Man kann schon durcheinander kommen mit den ganzen Zahlen, die die Schenker Deutschland AG am Mittwoch, 28. Oktober, präsentierte. Das Unternehmen hatte eingeladen zum kleinen Geburtstags-Talk an ungewöhnlichem Ort: in der Wagenhalle der LVB im Straßenbahnhof Angerbrücke. Eine Straßenbahn bildete den Hintergrund. Kommt Schenker künftig mit der Tram?

In gewisser Weise schon, denn seit Mittwoch fährt eine bunt beklebte Straßenbahn Werbung für DB Schenker in Leipzig. Der Anlass dafür ist ein Jubiläum: Die Schenker Deutschland AG feiert ein „rundes“ Jubiläum: Seit 25 Jahren ist der größte integrierte Logistiker der Bundesrepublik in Leipzig aktiv. 1990 bezog er sein erstes Büro, damals noch in durchaus rustikalen Räumen mit einem einzigen Computer, der immer erst Kontakt zum zentralen Rechner in Frankfurt aufnehmen musste, wenn er einen Vorgang übermitteln wollte.

Seitdem, so betonte Dr. Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender der Schenker Deutschland AG, ist Schenker in Leipzig eine Wachstumsgeschichte, hat sich die Leipziger Niederlassung zum zentralen Drehpunkt der ganzen Region entwickelt. In Leipzig wurden im Lauf der Zeit auch die verschiedenen Niederlassungen Mitteldeutschlands gebündelt, die Aktivitäten in Luft- und Seefracht, Landverkehr, Umschlag/Logistik sowieso. Was natürlich mit Leipzig und seiner wachsenden Schwerpunktsetzung in der Infrastruktur zu tun hat. Schenker ist mitgewachsen, als sich Leipzig zum Logistik-Zentrum in der Region entwickelte.

Entsprechend wuchs das Personal mit. Heute sind 1.500 Menschen bei Schenker in Leipzig beschäftigt, dazu 30 Auszubildende. Das neue, 125.000 Quadratmeter große Frachtzentrum ist quasi noch nagelneu, auch wenn sich der Laie wohl eher schwer vorstellen kann, wenn in so einem Objekt täglich 3.000 Kubikmeter Transportware umgeschlagen werden.

Die beklebte Straßenbahn kurz vor ihrer ersten Ausfahrt. Foto: Ralf Julke
Die beklebte Straßenbahn kurz vor ihrer ersten Ausfahrt. Foto: Ralf Julke

Der Name Stinnes fiel in der extra organisierten Gesprächsrunde „Talk25“ mehrfach, fast so, als wäre es ein völlig fremdes Unternehmen. Dabei war es in den 1990er Jahren Stinnes, das von der Deutschen Bahn den Logistiksektor mehrheitlich übernahm und erst einmal zu einem  modernen Logistikdienstleister formte, den dann die  Deutsche Bahn AG 2002 wieder mehrheitlich von der Stinnes AG übernahm. Deshalb sind viele führende Manager bei Schenker ursprünglich mal Stinnes-Führungskräfte gewesen. In Leipzig ist Schenker aufs engste vernetzt mit den ganz Großen in der Region. Der allererste Kunde war die Leipziger Messe. Heute spielt Schenker eine zentrale Rolle im Leipziger Automotiv-Cluster – versorgt nicht nur das BMW-Werk, sondern beliefert – von Leipzig aus – auch Automobilwerke in China und Südafrika.

Verständlich, dass dann am Mittwoch auch Uwe Albrecht, Wirtschaftsbürgermeister der Stadt Leipzig, der Einladung in die LVB-Wagenhalle folgte und ein wenig mitträumte über die kommenden Entwicklungen der Logistik in der Region bis 2050.

In gewisser Weise ist die nun von DB Schenker beklebte Straßenbahn auch ein Zeichen an die Stadt, dass man zumindest diese nächsten Jahre in Leipzig plant. Drei zumindest. Denn die Straßenbahn wird drei Jahre lang mit der Werbung unterwegs sein, die neben der Leipziger Stadtkulisse auch die Transportkolosse zeigt, mit denen Schenker Waren um die Welt transportiert. Dazu passt dann der Spruch: “Ein Einstieg in die Weltmärkte beginnt bei DB Schenker in Leipzig”.

Sinnigerweise hat man dabei auch noch die Niederflurstraßenbahn mit dem Namen “Oberpostmeister Kees” erwischt, quasi einen echten Logistiker des 18. Jahrhunderts, auch wenn der Bursche sich eher um Briefe, Päckchen und Passagiere kümmerte. Aber auch die alten Postkutschen transportierten ja auch (so weit sie tragen konnten) Fracht. Da stimmt es dann wieder.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar