Bereits zum zweiten Mal kommen am 21. Mai Experten, Interessierte oder Neugierige unter dem Motto „Schiller aktuell. Leipziger Gespräche zu Friedrich Schiller in Europa heute“ beim jährlichen Schiller-Kolloquium in Leipzig zusammen.
Initiiert vom Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und dem Freundeskreis Schillerhaus, ist das Schiller-Kolloquium bereits zu einer festen überregionalen Größe geworden. Das Ziel der Veranstaltung in der Alten Handelsbörse ist es, Schillers humanistische Positionen und Gedanken in die Moderne zu transportieren. Gerade in Zeiten, in denen sich Verwerfungen in dem für den Frieden so wichtigen europäischen Einigungsprozess auftun und große Unterschiede und Ängste das gesellschaftliche Leben mitbestimmen, sind die Ideen des großen deutschen Dichters und Denkers aktueller denn je.
Den Auftakt des Kolloquiums um 15 Uhr bilden mit einer szenischen Lesung aus „Die Räuber“ Darsteller des Schauspielensembles des Schauspiel Leipzig. Im Anschluss folgen drei Vorträge, die den Bildungsauftrag und -anspruch Schillers aktuell interpretieren.
Christine Ihle, seit August 2015 Dramaturgin am Schauspiel Leipzig, legt in ihrem Vortrag Friedrich Schillers „Die Räuber“ im Theater der Gegenwart dar, wie man dieses wilde Frühwerk, dessen Uraufführung auf den 13. Januar 1782 datiert wird, für das moderne Theater interpretieren kann. Sie erläutert den Ansatz der Inszenierung am Schauspiel Leipzig.
Es folgt ein Vortrag von Dr. phil. Elke Wehrs. Die Kulturanthropologin unterrichtet als Lehrbeauftragte am Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Frankfurt. Aus ihrer Tätigkeit speist sich auch ihr Vortrag Die ästhetische Bildung des Menschen – Erkenntnisse Friedrich Schillers für die therapeutische Arbeit mit Demenzkranken. Dabei erklärt sie zunächst den von Schiller eingeführten Begriff der „ästhetischen Bildung“ und seine heutige Bedeutung. In einem weiteren Schritt wird Wehrs ihre überraschende Beobachtungen und Erfahrungen mit ästhetischer Bildung in einem Pflegeheim für Menschen mit dementiellen Veränderungen darlegen.
Den Abschluss der Vorträge bildet der Leipziger Gymnasiallehrer Jens-Uwe Jopp, der jüngst mit seinem kabarettistischen Solo „Schiller im Burnout“ den Dichter humorvoll in die Gegenwart brachte. Sein Vortrag Schiller macht Schule oder Anders – Denkend – Humanistisch beschäftigt sich mit der Erziehung des Menschen zu einem humanistisch-aufgeklärten Wesen. Schillers Impulse gegen Zweckrationalität und Kaltherzigkeit sind ein Plädoyer für Menschlichkeit, Toleranz, Wahrheit und Schönheit im Umgang mit der heranwachsenden Generation – immer noch hochaktuell und noch lange nicht Konsens.
Die Vorträge und die nachfolgende Diskussion werden moderiert von Peter Völker, Schriftsteller und Mitglied des Freundeskreises Schillerhaus.
Gewürdigt wird Friedrich Schiller auf besondere Weise im Anschluss an das Kolloquium. Als künstlerische Aktion wird vom Ensemble der Lindenauer Schaubühne der erste Leipziger Schiller-Spaziergang seit 170 Jahren durchgeführt. Der Gedanke der europäischen Einigung, der mit Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ mit der Europahymne verbunden ist, gibt dabei den Tenor vor. Die Performance weißt auf zwei historische Referenzen hin – das Wirken Friedrich Schillers und Robert Blums in Leipzig – und schafft gleichzeitig bei den Leipziger Bürgern ein Bewusstsein für die Aktualität dieser historischen Vorbilder. Ziel ist die Inszenierung eines künstlerischen Demonstrationszuges vom Alten Rathaus zum Schillerhaus, wo das Kolloquium in der gemütlichen und authentischen Atmosphäre des Schillerhauses mit anregenden Gesprächen ausklingt.
Die Teilnahme am Schiller-Kolloquium ist frei.
Samstag | 21. Mai 2016 | 15 Uhr
Schiller aktuell – Leipziger Gespräche zu Friedrich Schiller in Europa heute
Kolloquium
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Alte Handelsbörse, Naschmarkt 2, 04109 Leipzig
Schillerhaus, Menckestr. 42, 04155 Leipzig
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