Jüdische Frauen haben in den letzten 200 Jahren in Leipzig ein vielfältiges Erbe hinterlassen, das über die Stadtgrenzen hinaus bedeutsam und wegweisend ist.
Erinnert sei an die Pädagogin und Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung Henriette Goldschmidt (1825-1920), die Frauenrechtlerin Bettina Brenner (1877-1948), die Sozialpolitikerin Edith Mendelssohn Bartholdy (1882-1969), die Stifterin Louise Ariowitsch (1856-1939), die Pädagogin Gertrud Herrmann (1896-1942 deportiert), die Fotografin Gerda Taro (1910-1937), die Juristin Felicia Hart (1903-1976), die Schriftstellerin und Journalistin Alice Seiffert (1897-1976), um nur einige zu nennen.
Das Netzwerk Jüdisches Leben und Bet Debora laden Vertreterinnen des internationalen Netzwerkes von Bet Debora und Vertreter/-innen der lokalen Zivilgesellschaft zu einem Symposium mit Workshops ein.
Anknüpfend an das historische Erbe der Frauenbewegung und von Jüdinnen in Leipzig möchten wir darüber diskutieren, wie Jüdinnen heute aktuelle Debatten und Entwicklungen mitgestalten, welchen Beitrag sie in Krisen und (bewaffneten) Konflikten für den Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft und der Gesellschaft leisten und mit welchen Ideen und Perspektiven sie eine moderne und diverse Stadtgesellschaft bereichern können.
Sonntag, 11. September 2022, 10–16 Uhr, Gohliser Schlösschen, Westarkade, Menckestraße 23 (Eingang Poetenweg), 04155 Leipzig. Der Eintritt ist frei.
Anmeldung unter https://www.bet-debora.net/de/anmeldung-leipzig-2022/
Konzept, Organisation, Moderation: Lara Dämmig (Bet Debora, Berlin), Nora Pester (Netzwerk Jüdisches Leben, Leipzig)
Eine Veranstaltung von Bet Debora. Frauenperspektiven im Judentum e.V. und dem Netzwerk Jüdisches Leben e.V. im Rahmen des Themenjahres 2022 „Leipzig – Freiraum für Bildung“, gefördert von der Stadt Leipzig durch das Dezernat Kultur.
Programm:
Sonnabend, 10. September 2022
20 Uhr: Hawdala mit Avigail Ben Dor Niv (Rabbinatsstudentin, Berlin) im Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus, Hinrichsenstraße 14, 04105 Leipzig, anschließend geselliges Beisammensein. Frauen aus der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig werden ein kleines Buffet mit Leckereien anbieten (gegen Unkostenbeitrag)
Sonntag, 11. September 2022
10 bis 11.30 Uhr: Jüdische Politik – Frauenpolitik – in Zeiten von Krisen und Kriegen
Gesprächsrunde mit Svetlana Yakimenko (Project Kesher, Moskau, jetzt Israel), Marina Konstantinova (Project Kesher, Odessa, jetzt München), Dragana Stojanovic (Haver Serbia, Belgrad)
in Englisch, teilweise in Russisch mit Übersetzung
11.30 bis 12 Uhr: Kaffeepause
12 bis 13 Uhr: Hinter dem Rücken der Zeit – Marion Kahnemann (Künstlerin, Dresden)
Vorstellung ihres Kunstprojekts, entstanden 2011 nach einer Reise in die Ukraine auf Einladung jüdischer Studierender
13 bis 14 Uhr: Mittagessen (vegan)
Marokkanischer Kichererbseneintopf mit Baguette
Ingwer-Karotten-Suppe mit Baguette
6,80 € pro Portion
14 bis 15.45 Uhr: Ein modernes Judentum gestalten – Jüdische Frauenperspektiven
Grußwort: Rabbinerin Esther Jonas-Märtin (Beth Etz Chaim, Leipzig),
anschließend Podiumsdiskussion mit Avigail Ben Dor Niv (Rabbinatsstudentin, Berlin), Barbara Pendzich (Historikerin, Wrocław), Marion Kahnemann (Künstlerin, Dresden)
16 bis 17.30 Uhr: Stadtrundgang zur Leipziger jüdischen Frauengeschichte mit der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft
Referentinnen:
Avigail Ben Dor Niv ist Rabbinatsstudentin am Abraham-Geiger-Kolleg und an der Theologischen Fakultät der Universität Potsdam. Geboren und aufgewachsen in Israel, studierte sie an der „säkularen Jeschiwa“ und erwarb später einen BA mit Auszeichnung in der talmudischen Abteilung der Universität Tel Aviv. In Tel Aviv unterrichtete sie Bibel am Gymnasium. Außerdem absolvierte sie die Sam Spiegel Filmschule in Jerusalem und schrieb TV-Szenarien und Artikel über Kunst. Sie ist verheiratet, hat ein Kind und lebt in Berlin.
