Schumann Reisen wird in Zukunft keine Reisen mehr in die Arktis und Antarktis anbieten. Das gab das Reiseunternehmen aus dem thüringischen Triptis am Montag, dem 25. März, bekannt. „Das lässt sich mit unserem Engagement für einen umweltverträglichen und klimaschonenden Tourismus nicht mehr vereinbaren“, erklärt Unternehmensgründer Thomas Schumann.
An Nord- und Südpol macht sich der Klimawandel besonders deutlich bemerkbar: Die Millionen Jahre alten Eiskappen, die so groß sind wie Kontinente, schmelzen. Laut Alfred-Wegener-Institut verschwinden pro Tonne CO₂ drei Quadratmeter des „ewigen Eises“. Bei einer Reise an die Pole verursacht ein Gast im Schnitt 13 Tonnen Treibhausgas-Emissionen.
Aus der Traum
Die unberührte Natur und Abgeschiedenheit, die gigantische Eislandschaft und faszinierende Tierwelt – eine Reise in die Arktis oder Antarktis ist der Traum vieler Menschen. Mit der fortschreitenden globalen Erwärmung, die insbesondere in der Arktis bereits deutlich sichtbare Veränderungen bewirkt hat, hat sich zudem ein „Tourismus der letzten Chance“ etabliert. Viele wollen die bedrohten polaren Eislandschaften und dort lebenden Tiere noch mit eigenen Augen sehen, bevor sie verschwunden sind.
„Reisen zum Nord- und Südpol sind in der Tat ein ganz besonderes und faszinierendes Erlebnis. Unsere Gäste, die das mit uns erleben wollten, bedauern sehr, dass wir diese Reisen nicht mehr anbieten“, sagt Schumann. Doch wer die einzigartigen, sehr sensiblen Ökosysteme erhalten wolle, müsse auf Reisen dorthin verzichten.
Ein Großteil der negativen Auswirkungen von polarem Tourismus beruht auf den klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen des Kreuzfahrtschiff- und Flugverkehrs. Neben den Schiffen verschmutzen die Motoren der Schlauchboote, mit denen die Touristen an Land gebracht werden, Luft, Wasser, Schnee und Eis vor Ort.
Besonders verheerend: Die Spuren touristischer Aktivitäten bleiben aufgrund der tiefen Temperaturen länger erhalten. Die Motoren der Schiffe erzeugen zudem Schall- und Druckwellen, die negative Auswirkungen auf marine Säuger wie Wale haben. Da die Tourismussaison mit der Fortpflanzungs- oder Brutzeit heimischer Tierarten zusammenfällt, werden diese häufig gestört.
Nicht nur die Schiffe, sondern auch die Touristen selbst stellen eine Gefahr für die Umwelt dar: Sie können Krankheitserreger in die sensiblen Ökosysteme der Polarregionen einschleppen und damit die Biodiversität gefährden.
Der arktische Tourismus hat keinen Sinn
„Ein weiterer wichtiger Grund für unseren Rückzug sind die fehlenden positiven Auswirkungen für die Bevölkerung. Während Tourismus in vielen Ländern den Menschen vor Ort Arbeitsplätze gibt und ihre Existenz sichert, spielt das vor allem in der Antarktis keine Rolle, denn dort gibt es keine lokale Bevölkerung“, erklärt der Firmengründer.
Schumann Reisen engagiert sich auch bei seinen anderen Angeboten für einen umweltverträglichen und sozial gerechten Tourismus, betont das Unternehmen.
Der Reiseveranstalter aus Thüringen orientiere sich bei seinen Aktivitäten für mehr Nachhaltigkeit an den Zielen der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO), die nachhaltigen Tourismus definiert als „Reisen, die die gegenwärtigen und künftigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen umfassend berücksichtigen, um den Bedürfnissen der Besucher, der Branche, der Umwelt und der gastgebenden Gemeinschaften gerecht zu werden“.
Ziel des Mittelständlers aus Triptis ist es, Reisen anzubieten, die verantwortungsvoll und im Einklang mit der Natur und der Gesellschaft sind. Schumann Reisen setzt dabei vor allem auf die Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase.
Bis 2027 soll der in Zusammenhang mit Reisen des Veranstalters produzierte CO₂-Ausstoß jedes Jahr um mindestens fünf Prozent gesenkt werden. Um zu wissen, wo Einsparungen möglich sind, hat Schumann Reisen in einem sehr aufwendigen Verfahren mit wissenschaftlicher Unterstützung die CO₂-Emissionen, die auf seinen Reisen verursacht werden, ermittelt.
Den eigenen Geschäftsbetrieb und Fuhrpark hat das Unternehmen bereits auf klimafreundlichen Öko-Strom umgestellt und Anpassungen im Angebot vorgenommen. So werden auf Touren mit einer Distanz von weniger als 600 Kilometern, etwa nach Wien oder Amsterdam, keine Flugreisen mehr, sondern Fahrten mit der Bahn angeboten.
Keine Kommentare bisher