Die Verkehrsunternehmen aus Zwickau, Görlitz und Leipzig beschaffen künftig ihre neuen Straßenbahnen gemeinsam. Und jetzt ist auch klar, woher die neuen Bahnen kommen. Nachdem das notwendige, europaweite Ausschreibungsverfahren erfolgreich abgeschlossen wurde, hat sich LEIWAG – ein Konsortium der HeiterBlick GmbH aus Leipzig mit Kiepe Electric GmbH aus Düsseldorf – als Straßenbahnlieferant für dieses große Gemeinschaftsprojekt durchgesetzt. Ein Liefervertrag zwischen den Parteien konnte am 15. Dezember offiziell unterzeichnet werden.
„Im Rahmen der Mobilitätsstrategie 2030 gestalten wir in Leipzig die Verkehrswende schrittweise für die Bürger. Dazu gehören auch moderne, attraktive Straßenbahnen. Umso mehr freut es mich, dass sich ein Leipziger Unternehmen, nach einem offenen, europaweiten Verfahren, durchsetzen konnte“, erklärt dazu Oberbürgermeister Burkhard Jung.Im Sommer 2019 wurde das Projekt zusammen mit den Verkehrsbetrieben aus Görlitz und Zwickau unter dem offiziellen Projektnamen „Sächsische Plattform – Straßenbahn der Zukunft“ gestartet, um gemeinsam die Herausforderungen der Verkehrswende in den Kommunen zu gestalten und Kostensynergien zu nutzen. Mit Blick auf zukünftige technologische Entwicklungen enthalten die Angebote auch Lösungen und Konzepte für Fahrerassistenzsysteme und alternative Antriebe wie Wasserstoff.
Die Arbeiten an den Ausschreibungsunterlagen konnten plangemäß Anfang 2020 abgeschlossen werden, sodass die Ausschreibungsphase mit einem vorgeschalteten Teilnahmewettbewerb startete, teilen die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) mit. Die ersten indikativen Angebote gingen im Oktober 2020 bei den Verkehrsunternehmen ein.
„Dass es uns zusammen mit unseren Partnern in Leipzig und Zwickau gelungen ist, dieses wichtige Projekt zustande zu bringen, ist ein großer überregionaler Erfolg und ein gutes Beispiel für gelungene interkommunale Zusammenarbeit. Damit legen wir den Grundstein für ein Zukunftsprojekt mit Modellcharakter in Sachsen“, ergänzt der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu.
Und auch Zwickaus Oberbürgermeisterin Constance Arndt freut sich über das gemeinsame Projekt: „Die Straßenbahnen bewegen seit über 125 Jahren die Zwickauerinnen und Zwickauer. Das soll in Zukunft so bleiben – auf dem Weg zu einem modernen, effizienten und für die Bürger leistungsfähigen ÖPNV. Dafür bilden die neuen Bahnen eine unverzichtbare Grundlage.“
Ab 2024: Größere Straßenbahnen für Leipzig
Für die Leipziger Verkehrsbetriebe ist dies das größte Straßenbahnprojekt der LVB-Geschichte, betont das Leipziger ÖPNV-Unternehmen. Der nun geschlossene Vertrag sieht die Lieferung von 25 45-Meter-Fahrzeugen sowie weitere Optionen mit bis zu 130 Fahrzeugen vor. Mit den Straßenbahnen der neuen Fahrzeuggeneration passen die LVB ihre Kapazitäten an die gewachsene Bevölkerungszahl sowie die gesteigerten Ansprüche der Kunden an. Die neuen und 2,40 Meter breiten Bahnen sollen ab 2024 für die Leipziger unterwegs sein und die Fahrzeuge des Typs NGT8, die sich am Ende ihres Lebenszyklus befinden, schrittweise ablösen.
„Für unsere Kundinnen und Kunden wollen wir mit den breiteren Fahrzeugen und innovativen technischen Lösungen die Attraktivität unseres Angebotes weiter steigern. Nach dem Wettbewerbsverfahren, das auch ausgeschiedene Bieter als fair bezeichnet haben, freuen wir uns, jetzt gemeinsam neue Fahrzeuge zu bestellen“, betont Ulf Middelberg, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Verkehrsbetriebe.
Die Entwicklung und Beschaffung der neuen Bahnen fußt auf einem Konzept/Strategie zur Entwicklung der Straßenbahnflotte bis 2030, das die bedarfsgerechte Erweiterung der LVB-Fahrzeugflotte sicherstellt und einen Beitrag zur Erfüllung der Energie- und Klimaziele der Stadt Leipzig leisten soll. Immerhin geht es in der nachhaltigen Mobilitätsstrategie der Stadt um die Erhöhung der Fahrgastzahlen im ÖPNV von rund 160 Millionen vor der Corona-Pandemie auf künftig 230 Millionen.
Was aber nur mit größeren Fahrzeugen und dichteren Takten und einem Ausbau des Liniennetzes zu erreichen ist. Um breitere Fahrzeuge einsetzen zu können, werden Gleise und Haltestellenbereiche im Leipziger Straßenbahnnetz schon seit Jahren systematisch aufgeweitet.
Die Neuen kommen aus Leipzig
Und nachdem der Zuschlag für die XL-Straßenbahnen noch am Leipziger Straßenbahnbauer HeiterBlick vorbeigegangen war, ist das Unternehmen aus Plagwitz diesmal mit dabei.
