Es war ein groรer Aufreger zur Messe Haus Garten Freizeit, der dann auch den Stadtrat der Linken Oliver Gebhardt dazu brachte, einen ziemlich empรถrten Antrag fรผr die Ratsversammlung zu stellen. โMit groรem Entsetzen habe ich bei einem Besuch der Haus, Garten, Freizeit-Messe festgestellt, dass mehrere Eisverkaufsstรคnde aktiv mit dem rassistischen Terminus โEismohrenโ werben. Eine kritische Selbsteinschรคtzung o.รค. war hierbei nicht zu findenโ, schrieb er darin.
โDass es sich hierbei jedoch um eine rassistische, diskriminierende Formulierung handelt, sollte jedoch der Messe Leipzig sowie den Standbetreibern klar seinโ, stellte Gebhardt in seinem Antrag fest. In einigen Medien kochte die Geschichte ja richtig hoch.
โBereits der aktuelle Duden weist bei der Bezeichnung โMohrโ aus, dass es sich um eine heute diskriminierende Wortwahl handeltโ, so Gebhardt. โAuch das Institut fรผr Europรคische Ethnologie der Humboldt-Universitรคt zu Berlin fรผhrt in seiner Bewertung des Begriffes zahlreiche Belege dafรผr auf, dass es sich hierbei um eine rassistische Wortwahl handele.
Umso unerklรคrlicher ist es, dass dieser Begriff noch heute zur Bewerbung eines mit Schokolade รผberzogenen Softies verwendet wird und damit deutlich auf die Hautfarbe von Menschen anspielt. Ein derartiger Vergleich ist fรผr unsere weltoffene und demokratische Stadt beschรคmend und unertrรคglich, weswegen der Rat รผber den Oberbรผrgermeister der Messe einen klaren Handlungsauftrag geben muss.โ
Die Messe nimmt Stellung
โDer Oberbรผrgermeister hat als ein Gesellschaftervertreter der Leipziger Messe GmbH die Geschรคftsfรผhrung umgehend um eine Stellungnahme gebeten. Die Verkรถrperung von Weltoffenheit, Toleranz und Dialog sowie die entschiedene Ablehnung jeder Form von Rassismus durch die Leipziger Messe wird bekrรคftigt und entspricht der gegebenen Erwartungshaltung der Gesellschafterโ, teilt nun das Bรผro des Oberbรผrgermeisters mit.
โSo wird die Leipziger Messe weiterhin jede Anstrengung unternehmen, jegliche Art von rassistischer Werbung auf ihren Messen durch Aussteller zu unterbinden.
Die Stellungnahme der Leipziger Messegesellschaft
Das klare Leitbild der Leipziger Messe mit einer weltoffenen und antirassistischen Haltung wird auch in der bestehenden Hausordnung umgesetzt. Zu deren Einhaltung alle externen Aussteller, die an den Messen, Kongressen und Events der Leipziger Messe teilnehmen, vertraglich verpflichtet werden.โ
Und dieses Weltbild unterstrich die Messegesellschaft auch selbst noch einmal in ihrer eigenen Stellungnahme, die auch darauf eingeht, dass eine Messe durchaus davon ausgehen kann, dass die Aussteller sich an die selbstverstรคndlichsten Regeln halten. Und die meisten tun das auch.
โEin Handlungsauftrag zur Unterbindung rassistischer Werbung auf der Leipziger Messe ist haltlos und entbehrt jeder Grundlageโ, betont die Messegesellschaft in ihrer Stellungnahme. โWie kaum eine andere Institution verkรถrpert und lebt die Leipziger Messe Weltoffenheit, Toleranz und Dialog. Sie bekennt sich zu einem humanistischen Weltbild. Sie lehnt entschieden jede Form von Rassismus, die Ausgrenzung von Minderheiten und die Anwendung von Gewalt ab. Das ist ihre DNA und ihre Mission.โ
Was natรผrlich noch nicht erklรคrt, warum es dennoch zu diesem ziemlich vorgestrigen Auftritt eines Eisanbieters kommen konnte.
โIm Rahmen des Messedoppels der HAUS-GARTEN-FREIZEIT und mitteldeutschen handwerksmesse sind rund 750 Aussteller vor Ort. Es kann nicht jedes Werbeschild รผberprรผft werden, zumal รผber die Laufzeit einer Messe Aussteller ihre Werbung auch variierenโ, stellt die Messegesellschaft dazu fest.
โAus diesem Grund sind die Verantwortlichen dann fรผr umgehende Hinweise dankbar. Verstรถรe werden seitens der Leipziger Messe konsequent korrigiert und geahndet, im Notfall wird vom Hausrecht Gebrauch gemacht, wie etwa in den vergangenen Jahren verschiedentlich auf der Leipziger Buchmesse geschehen. Ein entsprechendes Sicherheitsprotokoll ist organisatorisch festgelegt.
Im Falle des โEismohrenโ hat die zustรคndige Messeleitung nach Kenntnisnahme umgehend den externen Aussteller รผberprรผft und ihn auf die Einhaltung seiner Verpflichtungen hingewiesen. Die รผberaus kritisch einzuschรคtzende Formulierung wurde anschlieรend sofort entfernt.โ
Trotzdem muss die Stadt natรผrlich irgendwie mit dem Antrag von Gebhardt umgehen. Sie schlรคgt fรผr den mรถglichen Stadtratsbeschluss diese Formulierung vor: โDer Stadtrat verurteilt rassistische Werbung auf der Leipziger Messe. Der Oberbรผrgermeister bekrรคftigt, dass die Leipziger Messe weiterhin jede Anstrengung unternimmt, rassistische Werbung auf ihren Messen durch Aussteller zu unterbinden.โ
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