Privatsphäre im Netz? Leichter gesagt als getan. Google, der Gigant aus Mountain View, ist allgegenwärtig und begleitet uns auf Schritt und Tritt durchs Web. Jede Suchanfrage, jede Webseite im Browser wird gespeichert und ausgewertet. Nicht nur ermöglicht uns das personalisierte Suchen und Werbung. Es hinterlässt auch eine riesige Datenspur voller Informationen über uns.
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Gesundheitliche Probleme, peinliche Vorlieben oder schlicht private Dinge – Google könnte sie alle auf’s Tablett bringen. Falls Ihnen das zu weit geht und Sie mehr Privatsphäre wollen, ist es Zeit, Ihre Spuren zu verwischen.
Totale Kontrolle verloren? So löschten Sie bisher Ihren Verlauf
Früher dachten viele, durch ständiges Löschen des Browser-Verlaufs würde man Google ein Schnippchen schlagen. Fehlanzeige! Der Internet-Riese hat sich längst von Browser-Daten unabhängig gemacht.
Abgesehen vom obligatorischen Löschen Ihres Firefox-, Chrome- oder Safari-Verlaufs ist nämlich eine zweite, viel wichtigere Aktion nötig: Das Entfernen Ihrer Google-Aktivitäten und -Suchverläufe direkt bei der Quelle.
Eine kurze Definitionsrunde
Bevor wir loslegen, schauen wir uns die Begriffe dafür genauer an:
Google-Suchverlauf: Enthält alle Suchanfragen, die Sie jemals bei Google gestartet haben. IP-Adresse oder Google-Konto spielen keine Rolle.
Meine Google-Aktivitäten: Umfasst sämtliche Datenpunkte, die Sie via Computer oder Smartphone an Google gesendet haben. Dazu gehören Ortungsdaten, Notizen, Zahlungen usw.
Kurzum, der Suchverlauf ist nur die Spitze des Eisbergs. Die „Aktivitäten“ zeigen Ihr komplettes digitales Leben bei Google.
Vorbereitung: Daten vorab sichern
Wer seine Google-Historie auf Nimmerwiedersehen löscht, könnte es irgendwann bereuen. Prüfen Sie, ob einige Suchverläufe o.ä. für Sie wichtig sind und sichern Sie diese zuerst ab.
Im April 2015 führte Google hierfür die „Takeout“-Funktion ein. Damit können Sie alle Daten aus Google-Produkten wie Mail, Kalender, Fotos etc. auf einen Schlag herunterladen und sichern.
So funktioniert’s:
- Gehen Sie zu google.com/takeout
- Wählen Sie die Daten aus, die Sie sichern wollen (Standardmäßig ist alles vorausgewählt)
- Klicken Sie auf „Weiter“
- Wählen Sie Ihr bevorzugtes Archiv-Format und die Übermittlungsmethode
- Klicken Sie „Archiv erstellen“
- Eine Mail mit Download-Link wird Sie benachrichtigen, wenn das Archiv fertig ist
Dateien gesichert? Dann nichts wie ran!
Bevor das große Löschen startet, kann man sich das Leben erleichtern. Bei mehreren Google-Konten muss man diesen Prozess nämlich für jedes Konto einzeln durchführen.
Verwenden Sie G Suite für Arbeit, überprüfen Sie zudem die Firmenrichtlinien für die Datenaufbewahrung. Nicht dass Sie aus Versehen geschäftliche Unterlagen mit löschen!
Entferne den Browser-Verlauf am PC
Wie gesagt, durch reines Löschen des Browser-Verlaufs bleibt noch lange nicht alles bei Google gelöscht. Den feuchten Wischlappen müssen Sie hier allerdings auch anlegen.
