Na, den erzählen wir noch. Ist kein Witz. Ist sogar ein bisschen ernst. Und es geht nur indirekt um Porsche. Auch wenn bei einem Termin bei Porsche auch der Oberbürgermeister der Porsche-Stadt Leipzig angeflitzt ist. Aber im Kern geht es um ein kleines Unternehmen, das versucht, eine gute Idee als Geschäftsgrundlage umzusetzen.
Es geht um Ressourcen. Gerade hat ja Leipzigs Stadtreinigung Schreiben an alle Haushalte verschickt, weil tausende Leipziger noch immer nicht begriffen haben, was in welche Tonne gehört. Weil deshalb die Wertstoffe nicht getrennt sind, sondern aufwendig erst wieder sortiert werden müssen, wird die Abfallentsorgung der Leipziger teurer. Für alle. Es gibt schon Häuser, wo es deshalb richtig Krach gibt, denn da zahlen dann alle, die sich wirklich um teilgenaue Trennung bemühen für die Rücksichtslosigkeit der Flachköpfe mit, die es nicht begreifen wollen. Oder die wirklich zu dumm sind.
Ist ja auch nicht einfach.
Müll-Spezialisten empfehlen schon seit Jahren, doch lieber alles wieder in eine Tonne zu schmeißen und dafür ein besseres Sortiersystem zu bauen.
Was hat das mit Porsche zu tun? Erst mal wenig, außer dass auch die dortigen Angestellten ihre Sorgen damit haben dürften, wohin sie nun welchen Müll stecken.
Das geht schon bei elektrischen Kleingeräten los. In Leipzig kann man sie eigentlich mit in die Gelbe Tonne stecken. Das sortiert dann die Abfallwirtschaft wieder raus. Hauptsache, die verbauten Rohstoffe kommen irgendwie wieder in den Kreislauf.
Aber manchmal zögert der Mensch. Gerade wenn es um eher edlere Schrottteile geht – wie alte Handys.
Gibt es keinen direkteren Weg, die durchaus recycelbaren Kleingeräte wieder zurück in die Kreisläufe zu bringen?
Um so eine Idee ging es am Dienstag, 20. Juni, beim Fototermin im Porsche-Gelände. Denn Porsche macht jetzt bei einer Idee mit, die drei Absolventen der HHL seit 2014 in Leipzig umsetzen: Erst einmal testweise – als dreimonatiges Pilotprojekt mit dem sächsischen Dienstleistungsunternehmen Binee. So nennt sich die kleine Firma der drei HHL-Absolventen Martin Jähnert, Marilu Valente und Florian Eidner
Mit ihrer Idee waren sie mal Teil des Accelerator SpinLab der HHL Leipzig Graduate School of Management. Das Programm fördert junge Wissenschaftler und Gründer. Es ermöglicht ihnen, eigene Geschäftsideen bis hin zur Umsetzungsreife zu entwickeln. Das wünscht sich so mancher – auch außerhalb der HHL.
Aber gerade daran merkt man, dass so ein Gründungs-Inkubator in Sachsen nach wie vor eine Ausnahme ist.
Worum geht es?
Das 2015 gegründete Leipziger Start-up Binee hat einen Recyclingkreislauf entwickelt, der die Entsorgung von alten Elektrogeräten belohnt, die Wiederverwertung gezielt steuert und somit den unnötigen Abbau von Rohstoffen vermeidet.
Das Meiste auf der Binee-Homepage ist auf Englisch. Das ist zumindest für ein regional agierendes Unternehmen eine nicht so kluge Idee.
Nach Auskunft der drei, erfährt jeder, der bei ihrem System mitmacht, was aus seinem alten Elektronikteil wird.
„Wir finden die ökologischste Verwendung für die gesammelten Geräte und informieren Dich darüber, was mit Deinem alten Gerät passiert“, heißt es auf der Website.
