Während sich die deutschen Autominister darüber streiten, ob Dieselkraftstoff nun stärker besteuert werden soll, Dieselautos sogar ganz aus den Städten verschwinden sollen oder Diesel nach wie vor eine Zukunftstechnologie ist, setzt auch der russische Gasriese Gazprom lieber auf ein anderes Pferd: Die Gazprom Germania GmbH baut ihr Erdgastankstellennetz aus.
Zum 1. Januar 2016 übernimmt sie jetzt drei Erdgastankstellen des regionalen Energieversorgers Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH (MITGAS) in den Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt. Eine Übernahme sozusagen auf Hoffnung, denn neben (reinen) Elektrofahrzeugen werden Erdgasfahrzeuge schon seit Jahren als umweltfreundlichere Alternative zu den klassischen Sprit-Schluckern gehandelt. Nur steigen die Autokäufer trotzdem kaum auf die Alternativen um.
Erst vor wenigen Wochen hat das Bundeswirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Gewerkschaft IG Metall eine Erklärung unterzeichnet, wonach der Anteil von Erdgas am Kraftstoffmix im Straßenverkehr bis 2020 verzehnfacht werden soll. Aber selbst eine Verzehnfachung ist eher ein Witz. Nur zum Vergleich die Zahlen aus Sachsen: auf 2,09 Millionen Personenkraftwagen, die zum 1. Januar 2015 registriert waren, kamen ganze 2.356 Erdgas betriebene Kraftwagen, ein Anteil von lächerlichen 0,1 Prozent.
In Leipzig war der Anteil etwas höher. Auf 211.787 Personenkraftwagen kamen hier 602 Erdgas betriebene Fahrzeuge. Das hat nicht nur mit den verfügbaren Erdgastankstellen zu tun, sondern auch mit den Aktivitäten der Verbundnetz Gas AG (VNG), die natürlich versucht, das von ihr vertriebe Erdgas auch für die Betankung von Autos unterzubringen.
Dass freilich die sächsische Politik ihre eigenen Verheißungen zu alternativen Antrieben der Zukunft nicht allzu ernst nimmt, sieht man an den verfügbaren Statistiken, in denen man sich nach wie vor auf die klassischen Otto- und Dieselmotoren (die zusammen 98,6 Prozent des Marktes abdecken) fokussiert und alle Alternativen vom Erdgas bis zum Elektroantrieb meist unter “sonstige” zusammenfasst.
Aber wenn der Straßenverkehr in Sachsen sauberer werden soll, muss sich das Verhältnis deutlich ändern.
“Mit dem Ausbau unseres Erdgastankstellennetzes tragen wir dieser Entwicklung Rechnung. Wir sind fest davon überzeugt, dass Erdgas eine bedeutsame Rolle im Verkehrssektor spielen wird und investieren daher weiter intensiv in die Erdgasmobilität“, formuliert zumindest Timo Vehrs, Direktor Geschäftsentwicklung der Gazprom Germania, den eigenen Anspruch.
Insgesamt plant das Unternehmen den Betrieb von mindestens 50 Erdgastankstellen bis Ende 2016. Die drei Erdgastankstellen der MITGAS befinden sich in Leipzig (Kossaer Straße 1), Schkeuditz (Bierweg 6) und Halle (Rosenfelder Straße 13). Mit dem Zukauf betreibt Gazprom Germania derzeit bundesweit 38 Erdgastankstellen.
In Deutschland sind derzeit insgesamt rund 100.000 Erdgasfahrzeuge registriert und mit 920 Erdgastankstellen steht eine durchaus flächendeckende Infrastruktur bereit.
Erdgasfahrzeuge stoßen bis zu 15 Prozent weniger CO2 als Dieselfahrzeuge und 25 Prozent weniger als Benziner aus und die Stickoxid-Emissionen liegen im Vergleich zu Dieselmotoren sogar um bis zu 95 Prozent niedriger. Erdgasautos leisten damit einen wichtigen Beitrag, dass vor allem in Ballungszentren die häufig hohe Schadstoffbelastung deutlich verringert wird, betont Gazprom Germania deshalb in seiner Meldung zur Übernahme der drei Tankstellen. Darüber hinaus bringe Erdgas an der Zapfsäule unter Berücksichtigung des höheren Energiegehalts eine Kostenersparnis von 50 % gegenüber Benzinern und rund ein Drittel im Vergleich zu Diesel.
“Damit ist und bleibt Erdgas trotz der rückläufigen Preisentwicklung bei Diesel und Benzin immer noch deutlich günstiger“, betont Vehrs.
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