Tabelle zur Übersicht, wie man in verschiedenen Browsern den Verlauf leert:
Browser | Vorgehensweise |
---|---|
Safari | 1. „Verlauf“ > „Verlauf löschen“ > Zeitraum wählen > „Verlauf löschen“ |
Firefox | 1. „Chronik“ > „Neueste Chronik löschen“ > „Alles“ auswählen > „OK“ |
Chrome | 1. Einstellungen > „Browserdaten löschen“ > „Gesamte Zeit“ wählen > „Daten löschen“ |
Brave | 1. Einstellungen > „Browserverlauf löschen“ > „Erweitert“ > „Gesamte Zeit“ > „Daten löschen“ |
Microsoft Edge | 1. Einstellungen > „Datenschutz, Suche, Dienste“ > „Browserverlauf“ > „Gesamte Zeit“ > „Jetzt löschen“ |
Vivaldi | 1. „Werkzeuge“ > „Browserdaten löschen“ > „Gesamte Zeit“ > „Löschen“ |
So, los gehts!
Google-Aktivitäten und Suchverlauf löschen
Nun zum dicken Brett: Wir jäten Ihren kompletten, bei Google gespeicherten Suchverlauf und Aktivitäten aus! Haben wir’s erstmal soweit, können Sie das Thema künftig ruhen lassen.
- Öffnen Sie https://myactivity.google.com/ > Menü links > „Aktivitäten löschen nach“
- Wählen Sie „Gesamte Zeit“ aus
- Setzen Sie bei der Frage nach den Diensten ein Häkchen bei „Alle auswählen“ > „Weiter“
- Google warnt: „Aktivitäten endgültig löschen?“ > „LÖSCHEN“ auswählen
- Hat geklappt? „Löschen abgeschlossen“ sollte nun erscheinen
Das Gleiche funktioniert auch mobil via Browser.
Weg mit den Google Maps-Daten!
Sogar Ihre Bewegungsprofile in Google Maps will der Konzern aufzeichnen. Um die zu löschen:
Mobil:
- Öffnen Sie die Google Maps App
- Profilbild > „Einstellungen“ > „Google Maps-Verlauf“
- „Mehr“ > Aktivitäten löschen nach“ > „Gesamte Zeit“ > „Löschen“
Am PC:
- maps.google.com aufrufen
- „Menü“ > „Maps-Aktivitäten“
- „Mehr“ > „Aktivitäten löschen nach“ > „Gesamte Zeit“ > „Löschen“
Künftige Protokollierung vermeiden – oder pausieren
Okay, der große Resetknopf ist gedrückt. Aber wie verhindern Sie, dass die Datensammelwut von Google direkt wieder von vorne losgeht?
Optionen gibt’s zwei: Entweder Sie deaktivieren für jeden Google-Dienst einzeln die Protokollierung. Oder Sie pausieren alle Dienste auf einen Schlag, was einfacher geht:
- Rufen Sie https://myactivity.google.com auf
- Stellen Sie „Web- & App-Aktivität“ auf „Pausiert“
- Bestätigen Sie mit „PAUSIEREN“
War das wirklich alles? Nicht ganz!
Glauben Sie nicht, Google würde Sie nun komplett in Ruhe lassen. Durch die Deaktivierung können Sie zwar viele Datenspuren vermeiden und losgelöst von Ihrer Persönlichkeit durchs Netz wandern. Völlig anonym sind Sie aber nicht!
Der Grund: Benutzen Sie weitere Produkte von Google wie YouTube, Gmail und Co., erfasst der Konzern dort weiterhin Daten über Sie. Spuren hinterlassen Sie außerdem bei jedem Ihrer Online-Konten bei Twitter, Facebook usw.
Ultimativ Datenschutz? Abmelden von allen Datensammlern
Radikale Konsequenz wäre also, nicht nur Google sondern sämtliche dieser Online-Profil-Ersteller abzuschütteln. Das ist gar nicht so einfach!
Um wirklich unangreifbar durchs Internet zu surfen, sind einige weitere Schritte nötig:
- Sichere Browser wie Firefox oder Brave nutzen statt Chrome
- Alle Online-Konten löschen, die Sie nicht mehr brauchen
- VPN für anonymes Surfen ohne Logfiles des Providers nutzen
Fazit
Unser Leben wird immer digitaler, die Spuren im Netz immer größer. Gelegentliches Ausmisten der bei Google gespeicherten Daten kann da nicht schaden.
Radikaler Datenschutz hingegen ist echt aufwändig! Nutzen Sie unsere Tipps, überlegen Sie sich aber auch: Wie wichtig ist Ihnen Ihre Privatsphäre im Internet wirklich?