Die Zukunft gehört dem Stromspeicher. Wer einen besitzt, kann beim Strom richtig Geld sparen, denn eine Leipziger Firma sorgt dafür, dass man überschüssigen Strom bekommt, einfach so, für gar kein Geld. Und dafür wurde die Deutsche Energieversorgung GmbH am Mittwoch, 21. Oktober, mit ihrem Projekt „Econamic Grid – virtueller, dezentraler Großspeicher“ als Preisträger im bundesweiten Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2015 geehrt.

Zum Thema „Stadt, Land, Netz! Innovationen für eine digitale Welt“ liefert das Projekt in der Kategorie Umwelt eine Antwort auf die Frage, wie sich die Energieversorgung dezentralisieren und Netzstabilität gewährleisten lässt.

Eine Frage übrigens, über die Politiker, Konzernbosse und haufenweise Energieexperten seit Jahren diskutieren. Eigentlich wissen sie es schon seit den 1980er Jahren: Der Umbau einer Energiewirtschaft hin zur kompletten alternativen Stromerzeugung mit Wind, Sonne und Wasser braucht Speicher, Speicher, Speicher.

Und was passiert?

Wenig bis nichts. Man schiebt sich gegenseitig den schwarzen Peter zu, kämpft lieber für Kohlekraftwerke, die das Netz auch dann mit Strom zufeuern, wenn gar keiner gebraucht wird. Man kann sie ja nicht einfach abschalten, wenn die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint und die Windparks auf Hochtouren laufen. Was die Windparks dann freilich oft nicht mehr tun, weil sie abgeschaltet werden müssen. Denn immer häufiger ist zuviel Strom im Netz. Wohin damit?

Und die Netzbetreiber sind dann mittlerweile mit mehr als Hochdruck unterwegs, Abnehmer für diesen Strom zu finden.

Seit 2009 hat sich die Deutsche Energieversorgung GmbH vor allem mit Batteriespeichern für Photovoltaikanwendungen einen Namen gemacht. Die Idee des Econamic Grid ist noch recht jung. Aber sie setzt genau da an, wo alternative Energiequellen nun einmal ihre Schwäche haben: “Viel Wind, viel Watt. Grüne Energiequellen fließen unregelmäßig. Stürmt es, können riesige Strommengen die Netze so überlasten, dass ihr Zusammenbruch droht”, beschreibt das Unternehmen das Grundproblem. “Und bisher reichen die technischen Kapazitäten nicht aus, um die überschüssige Energie abzufangen und zu speichern. Im Notfall bedeutet das sogar den Stillstand für Windkraftparks.”

Die Idee hinter Econamic Grid: Es vernetzt Haushalte, die über einen Stromspeicher verfügen, zu einem dezentralen Stromdepot. Wer Teil dieses Smart Grids ist, bekommt überschüssigen Strom geschenkt und sorgt für Stabilität im öffentlichen Netz.

Am 1. Juni 2015 erfolgte die erste Stromlieferung an private Haushalte. Seitdem wurden bereits 30.000 Kilowattstunden Strom an über 800 angeschlossene Stromspeicher verteilt. Da Überschussstrom vor allem in der kalten Jahreszeit auftritt, rechnet das Unternehmen mit der Verteilung von bis zu 200.000 Kilowattstunden allein bis Jahresende.

“Wir sind überzeugt: Deutschland hat für die digitale Zukunft viel zu bieten. Die kreativen Köpfe, ihre Innovationskraft, Experimentierfreude und auch Risikobereitschaft machen uns alle fit dafür“, begründete Marc Melzer das diesjährige Wettbewerbsthema der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“. Eine Expertenjury aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsmanagern, Journalisten und Politikern wählte gemeinsam mit einem fünfköpfigen Fachbeirat aus über 1.000 Bewerbungen die Deutsche Energieversorgung GmbH mit ihrem „Econamic Grid – virtueller, dezentraler Großspeicher“ als Preisträger aus.

Marc Melzer: „Econamic Grid ist ein gelungenes Beispiel, wie die Digitalisierung – richtig eingesetzt – ganzheitlichen Nutzen für Umwelt und Wirtschaft und vor allem aber auch für den Alltag der Menschen mit sich bringt. Wir alle sind aufgefordert, diesen fundamentalen Wandel mitzugestalten.“

Und Matthias Benz, Pressesprecher des Unternehmens: „Wir freuen uns sehr, ein ‚Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen‘ zu sein und damit eine Lösung für die Herausforderungen des digitalen Wandels aufzeigen zu können. Mit intelligenten Lösungen die Energiewende voranzutreiben, ist eine große gesellschaftliche Aufgabe, der wir uns tagtäglich widmen.“

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Ohne solche stark dezentralen Lösungen wird es nicht gehen, denn die Speicherung von Energie im großen Stil ist technisch ein Riesenproblem, ja geradezu ein Monster. Mehr als Bleiakkus hat man eigentlich nicht. Oder man baut Drei-Schluchten-Staudämme mitten in Europa hin.

Norwegen hat übrigens schon abgelehnt, die Fjorde zur Verfügung zu stellen; sie wollen nicht den Akku Europas spielen…

An dezentralen, kleinteiligen Lösungen wird man fast aus zwingender Logik also gar nicht vorbeikommen.

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