Lange geplant, begannen am Dienstag, dem 26. März, die Bauarbeiten für die große Solarthermie-Anlage der Stadtwerke Leipzig in Leipzig-Lausen, aus SWL-Sicht sogar „Deutschlands größte Solarthermie-Anlage“. Mit ihr sollen Teile Leipzigs künftig mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgt werden. Die Leipziger Stadtwerke und ihr Partner Ritter XL Solar setzen dabei auch auf eine besonders naturnahe Bewirtschaftung der Fläche.

„Leipzig und seine Stadtwerke gehen voran beim Aufbau einer klimaneutralen Wärmeversorgung“, lässt sich Wolfram Günther, sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, zu diesem Projekt der Leipziger Stadtwerke zitieren.

„Die neue Solarthermie Leipzig West zeigt, wie erneuerbare Energien und Artenschutz verbunden werden können. Leipzig stellt die Energiewende auf viele verschiedene Standbeine – von Projekten mit grünem Wasserstoff über Windenergie sowie Photovoltaik auf kommunalen Gebäuden bis hin zur nun entstehenden Solarthermie-Anlage im Leipziger Westen. Das alles sind wichtige Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität.“

Stellvertretend für Günther nahm am Dienstag, dem 26. März, Dr. Gerd Lippold, Energie-Staatssekretär des Freistaats Sachsen, am Baustart-Termin teil.

Algorithmen steuern den Wasserfluss

„Nachhaltigkeit heißt für uns, Versorgungssicherheit und Klimaschutz zusammenzudenken und voranzutreiben“, betonte am Dienstag Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke. „Die neue Anlage ist ein weiterer Beweis dafür. Wir erhöhen damit den Anteil erneuerbarer Energie in unserem Fernwärmesystem.“

Im Sommer liefert die Anlage täglich bis zu rund 20 Prozent für den Leipziger Wärmebedarf, übers Jahr sind es im Schnitt rund 2 Prozent.

„Ende des Jahres 2025 soll die Anlage fertig sein und ab 2026 Wärme einspeisen“, ergänzt sein Geschäftsführer-Kollege Dr. Maik Piehler. Die Leipziger Stadtwerke investieren dafür rund 40 Millionen Euro, davon werden rund 16 Millionen Euro gefördert.

Auch für Ritter XL Solar, Marktführer für Solar-Großanlagen in Deutschland, ist die Solarthermie Leipzig West etwas ganz Besonderes.

Beim Baustart mit Solar-Kollektor vor dem zukünftigen Solar-Feld (von links): Paul Gaspar (Projektleiter Ritter), Karsten Rogall und Dr. Maik Piehler (Geschäftsführer Leipziger Stadtwerke), Dr. Gerd Lippold (Energie-Staatssekretär Sachsen), Matthias Johler (Geschäftsführer Ritter) und Erik Jelinek (Leipziger Stadtwerke). Foto: Leipziger Gruppe
Baustart mit Solar-Kollektor vor dem zukünftigen Solar-Feld (von links): Paul Gaspar (Projektleiter Ritter), Karsten Rogall und Dr. Maik Piehler (Geschäftsführer Leipziger Stadtwerke), Dr. Gerd Lippold (Energie-Staatssekretär Sachsen), Matthias Johler (Geschäftsführer Ritter) und Erik Jelinek (Leipziger Stadtwerke). Foto: Leipziger Gruppe

„Wir haben schon mehrere Großprojekte verwirklicht – von Potsdam über Mühlhausen bis Greifswald. Das hier ist eine neue Dimension. Es wird für Jahre die größte Solarthermie-Anlage Deutschlands sein“, sagt Matthias Johler, Geschäftsführer des Unternehmens Ritter Energie, zu welchem die Marke Ritter XL Solar gehört.
Am Standort Lausen setzt das Unternehmen auf sein modernstes System: Ein Algorithmus steuert die Anlage so effizient wie möglich.

