Leipzig feiert vom 17. bis 25. Juni 2022 zum zweiten Mal unter dem Motto „Latcho Dives – ein schöner Tag“ das Kulturfestival der Roma und Sinti. Die Festwoche spielte bereits bei seiner ersten Auflage im September 2020 eine wichtige Rolle für die Darstellung der Künste und Kulturen europäischer Sinti und Roma und übernahm „damit Signalwirkung, nicht nur für Leipzig, sondern weit darüber hinaus“, so Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma.
Ein vielfältiges Programm aus Musik, Film, Tanz, Literatur, Ausstellungen, Workshops und Beisammensein erwartet auch in diesem Jahr die Besucher*innen – immer die Kultur und Geschichte der größten europäischen Minderheit im Fokus.
Mit dem erstmaligen Hissen der Roma-Flagge am Rathaus zum Internationalen Tag der Roma am 8. April 2022 und dem darauf beruhenden Stadtratsbeschluss vom 19. Januar 2022 setzt die Stadt Leipzig ein symbolisches Zeichen für Respekt und Gleichberechtigung. Das Leipziger Kulturfestival der Roma und Sinti führt diese Bestrebungen durch kulturelle Annäherungen und Begegnungen fort. „Denn unverändert überwiegen allzu oft Vorurteile und Klischees, wenn über Menschen dieser nationalen Minderheit gesprochen wird“, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung in seinem Grußwort zum Festival.
Organisiert wird das Festival auch in diesem Jahr vom Romano Sumnal e. V., Verein der Roma und Sinti in Sachsen, der auch die Melde- und Informationsstelle für Antiziganismus in Sachsen betreut und dem Zentrum jüdischer Kultur Ariowitsch-Haus, das als Begegnungszentrum interreligiös und interkulturell arbeitet. Für beide Vereine sind Kultur und Begegnungen wichtige Mittel, Wissen aufzubauen, Vorbehalte abzubauen und Vorurteile zu überwinden.
Eröffnet wird das Festival mit stampfendem Beat, tanzender Tuba und orientalischen Tropmetensoli am 17. Juni, 20 Uhr in der Schaubühne Lindenfels. „The funky Tiger“, Dzambo Agusevi, ist mit seinem zehnköpfigen Orchester schon längst zum berühmtesten Musiker Mazedoniens aufgestiegen. Aus der kleinen mazedonischen Stadt Strumica kommend, eroberte er die Bühnen auf der ganzen Welt und ist an die Spitze der internationalen Musikszene aufgestiegen. Gewaltiger kann ein Festival nicht beginnen.
Klassischer wird es am 19. Juni, 19 Uhr, bei dem im Polnischen Institut Berlin – Filiale Leipzig stattfindenden musikalisch-literarischen Gespräch zu „MANRU“, einem lyrischen Drama in drei Akten von Ignacy Jan Paderewski nach einem Libretto von Alfred Nossig nach dem Roman „Die Hütte am Rand des Dorfs“ (1852) von Józef Ignacy Kraszewski. MANRU wird seit März an der Oper Halle/Saale erfolgreich aufgeführt.
Michael Wendeberg, der Pianist und Dirigent dieser Inszenierung erläutert am Klavier die Musik zu MANRU. Dr. Boris Kehrmann spricht darüber, wie eine polnische Oper in die heutige Öffentlichkeit gelangt, welche Geschichte ihr zugrunde liegt, welche Konflikte, welche Träume und Wahrheiten. Auch wird er Auszüge aus Kraszewskis Roman lesen.
Ostperanto-Folk-Jazz erklingt am 20. Juni, 20 Uhr, im Ariowitsch-Haus. Die Musik von „Kapelsky & Marina“, bestehend aus dem Instrumental-Trio um Michael Ashauer (Bass), Jan-Sebastian Weichsel (Geige, Bratsche, Mandoline) und Gregor Hengesbach (Gitarre) in Kombination mit der aus Moldawien stammenden Sängerin und Schauspielerin Marina Frenk zeichnet sich durch besondere Rücksichtslosigkeit im Umgang mit Fundstücken aus: Miles Davis wird kurzerhand in den Orient geschickt und Britney Spears auf den Balkan. Zarathustra schwingt keine Reden mehr, er tanzt Polka. Durch Marina Frenk kommt eine gute Portion russischer Roots dazu. Frenk singt auf Russisch und in Romanes.
Filme, Lesungen, Ausstellungen, Workshops und weitere Konzerte zeichnen die Vielseitigkeit dieses Festivals aus.
Der Festival-Abschluss findet am 25. Juni auf der Wiese der Galerie für Zeitgenössische Kunst als „Begegnungsabend mit Musik, Tanz, Poesie und kulinarischen Köstlichkeiten“ statt. Hier werden die inhaltlichen Schwerpunkte der Kulturwoche aufgegriffen und laden zum Kennenlernen und Mitmachen ein.
Das gesamte Programm sowie weitere Informationen zu Eintrittspreisen und Tickets sind auch unter www.latchodives.de, www.facebook.com/latchodivesleipzig und www.instagram.com/latchodives_leipzig zu finden.
Veranstalter: Ariowitsch-Haus e. V., Romano Sumnal e. V.
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