„Als sächsischer Straßenbahnhersteller mit Fertigungsstandorten in Leipzig und Grimma ist die Beauftragung über die Lieferung der Sächsischen-Plattform-Fahrzeuge eine große Ehre. Die Herausforderung in dem Projekt liegt in der hohen Innovation sowie in der Umsetzung von umweltfreundlichen Antriebstechnologien, womit wir auch die Bedeutung des Wasserstoffstandortes Sachsen unterstreichen. Gerade in den durch die Pandemie erschwerten Bedingungen für Betrieb und Mitarbeiter kommt diese Auftragsvergabe einem schönen Weihnachtsgeschenk für mich und alle Mitarbeiter gleich – das sichert und schafft auf lange Zeit Perspektiven – in ganz Sachsen“, sagt Samuel Kermelk, Geschäftsführer der HeiterBlick GmbH.
Durch die enge Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben aus Zwickau und Görlitz wird die „Straßenbahn der Zukunft“ nicht nur in Leipzig, sondern auch in weiten Teilen Sachsens präsent sein. Die Gemeinschaftsvergabe führt außerdem zu technischen und wirtschaftlichen Synergien, z. B. im Prozess der Fahrzeugzulassung und im Betrieb der Fahrzeuge (Wartung, Instandhaltung, Ersatzteilbevorratung).
Mit einer regionalen Wertschöpfung von fast 40 Prozent in Sachsen und zwei Dritteln in Mitteldeutschland werde damit außerdem der Industriestandort Sachsen gestärkt und Arbeitsplätze in Sachsen gesichert, betonen die drei Partner.
Modernisierungsschub für Zwickau und Görlitz
„Mit den neuen innovativen Bahnen erreichen wir unser Ziel, eine niederflurige Fahrzeugflotte in Zwickau einzusetzen. Die neuen Niederflurstraßenbahnen lösen vollumfänglich die derzeitigen Tatra-Hochflurstraßenbahnen ab und ermöglichen dabei, mit den modernisierten Bestandsfahrzeugen, den mobilitätseingeschränkten Fahrgästen eine uneingeschränkte Nutzung des ÖPNV“, freut sich Steve Preißner, Geschäftsführer Städtische Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH auf das Zwickauer Niederflur-Zeitalter.
„Somit bieten wir all unseren Fahrgästen höchsten Komfort und Sicherheit, um den ÖPNV in Zwickau in den nächsten Jahren noch deutlich mehr in den Fokus zu rücken und damit langfristig die Fahrgastzahlen zu steigern. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit und Gesamtvergabe mit Leipzig und Görlitz ist ein wichtiger Punkt, um den ÖPNV zukünftig weiter regional voranzubringen und in den Städten daraus entsprechende Synergien zu ziehen.“
Und auch Görlitz profitiert von der Kooperation.
„Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern sind wir in der glücklichen Lage, ein modernes, wirtschaftliches und innovatives Fahrzeug zu beschaffen, welches nicht nur auf dem neuesten technischen Stand ist, sondern auch Platz für zukünftige technische Neuerungen vorsieht“, ergänzt Sven Sellig, der Geschäftsführer der Görlitzer Verkehrsbetriebe GmbH.
600 Millionen Euro für den ÖPNV
Das gemeinsame Beschaffungsprogramm bis voraussichtlich 2030 hat – inklusive aller Optionen sowie der Entwicklungskosten und des Ersatzteilpaketes – einen Gesamtumfang von rund 600 Millionen Euro. Durch die gemeinsame Bestellung der ersten Fahrzeuge aller drei sächsischen Verkehrsunternehmen konnte somit ein Kostenvorteil von insgesamt 27 Millionen Euro generiert werden, betonen die LVB.
Dieser Vorteil ist maßgeblich auf Einmal- und Entwicklungskosten für eine gemeinsame Fahrzeugplattform zurückzuführen. Noch im Jahr 2020 wird das sogenannte Pflichtenheft erstellt, sodass die Fertigung der neuen Bahnen 2023 beginnen kann. Die Lieferung und der Probebetrieb sollen dann 2024 erfolgen.
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Ich hatte die Pressemitteilung heute Vormittag schon gelesen und dachte gerade beim Lesen dieses Artikels einige Formulierungen wiederzuerkennen:
https://www.l.de/verkehrsbetriebe/nachrichten/ansicht/zwickau-g-rlitz-und-leipzig-beschaffen-stra-enbahnen-gemeinsam-304/
Aber wenn man vergleicht: das sind nicht nur ein paar Formulierungen, die sich mit dem Text hier gleichen…
Zum Thema: Schönes Projekt für die Leipziger Industrie. Hoffentlich wird die Qualität der NGT8 (anzugstark, leise, haltbar) mit dem neuen Modell wieder erreicht und nicht wie beim Leoliner, der ja auch mit Kiepe zusammen bei Heiterblick entstand, ein schepperndes dröhnendes Sparmodell, was wahrlich kein Aushängeschild für einen städtischen Nahverkehr ist und weiterhin beim Anfahren und Bremsen heftig EM-Strahlung bis in den UKW-Bereich abgibt.
In Dresden ging man zuletzt mit Bürgerbeteiligung an die neue Straßenbahn ran (Sitzgestaltung, Türdrücker, Platzangebot). Das wäre für Leipzig vielleicht auch mal ein Weg. Eventuell kommt man dann auch drauf, dass die erste Tür nicht direkt beim Fahrer sein muss, sondern dort noch zwei Sitzplätze hin können.