Auch in Leipzig halten sie diesen Sommer nun wieder Einzug – die Events und Open-Air-Veranstaltungen mit Musik und kulinarischen Spezialitäten. Eine beliebte Location in Leipzig ist die historische Kulisse des Delitzscher oberen Bahnhofs. Dessen unter Denkmalschutz stehendes Empfangsgebäude stammt aus dem Jahr 1872.
Seit seiner Sanierung 2008 beherbergt es die Theaterakademie Sachsen. Hier werden – als einzigem Ort in Ostdeutschland neben Berlin – zukünftige Musicaldarsteller ausgebildet. Das Gebäude beherbergt unter anderem Theaterprobebühnen, Tanzsäle, ein Auditorium für Vorspiele und Aufführungen sowie eine kleine Fachbibliothek.
Nicht zuletzt dienen die Räumlichkeiten des Delitzscher oberen Bahnhofs in der südöstlichen Innenstadt mit ihren großzügigen Bogenfenstern, die an einen Ballsaal erinnern, als bei Einheimischen und Touristen beliebter Veranstaltungsort für verschiedene Zwecke.
Im Gegensatz zum ehemaligen Freiladebahnhof Eutritzsch, auf dessen Gelände ein neues Stadtquartier entstehen soll, setzt man im Delitzscher oberen Bahnhof ganz auf Kunst und Kultur. Etwa, wenn Fotograf und Künstler Olaf Martens Boccaccios „Dekameron“ als Bildkunstwerk in Szene setzt. Oder aber, wenn das Delitzscher Oktoberfest wieder seine Pforten öffnet.
Liebgewonnene Tradition: das Delitzscher Oktoberfest
Bei der mittlerweile liebgewonnenen Festivität im goldenen Herbst verwandelt sich das Bahnhofsgebäude in eine stilvolle Wiesn-Kulisse. Über zwei Etagen erstreckt sich die „Sächsische Wiesn“, es gibt Bayerisches Festtagsbier, Oktoberfest-Speisen und Tanz zur Musik von Live-Kapellen und DJs. In den letzten Jahren hat man es so gehalten, dass Besitzer von Flanierkarten einen Nachlass am Einlass erhielten, wenn sie stilecht in Lederhosen bzw. Dirndl gewandt waren.
Nun hat der Sachse an sich, diese Kleidungsstücke nicht unbedingt von Haus aus im Schrank zu hängen. Wie geht das eigentlich mit der Dirndl-Mode, wo bindet man die Schleife der Schürze und braucht es heutzutage beim zeitgemäßen Dirndl-Look solch eine überhaupt noch?
Das Original-Oktoberfest in Bayern hat Tipps für „Zugroaste“. So heißt es in einer kleinen Anleitung für das richtige Binden der Dirndl-Schleife, dass die Trägerin durch die Position ihrer Schleife ihren Familienstand nach außen hin zeigt. Dabei gilt aus Sicht der Dirndl-Trägerin: Schleife rechts – Ich bin vergeben. Schleife links – Ich bin Single.
Schleife hinten – Ich bin Witwe oder arbeite hier (zum Beispiel als Kellnerin) oder ich bin noch ein Kind. Recht neu ist die Schleife in der Mitte, die so viel sagt wie „Mein Beziehungsstatus geht dich nichts an!“. Wäre alles so eindeutig wie die Kommunikation der Bindungs(un-)willigkeit mittels Dirndl-Schleife, es gäbe viel weniger Flirt-Pannen auf dieser Welt und die eine oder andere Peinlichkeit bliebe einem erspart!
Mondän und weltoffen: zeitgemäße Trachtenmode
Nun ist es aber so, dass bei vielen Nicht-Bayern immer noch das Bild einer Dirndl-Trägerin vorherrscht, dass eher auf ein Kostümfest passt. So etwa kennt das Klischee den übergroßen Ausschnitt, eingerahmt von einer weißen Puffärmel-Bluse. Doch zeitgemäße Dirndl-Ensemble, die oft als klassische Midi Dirndl daherkommen, setzen weder auf schreiende Farben noch tiefe Dekolletees.
Im Gegenteil, sie bestechen durch geschmackvolle, oftmals gedeckte Farben und moderne, hochgeschlossene Schnitte. Dabei können die Kleider sowohl lang- als auch kurzärmelig sein, mit aktuellen Patterns wie Polka Dots oder Streublumen flirten und mit ihrem A-Linien-Schnitt zeitgemäßen Retro-Charme versprühen.
Dasselbe gilt natürlich auch für die Trachtenmode der Herren, die weit mehr ist als Kniebundhose und Janker. Zeitgemäßen Modellen kommt ein Hauch Businesslook zu, etwa, indem man wie beim klassischen Dreiteiler auf eine elegante Wollweste setzt, die in klassisch-eleganten Mustern wie Nadelstreifen, Fischgrat oder feinem, unifarbenen Tartan gehalten sind. So öffnet sich der traditionelle Edelweiß-Look Einflüssen aus der Welt der zeitlosen Gentlemen’s Wear, wobei nach wie vor gilt: Nie zwei oder mehr Muster kombinieren!
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