Leipzigs Verkehrszukunft ist offen. Sie wird anders sein als heute. Keine Frage. Wenn Leipzig in zehn Jahren noch eine fรผr Zuzรผgler spannende Stadt sein soll, dann wird es hier mehr und besseren รPNV geben. Und ein anderes Verhรคltnis zum fahrbaren motorisierten Untersatz. Dann werden weniger Leute ein eigenes Automobil vor dem Haus stehen haben, sondern sich Autos mieten, wenn sie mal welche brauchen. Am Dienstag, 6. Februar, startete die Leipziger Fima Mobility Center das Projekt "cityflitzer".
Mit groรem Autokino im Werk 2 und einer Halle voller kleiner VW-Pkw, diesmal nicht rot lackiert wie die TeilAutos, die man an den bekannten festen Stationen in der Stadt findet, sondern weiร, mit grรผn-blauer โcityflitzerโ-Schrift an der Seite und einem angedeuteten blauen Superhelden-Mantel, der zum neuen Werbespruch gehรถrt: โHeld, wo du willst!โ Den kann man auch auf der Karosserie lesen.
Die Idee, so betonte am Dienstag Patrick Schรถne, Geschรคftsfรผhrer der Mobility Center GmbH (die auch โteilAutoโ betreibt), gehe seit 2008 durch die Branche. Damals waren es die Autokonzerne, die als erste darรผber nachdachten, ein System mit Autos zu schaffen, die รผberall im Stadtgebiet stehen und von interessierten Nutzern einfach genutzt werden kรถnnen, wenn sie mal eins brauchen: Auto-to-go.
Man wird nicht Mitglied einer Community wie bei โteilAutoโ, zahlt keine Jahresbeitrรคge, sondern nur fรผr die genutzte Zeit und die zurรผckgelegten Kilometer, also so รคhnlich wie bei Mietautos. Nur sollte das Ganze einfacher sein, ohne ewig lange Anmeldung und hohe Kosten. Richtig flexibel. Einfach per Smartphone.
Nach zehn Jahren scheint die Idee Boden unter den Fรผรen zu bekommen. Im September 2017 schlug sie auch im Leipziger Stadtrat auf. Da legte das Dezernat Stadtentwicklung und Bau die Vorlage fรผr ein fรผnfjรคhriges Pilotprojekt โRegelungen zur Einrichtung von flexiblem Carsharing in Leipzigโ vor. Hat das jetzt die Idee fรผr den โcityflitzerโ in die Gรคnge gebracht?
Nein, sagte Manuel Emmelmann, der Projektleiter fรผr โcityflitzerโ, am Dienstag. Schon seit 2015 arbeite man an der Idee, beobachte den Markt genau. Im Dezember 2015 sei man auf die Stadtverwaltung zugegangen und habe vorgefรผhlt, wie man dort zu dem Vorhaben stรผnde. Im Frรผhjahr 2017 habe man sich dann endgรผltig entschieden, das Projekt โcityflitzerโ umzusetzen. Man investierte eine sechsstellige Summe in 100 VW-Pkw, von denen nur ein Bruchteil am Dienstag ins Werk 2 passten. Dienstag war auch offizieller Start fรผr das Projekt, das eben kein Pilotprojekt ist. Man will wirklich wissen, wie so etwas in Leipzig funktioniert und ob 100 Fahrzeuge reichen.
Denn die stehen ja dann in einem grรถรeren (aber begrenzten) Stadtgebiet, so dass mรถgliche Nutzer kurze Wege haben zum nรคchsten verfรผgbaren Fahrzeug. โteilAutoโ-Nutzer kรถnnen sofort mitmachen und das โFreefloatingโ-Angebot parallel nutzen. Jeder Andere kann sich direkt รผber eine App anmelden, sich online registrieren und per Live-Chat freischalten lassen.
Die Kosten fรผr das Angebot liegen etwas รผber den Leipziger รPNV-Kosten.
Feste monatliche Grundbetraฬge gibt es bei โcityflitzerโ nicht. Die Kosten pro Fahrt setzen sich aus einem Zeit- und Kilometerpreis zusammen. Pro Stunde werden 2,40 โฌ und pro gefahrenem Kilometer 0,24 โฌ berechnet. Die Tankkosten sind darin bereits enthalten. Bei jeder Nutzung wird die erste Stunde voll berechnet, danach erfolgt die Abrechnung im 15-Minuten-Takt.
Fahren kann man dann, wohin man will und solange man will. Nur abstellen muss man das Fahrzeug hinterher wieder in einem klar abgegrenzten Leipziger Innenstadtbereich. Das hat schlicht damit zu tun, dass dieses Angebot nur dann funktioniert, wenn Interessenten sofort ein frei verfรผgbares Auto in ihrer Nรคhe finden, sagt Emmelmann. Die โcityflitzerโ-Dichte muss also recht hoch sein, damit das System attraktiv wird.
Deswegen probiere man das Ganze auch erst einmal nur in einer Stadt. Leipzig sei dazu ideal. Und vielleicht wisse man in ein paar Wochen oder Monaten, ob es so gut angenommen wird, dass sich die Anschaffung weiterter Fahrzeuge oder gar ein Projektstart in anderen Stรคdten (etwa Dresden) auch lohne. โDas wollen wir erst einmal beobachtenโ, sagt Patrick Schรถne.
Und wie ist das mit dem Pilotprojekt der Stadt Leipzig, das ja eindeutig auf andere Anbieter zielt, die โ laut Stadtratsvorlage โ Interesse an einem Engagement in Leipzig zeigen?
โWir haben das nicht mehr stoppen kรถnnenโ, sagt Schรถne.
Andererseits steckt Leipzig ja lรคngst im Wandel. In allen attraktiven Innenstadtvierteln ist der Parkplatz Mangelware geworden. Die Straรen sind vollgestellt. Aber da macht dann die Anschaffung eigener Autos immer weniger Sinn. Deswegen rechnen Schรถne und Emmelmann auch damit, dass immer mehr Leipziger in ihrem Mobilitรคtsverhalten flexibler werden
โWir verstehen โcityflitzerโ als Ergรคnzung zu unserem stationsbasierten teilAuto-Angebot. Es soll vor allem Einwegfahrten innerhalb der Stadt abdeckenโ, sagt Patrick Schรถne. Und Manuel Emmelmann: โWir sehen im Mix aus kombiniertem Carsharing, Bus, Bahn, Rad- und Fuรverkehr aktuell das grรถรte Potential fur eine nachhaltige, klimabewusste Mobilitรคt.โ
Vielleicht geht die Zeit des eigenen Automobils tatsรคchlich vorbei und die eigentliche Autozukunft sind solche stets verfรผgbaren Autos, die man nur nutzt, wenn man sie wirklich braucht. Und dann einfach stehen lรคsst fรผr den nรคchsten Nutzer.
Was trotzdem die Frage nach den Abstellflรคchen fรผr diese Autos aufwirft, die jetzt die Stadt Leipzig klรคren muss โ im Pilotprojekt oder in einer Extra-Vorlage. Denn wenn die neuen Teil-Autos nicht StVO-gerecht abgestellt werden kรถnnen, hat man in den dicht bewohnten Vierteln noch mehr Autos, die alles zuparken. Sinn macht das Ganze aber erst, wenn gleichzeitig immer mehr Autobesitzer ihr Fahrzeug abschaffen und Platz fรผr die geteilten Autos entsteht.
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
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Denke schon, dass das klappt und Zukunft hat. Mein jetziger Privat-PKW ist mein letzter und geht bald zurรผck an den Hรคndlerโฆ