Es geht den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) genauso wie ihren Mietern: Vor einem Umzug fürchten sie sich - und freuen sich gleichzeitig aufs neue zu Hause, - sorry: Zuhause. Der Wahlspruch der Leipziger Wohnungsgesellschaft ändert sich ja auch - samt Adresse und Telefonnummern. Am Donnerstag, 15. Oktober, kommen die Packer.

22 Monate nach Beginn der Bauarbeiten bezieht die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) dann ihren neuen Unternehmenssitz in der Wintergartenstraße 4. Damit liegt das Bauprojekt genau im Zeitplan, betont die Geschäftsführung des stadteigenen Unternehmens. Vom 15. bis 19. Oktober findet der Umzug von der Prager Straße 21, wo die LWB seit 19 Jahren Mieter eines Bürogebäudes war, in den Neubau statt.

Auf den Tisch kam das Projekt erstmals 2013, als die LWB sich durch mehrere Paketverkäufe auch finanziell wieder so weit frei geschwommen hatte, dass sie auch wieder an Neubau denken konnte. Dabei kam auch die Kalkulation auf den Tisch, was ein Verbleib im angemieteten Gebäude an der Prager Straße kosten würde oder ob sich ein eigener Neubau rentieren würde, erst recht, wenn man dabei die Nebenkosten besser im Griff hätte. Im Ergebnis entschied sich der Aufsichtsrat für Variante 2. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der Grundstein gelegt.

Jetzt heißt es fünf Tage lang im einen Gebäude ausräumen und einpacken und im anderen gleich wieder ausräumen und aufstellen und weitermachen, Etage für Etage wird auf diese Weise umgezogen.

Von den rund 430 Beschäftigten der LWB wird ein Großteil im neuen Unternehmenssitz tätig sein. 280 Arbeitsplätze werden dort untergebracht. Das dezentrale Netz der Mieterbetreuung mit zwölf Außenstellen, den sogenannten Servicekiosken, bleibt erhalten, betont die LWB extra, weil da und dort schon Befürchtungen laut wurden, Mieter müssten künftig alle ihre Probleme in der Wintergartenstraße klären. Dem ist nicht so. Auch der Betrieb LWB Hausmeisterservice und das LWB Serviceteam behalten ihre Adressen in Leipzig-Schönefeld und in Leipzig-Stötteritz.

Geplant waren für das Gebäude samt der darunter liegenden Tiefgarage und der Außenanlagen Investitionen in Höhe von 19,1 Millionen Euro. 2010 führte die LWB einen städtebaulichen Ideenwettbewerb für die Neubebauung des zentral gelegenen Platzes am Innenstadtring durch. Die Siegerentwürfe gaben schließlich die Rahmenbedingungen für die künftige Flächennutzung vor. Zwei Jahre später folgte ein Realisierungswettbewerb für den Neubau des LWB-Firmensitzes. Für den Neubau des Unternehmenssitzes hatte der LWB-Aufsichtsrat 2013 votiert.

Der neue LWB-Sitz am Wintergartenhochhaus. Foto: LWB, Peter Usbeck
Der neue LWB-Sitz am Wintergartenhochhaus. Foto: LWB, Peter Usbeck

“Zwar sind noch nicht alle Endabrechnungen erfolgt. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir jedoch sagen, dass das Projekt im Kostenrahmen liegt“, erklärt Dr. Gabriele Haase, Geschäftsführerin Wohnungswirtschaft und Bau der LWB. “Angesichts der komplizierten Baubedingungen auf dem Grundstück sind wir stolz darauf, dass das Gebäude pünktlich fertiggestellt wurde und im Kostenrahmen liegt.”

Und Ute Schäfer, Geschäftsführerin Finanzen und Vermögenssteuerung der LWB, dankt dem Neubau-Projektteam, allen Baufirmen, Dienstleistern und der Stadtverwaltung: „Viele Partner haben dazu beigetragen, dass der Verwaltungssitz entstehen konnte.“

Die Errichtung des Unternehmenssitzes ist der erste Schritt bei der Wiederbebauung des Grundstückes, das etwa so groß ist wie ein Fußballfeld. Im Frühjahr 2016 soll im hinteren Teil des Geländes an der Querstraße mit der Errichtung von zwei Wohnhäusern die zweite Etappe beginnen. Dafür gab der LWB-Aufsichtsrat im September 2015 grünes Licht, teilt das Wohnungsunternehmen mit, das damit auch nach langen Jahren der Abstinenz wieder zum Wohnungsbauer wird und eine städtebauliche Aufgabe wahrnimmt.

“Wir gestalten ein neues Tor zur Ostvorstadt“, kommentiert Dr. Gabriele Haase das ganze Bauprogramm unterm Wintergartenhochhaus. Für die Fläche, die ebenso wie das benachbarte Wintergartenhochhaus der LWB gehört, ist jahrelang erfolglos nach einem Investor gesucht worden. Besonders intensiv in Zeiten, als in Leipzig an das aktuelle Bevölkerungswachstum gar nicht zu denken war. Kein Wunder, dass sich damals selbst Pläne für ein neues Großkino zerschlugen.

Die deutliche Senkung der eigenen Verbindlichkeiten hat jetzt die über Jahre fehlenden Möglichkeiten, wieder selbst zu bauen, ermöglicht.

“Wir freuen uns, dass unsere Eigentümerin bei der Neubebauung des Wintergartenareals Vertrauen in uns hat”, sagt Ute Schäfer. Die Eigentümerin ist natürlich die Stadt Leipzig, die mittlerweile längst vor ganz anderen Anforderungen bei der Schaffung neuen Wohnraums steht. Entsprechende Anträge, auch die LWB möge wieder sozialen Wohnungsbau möglich machen, wurden auch schon im Stadtrat formuliert – aber auch im Entwurf des Wohnungspolitischen Konzepts der Stadt spielt das Unternehmen eine zentrale Rolle. Das Problem ist aber nach wie vor die fehlende Förderung sozialen Wohnraums durch den Freistaat Sachsen.

Während der Zeit des Umzugs vom 15. bis 19. Oktober wird es Einschränkungen bei der Erreichbarkeit geben, warnt die LWB schon mal vor. Doch bereits ab dem 19. Oktober möchte die LWB unter der neuen zentralen Telefonnummer (0341) 9922-0 zu erreichen sein. Auch die Nebenstellenanschlüsse haben sich geändert.

Die Adress- und Rufnummeränderung infolge des Umzuges sei auch ein guter Zeitpunkt für die Modernisierung des Außenbildes der LWB, denn infolge des Umzuges müssen zum Beispiel alle Drucksachen und Beschilderungen erneuert werden. Zudem stehe der Einzug in den neuen Firmensitz symbolhaft für die Gesundung der LWB aus eigener Kraft. Ebenso wie das Unternehmen habe sich das Logo weiterentwickelt.

„Das neue, zurückhaltende Logo soll zum einen unser Selbstverständnis als kommunales Unternehmen widerspiegeln, zum anderen wird es einfacher und flexibler anwendbar sein“, sagt Geschäftsführerin Ute Schäfer. „Der Slogan, Zuhause in Leipzig‘ bleibt erhalten, denn er drückt unsere Identität aus.“

Nur eben, das aus dem bisherigen “Zu Hause in Leipzig” ein Zuhause geworden ist.

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