Marion Kahnemann lebt und arbeitet als Bildhauerin in Dresden. Sie studierte dort an der Kunsthochschule und bekam 1993 den Kunstförderpreis der Stadt. Seit 1988 beteiligte sie sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland u.a. in Dresden, Berlin, Sofia, Erfurt, Suhl, Chemnitz, St. Petersburg, Wroclaw, Kiew, Basel, Uppsala und Oakland, Kalifornien. Marion Kahnemann studierte 2000/01 in Paideia, dem Europäischen Institut für Jüdische Studien in Stockholm, wo sie sehr viele Anregungen erhielt.
Mehrere ihrer Arbeiten befinden sich im öffentlichen Raum. 2001 schuf sie ein Denkmal für die Deportationen der Dresdner Juden am Bahnhof Neustadt in Dresden und 2007/09 Drei Denk-Orte, die sich mit der schrittweisen Ausgrenzung der Juden in der Stadt Dresden ab den 1930-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auseinandersetzen. www.mkahnemann.de
Marina Konstantinova ist Managerin und Trainerin im Bereich sozialer Projekte zur Verbesserung der Lage von Frauen, insbesondere auf dem Gebiet von Gesundheit, Frauenrechten und der Prävention von Menschenhandel. Seit mehr als zwanzig Jahren ist Marina Konstantinova Mitarbeiterin bei Project Kesher, einem internationalen Netzwerk, in dem jüdische Frauen in Belarus, Moldau, Russland und der Ukraine zusammenarbeiteten.
In letzter Zeit beschränkt sich ihr Engagement für Project Kesher für Frauengesundheit auf die Ukraine. Mit Beginn des Krieges gegen das Land konzentriert sich ihre Arbeit, wie die ihrer Kolleginnen, auf die vielfältige Unterstützung von Frauen und ihrer Familien, sowohl derer, die in ihrer Heimat geblieben sind als auch derer, die innerhalb der Ukraine oder in ein anderes Land emigriert sind.
Barbara Pendzich arbeitet als Dozentin für polnisch-jüdische Geschichte und in der Verwaltung am Taube Department für Jüdische Studien an der Universität Wrocław. Geboren und aufgewachsen in den USA als Kind von Emigrant:innen, studierte sie an der Georgetown University, Washington, D.C. Sie lebt seit 1991 in Polen mit ihrem Ehemann Adam, gebürtig aus Wrocław, dessen Mutter sel. A. den Holocaust überlebte, und ihren drei Kindern. 2016 organisierte sie die 8. Bet Debora Tagung europäischer Rabbinerinnen, Kantorinnen, jüdischer Aktivistinnen, Künstlerinnen und Gelehrter in Wrocław.
Dragana Stojanović engagiert sich bei Haver Srbija. Die NGO, gegründet 2013, fördert eine vielfältige und inklusive Gesellschaft in Serbien und möchte die serbische Gesellschaft mit jüdischer Kultur, Geschichte und Tradition bekannt machen und Jüdinnen und Juden ermutigen, ihre jüdische Identität durch Engagement zu stärken. Haver Srbija organisierte die 9. Bet Debora Tagung, die 2019 in Belgrad stattfand. Dragana Stojanović ist Dozentin für Kulturwissenschaft und Theorie von Kunst und Medien an der Fakultät für Medien und Kommunikation in Belgrad. Ihre Forschung kreist um Themen wie Memory Studies, Media Studies, Education Studies und Gender Studies.
Svetlana Yakimenko ist Gründerin von Project Kesher, der größten jüdischen Frauenorganisation in Russland, der Ukraine, Belarus, Moldau und Georgien sowie Mitbegründerin von Project Kesher Global. Project Kesher arbeitet zusammen mit 3.000 jüdischen Frauen in mehr als 160 Gemeinden und organisiert Programme zur Stärkung der jüdischen Identität und des jüdischen Lebens. Project Kesher ist ein Netzwerk von unabhängigen lokalen Organisationen in jedem Land. Svetlana Yakimenko ist heute als strategische Beraterin für Project Kesher Russland tätig und lebt in Russland und Israel.
Keine Kommentare bisher