Die Antwort gab uns Friedrich Fahlberg, Produktmanager eMobility bei MAN.
„Wir spüren, dass die Akzeptanz stetig zunimmt. Wir spüren, dass aus den unterschiedlichsten Bereichen Fragen kommen. Einerseits seitens der Logistiker, Spediteure, andererseits natürlich auch aus Richtung der Verlader, also derjenigen, die am Ende ihr Transportgut entsprechend batterieelektrisch von A nach B bewegt haben möchten. Da spüren wir ganz deutlich, das war auch auf der IAA sichtbar, dass die Akzeptanz sehr zunimmt.
Wir müssen natürlich immer gucken, für welche Projekte sich diese Fahrzeuge eignen. Da haben wir als MAN das MAN e-Ready-Tool, da kann direkt im Browser des entsprechenden Spediteurs online überprüft werden, unter welchen Bedingungen sich eine Relation darstellen lässt. Wir haben in unseren Regionen überall Produktmanager e-Mobilität, diese sind mittlerweile sehr gut ausgebildet und in der Lage unsere Spediteure, aber auch die Verlader entsprechend zu beraten.“
Wir durften den Truck auch besichtigen, ich wäre gern eine Runde gefahren, aber aufgrund des Fehlens einer Fahrerkarte und weil ich meinen LKW-Führerschein seit meinem 60. Lebensjahr nicht verlängert habe, war das leider nicht möglich.
Fazit: Ein weiterer Meilenstein zur Elektromobilität im LKW-Bereich wurde am Dienstag in Leipzig gelegt. Abgesehen von ökologischen Aspekten: Es wird leiser auf unseren Straßen. Davon haben wir alle etwas.
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