Während die globale Erwärmung die Agrarrohstoffe unweigerlich beeinflussen wird, fallen die Auswirkungen, und dementsprechend auch die Preise, je nach Rohstoff unterschiedlich aus. Beispielsweise wird die Maisproduktion bis zum Jahr 2030 voraussichtlich zurückgehen, während die Weizenproduktion in wärmeren Klimazonen zunehmen wird. Dieses Ungleichgewicht kann sich auf die Preise der jeweiligen Rohstoffe auswirken.
Wir schauen uns daher einmal die Preisentwicklung der letzten Jahre an und wagen einen Ausblick, inwieweit sich der Klimawandel möglicherweise langfristig auswirken könnte. Lohnt es sich beispielsweise für Anleger, weiterhin in Agrarrohstoffe zu investieren, oder sollten Anleger Ihr Portfolio möglicherweise mit ihrem Broker neu abstimmen und vielleicht mittelfristig komplett umstellen?
Die jüngsten Entwicklungen der Agrarrohstoffpreise
Laut einem Bericht der Rabobank waren die letzten drei Jahre für Landwirte, Händler und Lebensmittelverarbeiter äußerst volatil. Die Gründe liegen in den zahlreichen Dürre-, Krankheits- und Kriegswellen, die die Preise für Agrarrohstoffe auf neue Rekordniveaus steigen ließen. Insbesondere die Getreidemärkte waren 2022 betroffen. Ab Februar 2022 hatte der Krieg zwischen der Ukraine und Russland zu Sorgen auf der Käuferseite geführt. 2023 konnten sich die Preise jedoch wieder stabilisieren, da die Ukraine ihre Exporte weiterhin fortsetzen konnte.
Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der globalen Agrarrohstoffpreise:
Trotz anhaltender Klimakrise sieht die Rabobank dennoch einen Wendepunkt im Jahr 2024, da die Lebensmittelinflation weiter abkühlt und die Preisvolatilität weiter gedämpft wird. Dies gilt vor allem für El-Niño gefährdete Rohstoffe wie Zucker, Robusta-Kaffee und Kakao. Die Rückkehr Südamerikas Anfang 2024 – von der La-Niña-Dürre zur vollen G&O-Produktion – würde somit den wichtigsten Wendepunkt für die Volatilität markieren und auf künftig niedrigere Preise hindeuten.
Langfristige Auswirkungen des Klimawandels auf Produktion und Preisentwicklung
Obwohl wir in naher Zukunft von sinkenden Preisen vieler Agrarrohstoffe profitieren können, ist der langfristige Ausblick stark vom Klimawandel geprägt. Hans Selleslagh, Sprecher von Freedom 24 für die DACH-Region, sagt hierzu Folgendes: „Der Klimawandel könnte in Zukunft erhebliche Auswirkungen auf Agrarrohstoffe wie Weizen, Kaffee und Baumwolle haben.
Der Klimawandel verändert die Dynamik der Weizenproduktion, indem er sich auf Temperatur, Niederschlagsmuster, Vegetationsperioden, Wachstumsraten und Evapotranspirationsniveaus auswirkt. Diese Veränderungen können zu Ertragseinbußen bis hin zum völligen Ernteausfall führen. Interessanterweise zeigen einige Studien, dass ein gewisses Maß an globaler Erwärmung tatsächlich die weltweiten Weizenerträge steigern kann.
Was den Kaffee betrifft, so wirkt sich der Klimawandel negativ auf die Bedingungen aus, die den Kaffeeanbau begünstigen. Faktoren wie Wasserknappheit, steigende Temperaturen und ein erhöhter Kohlendioxidgehalt können dementsprechend die Qualität der Kaffeebohnen beeinträchtigen. Bemerkenswert hierbei ist, dass rund 60 Prozent der Kaffeeanbaugebiete weltweit aufgrund der globalen Erwärmung von schwerer Dürre betroffen sind.“
Einzelne Agrarrohstoffe im Überblick
Laut einer NASA-Studie könnten die durchschnittlichen weltweiten Ernteerträge für Mais bis zum Ende des Jahrhunderts um 24 % zurückgehen, wobei sich die Rückgänge bis 2030 bei hohen Treibhausgasemissionen bemerkbar machen könnten.
Im Gegensatz dazu kann Weizen jedoch tatsächlich einen Anstieg der Ernteerträge um etwa 17 % verzeichnen. Die Änderungen dieser Erträge sind auf den prognostizierten Temperaturanstieg, Verschiebungen in der Niederschlagsverteilung und erhöhte Kohlendioxidkonzentrationen durch Treibhausgasemissionen zurückzuführen. Dies erschwert den Maisanbau in den Tropen, erweitert jedoch auch das Anbaugebiet insgesamt betrachtet.
Höhere Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und andere klimatische Veränderungen können auch dazu führen, dass einige der traditionellen Anbaugebiete für Kaffee weniger geeignet werden. Dies würde im Umkehrschluss zu einer Verknappung des Angebots führen und die Preise steigen lassen.
Veränderungen in den klimatischen Bedingungen können auch die Qualität beispielsweise bei Baumwolle beeinflussen. Trockenheit oder extreme Hitze können zu einem niedrigeren Fasergehalt oder zu Beeinträchtigungen der Faserqualität führen, was die Verarbeitung erschweren und die Preise beeinflussen kann.
Für Landwirte bedeutet dies, dass sie möglicherweise zusätzliche Maßnahmen ergreifen müssen, um ihre Ernteerträge vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen, wie z. B. zusätzliche Investitionen in Bewässerungssysteme. Diese zusätzlichen Kosten können sich ebenfalls auf die Gesamtkosten auswirken und die Verbraucherpreise in die Höhe treiben.
Wie sollte man als Anleger mit den möglichen Auswirkungen des Klimawandels umgehen?
Anleger, die in Agrarrohstoffe investieren und die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen möchten, sollten verschiedene Maßnahmen in Betracht ziehen, um das Risiko zu streuen. Agrarrohstoffe eignen sich ideal, um das Portfolio zu diversifizieren, da sie oft anderen Marktfaktoren als ETFs oder Aktien unterliegen.
Häufig werden Agrarrohstoffe in Terminkontrakten gehandelt. Anleger können jedoch auch in Aktien großer Agrarunternehmen investieren, je nachdem, welches Handelsinstrument bevorzugt wird. Hierbei lohnt es sich beispielsweise, nach nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten zu suchen, die auf umweltfreundliche Anbaumethoden setzen.
Dennoch gilt es zu beachten, dass Rohstoffe als alternative Anlagen gelten, da sich nicht in die Hauptkategorien Aktien, Anleihen oder Bargeld fallen. Dementsprechend machen sie oft auch nur einen relativ kleinen Teil des Portfolios von Privatanlegern aus.
Wenn Anleger Ihr Anlageportfolio breit ausbauen und nur einen bestimmten Anteil in Agrarrohstoffe investieren, kann sich die Investition mittel- bis langfristig auszahlen. Hierbei gilt es, die aktuelle Entwicklung zu verfolgen, um die Rohstoffe mit der höchsten Nachfrage bei gleichzeitig eingeschränktem Angebot zu finden. Das Portfolio sollte trotz Verknappung einiger Rohstoffe auch weiterhin vorwiegend aus Wertanlagen wie ETFs bestehen, um langfristig hohe Renditen bei gleichzeitig moderatem Risiko zu erhalten.
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