Eine besondere Leipziger Form der Bürgerteilhabe an der Kulturausübung ist die Notenspur-Nacht der Hausmusik. Seit 2015 hat sich die Veranstaltung zu einem der weltweit größten Hausmusikereignisse entwickelt. Ohne Musik in den Häusern und Familien gäbe es keine Spitzenensembles wie Thomanerchor oder Gewandhausorchester. Bürgerinnen und Bürger laden in der Hausmusik-Nacht in ihre privaten Räume ein, um ihre Musikliebe mit Freunden und unbekannten Gästen zu teilen.

Kann eine solch intime Form der Musikausübung, wie eine Hausmusik sie darstellt, unter den Bedingungen der Corona-Pandemie funktionieren? Der Notenspur-Verein hat sich für die Durchführung der Notenspur-Nacht der Hausmusik entschieden, da allen Beteiligten – Gastgebern, Musikern und Besuchern – ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Thema zugetraut werden kann, wie schon die erfolgreichen 1:1-Konzerte im Frühsommer gezeigt haben. Gerade in der Krise sollte Kultur den Menschen nahe sein. Ein herzlicher Dank gilt schon jetzt allen Mitwirkenden, die ihre Veranstaltungen mit einem größeren Aufwand vorbereiten und weniger Besucher als sonst begrüßen dürfen.

„Wir haben uns dennoch für das Mitmachen entschieden“, so der Direktor der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig (DNB), Michael Fernau. „Musik ist Stimmung. Musik bringt Menschen zusammen. Dafür sind jetzt behutsam wiederauflebende Konzerte mit Abstand ein wundervolles Signal. Und Ruprecht Langer, Leiter des Deutschen Musikarchivs in der DNB  ergänzt: „Wir machen mit seit 5 Jahren – es täte uns in der Seele weh, wenn das jetzt aufhören würde. Alle müssen mit Einschränkungen leben, aber innerhalb dieser Grenzen kann eben doch Wundervolles geschehen, z.B. diese Konzerte.“

Das Deutsche Musikarchiv wird als Gastgeber gemeinsam mit den Musikerinnen und Musikern der Gruppe YSILIA die Hausmusik-Nacht gestalten. Warum die Künstler sich auf diesen Auftritt riesig freuen, erklärt Julia Lehne: „Es ist so ein schönes Projekt, das wir gern unterstützen. Und lieber im kleinen Rahmen, als dass es ganz ausfällt. Es ist eine große Ehre für uns, hier aufzutreten.“

Trotz sich möglicherweise weiter einschränkender Bedingungen und Regelungen erwartet der Notenspur-Verein Musikerinnen und Musiker aus dem europäischen Ausland, die aus Anlass des 75. Jahrestages des Ende des II. Weltkrieges und des zweiten “Brücken bauen”-Festivals Leipzig im November besuchen und die Notenspur-Nacht der Hausmusik bereichern werden.

Unter dem Motto “Hausmusik geht ins Revier” können sich ab diesem Jahr auch Gastgeber und Musiker aus den Landkreisen Leipzig und Nordsachen zur Notenspur-Nacht der Hausmusik anmelden. Die Ausweitung des Hausmusik-Projektes in die Region wird unterstützt durch finanzielle Mittel aus dem Sächsischen Mitmachfonds.

Alle Musiker und Gastgeber, die bei der 6. Notenspur-Nacht der Hausmusik 2020 mitwirken möchten – ob in der Stadt oder in der Region Leipzig –  sind gebeten, sich bald anzumelden, da die Vermittlung zwischen Gastgebern und Musikern möglichst bis Ende Oktober abgeschlossen werden soll. Registrieren kann man sich online unter www.notenspur-leipzig.de/hausmusik.

Besucher müssen sich noch bis Anfang November gedulden, bevor sie sich eine Veranstaltung aussuchen und anmelden können.

Weitere O-Töne

Michael Fernau, Direktor der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig (DNB):

Musik ist Stimmung. Musik bringt Menschen zusammen. Unter Infektionsschutzbedingungen kommt es mir besonders wichtig vor, diese Kräfte spüren zu lassen. Dafür sind jetzt behutsam wiederauflebende Konzerte mit Abstand ein wundervolles Signal.

Die Leipziger Notenspur, Nacht der Hausmusik, stärkt die Stadtgesellschaft, wie die Musik für Innenhof und Balkon im Frühling und Sommer den Nachbarschaften aufhalf. Deswegen unterstützt die Deutsche Nationalbibliothek mit ihrem Deutschen Musikarchiv in Leipzig herzlich gerne die Leipziger Notenspur!

Ruprecht Langer, Leiter des Deutschen Musikarchivs in der DNB, Gastgeber eines Hausmusik-Abends:

Es ist mir wichtig, dass gerade in Zeiten, wo Kultur allenfalls digital geschieht, die Häuser, die den Platz und die Möglichkeit haben, sich auch zur Verfügung stellen, damit auch wieder Künstler live auf der Bühne stehen können. Und es ist einfach eine wundervolle Sache – wir machen das jetzt seit 5 Jahren – es täte uns in der Seele weh, wenn das jetzt aufhören würde. Alle müssen mit Einschränkungen leben, aber innerhalb dieser Grenzen kann eben doch Wundervolles geschehen, z.B. diese Konzerte.

Bei allem, was jetzt im digitalen Rahmen passiert – Wahnsinn, was da alles stattfindet – aber umso schöner finde ich es, dass es gerade in dieser Zeit auch wieder Orte gibt, wo man Livemusik hören kann.

Julia Lehne, Gruppe Ysilia (4 Musiker bestreiten den Hausmusik-Abend im Deutschen Musikarchiv):

Wir sind fast von Anfang an dabei! Es ist so eine schöne Sache, die wir gern unterstützen. Und lieber im kleinen Rahmen, als dass es ganz ausfällt. Es ist eine große Ehre für uns, hier aufzutreten und wir freuen uns  riesig.

Die Leute sind ja sehr dankbar. Es geht ja nicht nur den Künstlern so, das ihnen die Auftritte fehlen, sondern auch den Besuchern fehlt die Kultur.

Elke Leinhoß, Projektleiterin, Notenspur Leipzig e.V.

Ein Jahr ohne Notenspur-Nacht der Hausmusik? Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie gehört zu Leipzig wie die Musik selbst. Und wir werden alles dafür tun, dass sie stattfinden kann.

Ich freue mich auf neue Hausmusik-Orte in den Landkreisen. Die Begeisterung für die Musik macht an Stadtgrenzen nicht halt.

„Vergessene“ Häuser in Leipzig: Impressionen des Verfalls + Bildergalerie, Update 13.10.2020 & Übersichtskarte

https://www.l-iz.de/politik/leipzig/2020/10/Vergessene-Haeuser-in-Leipzig-Impressionen-des-Verfalls-347491

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