Als Student mit einem Holzspielzeug Spaß haben und Geld verdienen. Geht nicht? Geht doch! Matthias Meister und Tony Ramenda haben es sich selbst bewiesen. Vor einem Jahr brachten sie ein nachhaltig produziertes Holzspielzeug auf den Markt, nun arbeiten sie in ihrem eigenen Büro und haben ihre Erfahrungen im Spielzeuggeschäft gemacht. Ein Geschäft, was sie eigentlich ablehnen.
Weil Leipzig-Plagwitz der messestädtische Tummelplatz für Kreative ist, scheint es nur logisch, dass sich hier – unweit vom Billardtreff Pool – auch das Büro der Spielzeugfirma TicToys befindet. Gerade mal ein Jahr ist es her, dass die beiden Geschäftsführer Tony Ramenda und Matthias Meister ihr erstes eigenes Holzspielzeug auf den Markt brachten. Als Studenten. Das Ticayo wird zu 100 Prozent in Sachsen hergestellt und nach nur einem Jahr nun auch in Frankreich, Belgien und bald auch in Japan gespielt. Die wichtigsten Bestandteile: Ein gedrechselter Holzstab mit zwei runden Enden, eine Kugel und ein Faden. Ziel: Kugel an Faden auf Stab in Hand!
“Uns war es wichtig, dass wir ein regionales Produkt schaffen, dass nachhaltig produziert wird. Es soll nichts exportiert werden müssen”, so Matthias im September. Zur “Modell-Hobby-Spiel” stellten die beiden ihr Spielzeug in Leipzig vor, reisten kürzlich auch zur Nürnberger Spielemesse. Fazit ihrer regelmäßigen Promotouren: Das Ticayo kommt an und sorgt für Bewegung, auch bei Menschen bei denen man ein Interesse nicht unbedingt erwartet hätte. “Auf dem Weihnachtsmarkt in München haben drei Referenten für Persönlichkeitsentwicklung unabhängig voneinander ein Ticayo für ihr Seminar gekauft”, erzählt Matthias, der sich gemeinsam mit Tony darüber freut, dass die Ticayos einen guten Absatz gefunden haben. Zwar gehen die Verkaufszahlen bei weitem nicht in die Millionen, aber mit einem derartigen Produkt ist das in der heutigen Gesellschaft auch nicht zu erwarten, wie die beiden bei ihren vielen Messe-Auftritten realisieren mussten.
“In der Spielzeugbranche gibt es ganz viele ‘Nippes-Händler’, die unendlich viele und billige Produkte aus Plastik auf den Markt werfen. Da werden Geschäfte mit Spielzeugen gemacht, deren Produktion wenige Cent kostet und die dann auch noch quer über die Weltmeere geschifft werden”, ärgert sich Tony, der nicht verstehen kann, dass vielen Menschen egal ist, wo ihr Spielzeug hergestellt wird. “In China müssen die Produzenten nicht angeben, wie sie ihren Kunststoff hergestellt haben. Jeder hat dort seine eigene Rezeptur. In Deutschland wird dann nur getestet, was in der Plastik nicht drin ist.”
Ob allerdings gefährliche Stoffe im Spielzeug stecken, lässt sich so nicht feststellen. Und überhaupt diese Versteifung auf Plastik, warum kann es nicht Holz sein? “Uns wird immer gesagt, Holz könnte splittern und wäre deshalb ungeeignet, aber das ist nur eine Ausrede”, sind sich die beiden sicher. Von ihrem Weg wollen sie sich trotzdem nicht abbringen lassen. “TicToys steht für eine klare Produktphilosophie. Mit unseren Produkten wollen wir eine Message rüberbringen und wir setzen darauf, dass Eltern das Ticayo deshalb bewusst kaufen. Bei Klamotten und Lebensmitteln ist der Trend ja bereits da und wir verstehen auch nicht, warum es etwas Besonderes ist, dass etwas fair gehandelt wird”, so Tony.
Seit dem Release am 13. Mai 2011 ist die Ticayo-Community mächtig gewachsen, neulich postete sogar ein Mann ein Video in einem sozialen Netzwerk mit Tricks, “die wir selbst noch nicht mal können. Das hat uns total verblüfft.” Wasser auf die Mühlen der beiden, die mit viel Idealismus ihre Nische in der Spielzeugbranche gefunden zu haben scheinen.
Wovon Leipziger träumen: Matthias Meister und Tony Ramenda “Menschen zum Spielen bringen”
Mit ihrem Holzspielzeug Ticayo haben sich …
Kecke Leipziger Idee wird auf der Hobby-Messe vorgestellt: Trikick – der flotte Dreier auf dem Fußballfeld
Nein, diese Überschrift soll nicht der Beweis …
Ticayo: Die sächsische “Spielsucht”
Was braucht es eigentlich, um ein Spielzeug …
Nach einem Jahr Ticayo steht das nächste Produkt schon in den Startlöchern. “Wir arbeiten an einem neuen Spielzeug. Mit Freunden testen wir hin und wieder ein paar Prototypen.” Aber was es genau ist, wollen die Jungs natürlich nicht verraten. “Auf jeden Fall wieder ein Bewegungsspiel.” Denn neben der Nachhaltigkeit ist TicToys auch wichtig, dass sich die Menschen bewegen, Kinder nicht vor dem Computer versauern. Mittlerweile haben sich auch viele Schlipsträger ein Ticayo gekauft. “Wenn die eine Pause von der Schreibtischarbeit brauchen, tic(k)en sie einfach ein bisschen”, erzählt Tony. So wie die beiden, die seit über einem Jahr ihre privaten Ticayos mit sich herumschleppen und tricksen, was das Zeug hält. Ihre Freunde haben mittlerweile realisiert, dass die Sache mit dem Spielzeug nicht bloß eine fixe Idee war. “Die Berichterstattung in der Zeitung oder im Fernsehen ist da meist so ein Aha-Effekt”, berichtet Tony.
Am 13. Mai 2012 wird er sich vor Freunden quasi selbst ein Geburtstagslied spielen, denn exakt ein Jahr nach der Veröffentlichung von Ticayo wollen Matthias und Tony zusammen mit Ticayo-Fans, Interessenten und Musikfreunden im Werk II feiern. Tony, der das Ticayo bei einem Gig kennenlernte, wird mit einer seiner Bands auf der Bühne stehen. “Die Leute sind aufgerufen, ihre Ticayos mitzubringen. Wer noch nicht richtig tic(k)t, dem zeigen wir in Workshops, wie man mit dem Ticayo umgeht, außerdem gibt es viel Musik.” Und mächtig was zu feiern: Ein Jahr Holzspielzeug made in Sachsen – nachhaltig produziert, fair gehandelt.
“Nur Arbeit und kein Spiel macht dumm – Ticayo Birthday Bash” am 13. Mai, 20 Uhr, Werk II – Halle D. Live: Brogues – The Celtic Rock Circus, Rhythmusgruppe: Sven + special guests VVK: 5 Euro, AK: 7 Euro.
Keine Kommentare bisher