Ein differenzierter Blick auf das Thema Exil und Erinnerung: Es ist ein später Novembernachmittag, als Saleh Omar auf dem Flughafen Gatwick landet. In einer kleinen Tasche, dem einzigen Gepäck, das der Mann aus Sansibar bei sich trägt, liegt sein wertvollster Besitz: eine Mahagonischachtel mit Weihrauch.
Eben noch war Omar Inhaber eines Geschäftes, er besaß ein Haus, war Ehemann und Vater. Jetzt ist er ein Asylbewerber, und Schweigen ist sein einziger Schutz. Während Omar von einem Beamten ins Verhör genommen wird, lebt nicht weit entfernt, zurückgezogen in seiner Londoner Wohnung, Latif Mahmud. Auch er stammt aus Sansibar, hatte jedoch bei der Flucht aus seiner Heimat einst den Weg über den „sozialistischen Bruderstaat“ DDR gewählt. Als Mahmud und Omar Jahre später in einem englischen Küstenort aufeinandertreffen, entrollt sich beider Vergangenheit.
„Ferne Gestade“ wurde 2001 für den Booker-Preis nominiert. Jetzt liegt der erstmals 2002 auf Deutsch erschienene Roman wieder in der Übersetzung von Thomas Brückner vor, durchgesehen und mit einem erläuternden Glossar.
Abdulrazak Gurnah (geb. 1948 im Sultanat Sansibar) wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er hat bislang zehn Romane veröffentlicht, darunter „Das verlorene Paradies“, „Donnernde Stille“, „Ferne Gestade“, „Die Abtrünnigen“ und „Afterlives“ (demnächst auf Deutsch: „Nachleben“). Gurnah ist Professor emeritus für englische und postkoloniale Literatur an der University of Kent. Er lebt in Canterbury.
Freitag, 18. März, LEIPZIG,
Paulinum, eine Veranstaltung mit der Connewitzer Verlagsbuchhandlung
und dem Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig
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