Nach Johann Sebastian Bachs Ableben wurde sein bereits bestätigter Nachfolger Gottlob Harrer (1703-1755) am 2. Oktober 1750 in das Amt des Thomaskantors eingeführt. Er importierte als vormaliger Kapellmeister der Privatkapelle des Premierminister Heinrich Graf von Brühls und Schüler von Jan Dismas Zelenka (und vermutlich auch von Johann Adolf Hasse) den modernen „italienischen Gusto“ vom Dresdner Hof in die Bürger- und Messestadt, worauf die Juroren im Jahr zuvor wohl besonderen Wert gelegt haben.

Bereits im „Großen Concert“, dem 1743 gegründeten bürgerlichen Konzertunternehmen, wurde verstärkt italienische Musik gespielt. Harrer führte die Neuerung ein, sogar ein eigens vertontes, italienisches Karwochenoratorium „Gioas Rè di Giuda“ im Jahr 1753 im Gasthaus „Drei Schwanen“ aufzuführen.

Mit der Wiederentdeckung des Passionsoratoriums „Abraham und Isaac“ von Gottlob Harrer durch Dr. Helmut Lauterwasser im Bestand der Nürtinger Turmbibliothek ergibt sich unverhofft die Möglichkeit, den Wandel der bedeutenden Karfreitagsmusiken in den Leipziger Hauptkirchen von den oratorischen Passionsmusiken von Bach (mit Evangelientexten nach den vier Evangelisten) und seinen Zeitgenossen (u.a. auch Pasticci) hin zur Übernahme der aus dem katholischen Umfeld stammenden Passionsoratorien über freie Dichtung nach dem Wiener Hofpoeten Pietro Metastasio eindrucksvoll nachzuvollziehen.

Neben Gottlob Harrers bereits bekannten Passionsoratorien „La Passione del Nostro Signore“, „Gioas Rè di Giuda“ und „Der Tod Abels“ ist nun auch die Musik von „Abraham und Isaac“ bekannt und kann somit erstmals seit dem 18. Jahrhundert wieder dem Publikum präsentiert werden.

Das Gellert Ensemble hat sich bereits in drei Konzerten, die u.a. vom Kulturamt der Stadt Leipzig, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und dem Mitteldeut-sche Barockmusik e.V. gefördert wurden, mit dem kompositorischen Schaffen Gottlob Harrers sehr intensiv auseinandergesetzt.

Dieses Konzert wird durch die Mitteldeutsche Barockmusik e.V. aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und durch das Kulturamt der Stadt Leipzig gefördert.

Termin:

Samstag, 9. April 2022, 20.00 Uhr, Paul-Gerhardt-Kirche Leipzig

Programm:

Gottlob Harrer (1703-1755): “Abraham und Isaac” (Passionsoratorium) / Wiedererstaufführung

Ausführende:

Sopran: Ina Siedlaczek

Sopran: Sara Mengs

Alt: Inga Jäger

Tenor: Volker Nietzke

Bass: Diogo Mendes

Gellert Ensemble (Chor & Orchester)

Leitung: Andreas Mitschke

Tickets und Eintrittspreise:

Tickets zu 15 Euro (ermäßigt 10 Euro) in der Musikalienhandlung M. Oelsner oder an der Abendkasse

Die Konzertaufführung findet unter Berücksichtigung der 3G-Regel statt.

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