Die Firma Wolfgang Herzog GmbH hat mit der Rekonstruktion von zwei Dachkuppeln in Leutzsch den dritten Preis gewonnen beim Denkmalpflegepreis 2022 der Handwerkskammer zu Leipzig. Der Preis wurde auf der „denkmal“-Messe am 25. November verliehen. – Er war ein erfolgreicher Unternehmer: Hermann Schlag, Chef und Eigentümer einer Buchdruckerei in Leipzig, träumte vom eleganten Wohnhaus als Altersruhesitz.
1895 war es in Leutzsch so weit – seine Villa Schlag im neobarocken Stil wurde vollendet. Die Krönung damals im wörtlichen Sinn: Das stattliche Schieferdach mit kleinerer und mit größerer Kuppel.
Die Jahrzehnte vergingen, Menschen zogen ein, Menschen zogen aus. Irgendwann hatte das inzwischen bejahrte Dach des repräsentativen Hauses umfangreichen Reparaturbedarf. Es wurde schließlich auch repariert – doch dabei verschwanden die beiden Kuppeln. War es Mangel an Schiefer, Mangel an Dachdecker-Fertigkeiten, Mangel an Geld? Oder Mangel an allen drei Dingen? Die Dokumente verschweigen die Antwort auf diese Fragen.
Was ist überhaupt ein Dach? Ein Dach ist im Bauwesen die handwerkliche Konstruktion, die die darunter liegenden Räume und Flächen nach oben abschließt. Es schützt vor Hitze und Kälte, vor Regen und Frost, vor allen Arten von Witterung. Das Dach trennt mit den Außenwänden den Außenraum von Wohn- und Lebensraum im Inneren. Seine Gestaltung ist prägend für das gesamte Bauwerk und verleiht ihm sein unverwechselbares Aussehen.
Das Dach ist also die Krone auf dem Haupt jedes Hauses, jeder Villa. Fragen Sie dazu mal einen Dachdecker – Sie werden höchstwahrscheinlich alles andere als eine wortkarge Antwort bekommen!
Der „Krone“ der Villa in Leutzsch fehlten seit dem „Umbau“ die bedeutsamen „Zacken“ – die Krone hatte erheblich an Strahlkraft eingebüßt.
Als Meilenstein für das Dach der Villa erwies sich schließlich der Eigentümerwechsel: Der neue Eigentümer erkannte das Fehlen der Kuppeln als Mangel und beschloss, sie wiederherstellen zu lassen.
Der Zuschlag ging an das Dachdeckermeister-Unternehmen gleich in der Nähe, die Wolfgang Herzog GmbH. Hinzu kamen die für den Auftrag erforderlichen anderen Gewerke, um dieses besondere Vorhaben zu verwirklichen.
Und so gingen die Dachspezialisten um Unternehmens-Chef Alexander Herzog (46) ans Werk. „Viele unserer Kunden wollen einen regionalen Auftragnehmer, jemanden aus der Nähe. Unsere Visitenkarten sind dabei unsere anspruchsvoll ausgeführten Dach-Arbeiten aus mehr als drei Jahrzehnten, die unser Unternehmen besteht.“
Gegründet, aufgebaut und viele Jahre geführt hat es Senior-Chef Wolfgang Herzog (68). Vier Gesellen gehören heute dazu, sie arbeiten in zwei Teams. Der Lehrling wechselt je nach Auftrag zwischen den Teams.
Jede besondere Dach-Rekonstruktion hat ihren Preis, drei Jahre dauerte es zum Okay für die Fördermittel. Von Anfang an gab es bei diesem Vorhaben ein enges Miteinander mit Frau Baumecker von Leipzigs Amt für Bauordnung und Denkmalpflege, Alexander und Wolfgang Herzog schätzen sie aus jahrelanger Zusammenarbeit.
Die denkmalpflegerische Abnahme verlief daher auch reibungslos. Die dabei angewandte Spitzwinkel-Schablonendeckung mit auslaufendem End- und Anfangsort – so die fachgerechte Bezeichnung – war „nichts Alltägliches“, erinnert sich Alexander Herzog und stapelt dabei tief.
Sie fand angemessene Anerkennung: „Die Kuppeln sind wohlproportioniert ausgebildet und handwerklich in hervorragender Art mit Naturschiefer gedeckt“, so die Jury zum Denkmalpflegepreis 2022 der Handwerkskammer zu Leipzig. „Die Flächeneindeckung der Kuppeln und Gauben erfolgte in Schuppendeckung und die Ortausbildung in einer Spitzortdeckung.“
Und weiter: „Der Dachdeckermeisterbetrieb Wolfgang Herzog GmbH hat in Zusammenarbeit mit den Zimmermännern, Stuckateuren und dem Metalldrücker eine vorbildhafte Leistung vollbracht. Sämtliche Anschlüsse wurden detailgenau mit den am Bau noch vorhandenen und als Vorbild dienenden Profilen ausgeführt. Die Zinkblechspitzen sind gemäß der historischen Zeichnung gefertigt worden. Mit einem gewissen Witz sind die ehemals schmiedeeisernen Zierelemente auf den historischen Gauben in Lasertechnik ausgeführt, wodurch mit der modernen Technik ein Hinweis auf die Rekonstruktion zum Ausdruck kommt.“
Nun strahlt sie wieder, die Krone der Villa in Leutzsch: für den Eigentümer zur Ehre, für die ursprünglichen Baumeister als Reverenz, für Leipzig als einzigartiges Baudenkmal. Und nicht zuletzt für das Dachdeckerunternehmen Herzog als herausragende, schieferüberzogene Visitenkarte.
*Text und aktuelle Fotos: Holger Zürch im Auftrag der Handwerkskammer zu Leipzig.
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