„Die Technik misst die Sonneneinstrahlung im Kollektorfeld und steuert entsprechend die Fließgeschwindigkeit des Wassers, welches in den Kollektoren erhitzt wird“, erläutert Ritter-Projektingenieur Paul Gaspar. „Je weniger Sonne scheint, desto langsamer fließt das Wasser, um sich zu erwärmen. Der Vakuum-Kollektor funktioniert zudem wie eine Thermoskanne – innen heiß, außen kalt.“

Platz für Blühwiese, Hase und Igel

Das bis zu 110 Grad heiße Wasser wird in Zukunft durch die direkt am Lausner Weg verlaufenden Fernwärme-Leitungen zu den Leipziger Kunden geleitet.

„Dieser Ort ist ideal, weil die Flächenausrichtung gut ist, weil bereits die Leitungen in unmittelbarer Nähe vorbeiführen und weil bestehende Standorte, wie zum Beispiel unser BHKW Leipzig-West, in direkter Nachbarschaft sind“, sagt Stadtwerke-Projektleiter Erik Jelinek. Nach der Bauzeit hole sich die Natur dann den Raum unter den Kollektoren wieder zurück, betont er.

Der Großteil des Areals seien dann nicht versiegelte Flächen, sondern Blühwiese, Obstbäume und Mischhecken. Damit das Grün unter und zwischen den Kollektoren kultiviert wächst, soll vor Ort eine Schafherde eingesetzt werden.

Matthias Johler von Ritter Energie und Umwelttechnik GmbH & Co. KG sagt dazu: „Aus unserer Erfahrung können wir sagen, dass auch Kaninchen, Hasen, Igel, Insekten und Vögel hier eine Heimat finden werden. Erneuerbare Energie und Raum für Natur – beides kommt hier zusammen.“

Die Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG

Das Umwelttechnik-Unternehmen hat seine historischen Wurzeln in gewissem Sinne in der „süßen Energie“: Alfred T. Ritter feierte mit quadratisch-praktischen Leckereien weltweit Erfolge. Dem Fabrikanten hatte die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 die zur Produktion seiner Schokoladentafeln nötige Haselnussernte in der Türkei verstrahlt. Er suchte nach einer ökologischen Alternative zu Atomenergie und fand sie in der Solarthermie.

1988 wurde das Unternehmen Ritter Energie gegründet. Der einstige Branchen-Neuling ist mit seiner Marke Ritter XL Solar längst Marktführer für Großanlagen in Deutschland. Jetzt startet das Team mit den Leipziger Stadtwerken das mit Abstand größte Projekt seiner Geschichte.

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Es gibt 2 Kommentare

Das Projekt ist zu begrüßen.

Aus technischen Gründen dürfte die Monopolstellung nicht zu beseitigen, oder zumindest furchtbar aufwendig sein.
Allerdings sehe ich es auch so: Damit die Eigentümer weiter auf Fernwärmeanschlüsse zurückgreifen, ist unbedingt eine faire Preisgestaltung nötig!

Schwierig wird es, wenn dann in Leipzig ein Wärmeplan vorliegt.
Dann gibt es noch mehr Druckmittel, Eigentümer zu einem FW-Anschluss zu zwingen.
Die A-Karte haben die Mieter: Der Eigentümer kann die Fernwärmestation mieten und somit SÄMTLICHE Kosten auf die Mieter umlegen.

Ab April kostet die Fernwärme-kWh übrigens 16ct!
Günstige Gaspreise liegen zurzeit bei 7ct, also weniger als die Hälfte.

Es wäre ein falsches Signal, dass gerade umweltbewusste Energienutzer die Zeche dafür zahlen sollen.

Die umweltfreundliche Erzeugung von Fernwärme durch die Stadtwerke Leipzig ist schon mal begrüßenswert. Jetzt fehlt nur noch eine abnehmerfreundliche Preisgestaltung durch die Stadtwerke. Und als Aufgabe für den Bund, das das Monopol nur eines Anbieters für FW in den FW-Gebieten durch die Gesetzgebung aufgehoben wird damit der Verbraucher auf mehrere Anbieter zugreifen kann.

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