Das beantwortet natürlich noch nicht alle Fragen. Aber einige findet man dann bei Binee beantwortet. Zum Beispiel die, was dann mit den Geräten passiert: „Wenn die binee Box voll ist, werden die enthaltenen Geräte zum Recycler geschickt. Dort werden sie sortiert und, wenn wiederverwendbar, zur Wiederverwendung vorbereitet. Andernfalls werden sie in ihre Komponenten zerlegt, von Schadstoffen entfrachtet und nach den enthaltenen Wertstoffen sortiert und an die nächste Recyclinganlage gegeben, die auf diese Stoffe spezialisiert sind. Wir können die Kette noch nicht bis zum Schluss verfolgen, aber haben durch die Wahl unserer Partner Sicherheit, dass die erste Zerlegung unter kontrollierten und bestmöglichen Bedingungen für Gesellschaft und Umwelt stattfinden. Wenn Dich die weitere Kette interessiert, schicken wir Dir eine Tracking-Nachricht und sagen Bescheid, wenn Dein Gerät beim Recycler gelandet ist.“
Und wer sein Gerät in die Box legt, bekommt noch einen Gutschein, wird also belohnt.
Begründung: „Die binee sollte schon immer ein Tönnchen werden, das den Nutzer für die richtige Aktion belohnt. Unsere Umfragen haben uns gezeigt: manche Nutzer wünschen sich einfach eine Rückgabemöglichkeit, andere eine transparentere Entsorgungskette und wieder andere wünschen sich eine geldwerte Belohnung. So kamen wir zum werbefinanzierten Recycling: die Gutscheinpartner zahlen für den Service. Denn Elektrogeräte zu sammeln erzeugt Aufwand und Kosten, aber bringt fast kein Geld aus den gesammelten Wertstoffen.“
Seit vergangener Woche haben nun also auch die 4.100 Mitarbeiter am Porsche Standort Leipzig die Möglichkeit, ihre Mobiltelefone und Elektrokleingeräte so zu entsorgen, dass sie gleich wieder in die Verwertungskette kommen.
Den Auftakt gaben ganz offiziell Dr. Joachim Lamla, kaufmännischer Geschäftsführer der Porsche Leipzig GmbH, Oberbürgermeister Burkhard Jung und Martin Jaehnert, Geschäftsführer von Binee.
„Die Zusammenarbeit des traditionsreichen Unternehmens Porsche und dem Start-up Binee ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Symbiose aus Wirtschafts- und Innovationskraft in Leipzig. Junge Unternehmer wirken wie ein Turbo für den Aufschwung der Stadt. Daher schätze ich sehr, dass Porsche diesen Spirit fördert und eine partnerschaftliche Kooperation mit jungen Unternehmen ermöglicht“, meinte Jung.
Und von Porsches Seite wurde betont, dass man bereits seit 2013 eine enge Partnerschaft mit der HHL pflegt und mit dem HHL-Accelerator SpinLab kooperiert.
Joachim Lamla: „Wir sind Partner der jungen Leipziger Start-up-Szene, denn sie bereichert unsere Arbeit am Standort auf vielfältige Weise. Der Innovationsgeist, gepaart mit Motivation und Querdenkertum, bringt Projekte auf den Markt, die Impulse für unsere Unternehmensaktivitäten und unsere Mitarbeiter geben. Im Falle von Binee profitiert darüber hinaus der Umweltschutz.“
Im Leipziger Stadtgebiet findet man übrigens schon mehrere solcher Binee-Boxen. Vielleicht animiert die Idee ja tatsächlich dazu, dass Elektrokleingeräte schneller wieder zurückfließen in den Wertstoffkreislauf.
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Hoffentlich werden die Geräte nicht nach Afrika exportiert und dort auf die Deponien verbracht, wo dann Menschen unter gesundheitsschädlichem Verbrennen die Wertstoffe gewinnen! Alles schon im Fernsehen gesehen und wer weiß, vielleicht sind da sogar alte Fernseher, Kühlgeräte usw. aus Deutschland dabei!