Man fuhr in weihnachtlicher Stimmung vorbei und wunderte sich. Was leuchtete da in der Nacht? Ach ja, das Ring-Café. Schnell wieder vergessen. Das Ring-Café hat doch schon immer geleuchtet. Denkste, meldet jetzt die LWB, der die großen Ringbauten gehören. Was da in der Adventszeit leuchtete, war schon lange nicht mehr die alte Leuchtreklame.
Die hätte man schon gern wiederbelebt. Aber das war zumindest mit dem alten Material nicht mehr möglich. Das war ja schon über 60 Jahre alt. Die jungen Leipziger, die 1956 bei der Eröffnung des Ring-Cafés tanzten, sind heute längst hochbetagte Greise. Damals, 1956, als das Café in der neuen Ringbebauung eröffnet wurde, galt es als größter Tanzboden der DDR.
Aber die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) als Eigentümerin des denkmalgeschützten Ensembles am Rossplatz hat die geschwungene gelbe Schrift, die seit den 1990er Jahren kaputt war und nicht mehr leuchtete, jetzt komplett erneuern und auf energiesparende LED-Technik umstellen lassen. Seit Freitag, 12. Januar, leuchtet das Ring-Café wieder.
„Es war leider aufgrund ihres schlechten Zustandes nicht möglich, die alte Werbeanlage zu sanieren“, erklärt Jürgen Fellenberg, Bautechniker bei der LWB. Deshalb mussten alle Buchstaben detailgetreu mit Hilfe von Schablonen nachgebaut werden. Dies betrifft sowohl den großen Schriftzug mit einer Höhe von 1,80 Metern und einer Länge von 9,50 Metern als auch die insgesamt vier kleineren Leuchtreklamen über den Hauseingangsarkadien. Diese bringen es immerhin auch auf eine Höhe von 0,85 Metern.
„Durch die Ausstattung mit LED-Beleuchtung können wir den Stromverbrauch um rund zwei Drittel senken“, nennt Fellenberg den wichtigsten Gewinn bei dieser Neufiguration.
Der Farbigkeit der Schrift schade die Modernisierung nicht. Sie leuchtet in jenem Gelb, das vor gut 25 Jahren erloschen war. Insgesamt hat die Erneuerung der Leuchtreklame rund 40.000 Euro gekostet und etwa sieben Monate gedauert. DurchgefĂĽhrt wurden die Arbeiten von der Firma Seiwo Technik GmbH aus dem erzgebirgischen Drebach.
Für Birgit Heßler, Ende der 1980er-Jahre Restaurantchefin im Ring-Café und seit 2006 Pächterin des Traditionslokals, war die Rückkehr der Leuchtreklame ein echtes Geschenk. „Wir konnten die Strahler, mit denen wir jahrelang ein bisschen Glanz in die Fenster und an die Fassade gebracht haben, endlich abbauen“, sagt sie.
Wie Birgit Heßler berichtet, gehört das Ring-Café noch immer (oder besser: wieder) zu den angesagten Adressen in Leipzig. Mit 15 bis 20 Veranstaltungen pro Monat sei der große Saal in der 1. Etage – das Erdgeschoss ist an eine Kirche verpachtet – gut ausgelastet. Von der Abifeier über die Hochzeit, vom Tanznachmittag bis zur Modenschau reicht die Liste der Events.
Und was sah man da in der Weihnachtszeit leuchten?
„Wir haben die Anlage wenige Tage vor dem vierten Advent im Probebetrieb getestet. Danach folgten bis Anfang 2018 noch Feinabstimmungen. Zudem waren noch die vier kleineren Schriften zu komplettieren. Danach installierte unser LWB Serviceteam die Zeitschaltuhren und Dämmerungsschalter“, erzählt Fellenberg über die Vor-Arbeiten.
Im Zuge der 2012 begonnenen Fassadensanierung der Ringbebauung hatte die LWB auch die Erneuerung der kaputten Leuchtschrift über dem Ring-Café in Angriff genommen. Insgesamt wurden in die Fassadensanierung bislang rund 2,5 Millionen Euro investiert. 2018 soll das etappenweise umgesetzte Projekt fertiggestellt sein, kündigt das städtische Wohnungsunternehmen an.
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