Auf ihren Konzertreisen durch Europa legte Clara Schumann im 19. Jahrhundert zehntausende Kilometer zurück – mit der Postkutsche, ersten Eisenbahnen oder gar mit dem Schlitten. Auch ihre Kollegen Edvard Grieg aus Norwegen und Mikalojus Konstantinas Čiurlionis aus Litauen reisten kreuz und quer durch Europa und konzertierten von Moskau bis Paris und von Wien bis Oslo. Vom 13.2. bis 1.3.2020 ist die Ausstellung „Reisende Musiker – Clara, Edvard und Mikalojus Konstantinas“ in den Promenaden Hauptbahnhof Leipzig zu Gast.
Robert Schumann schrieb im September 1839 besorgte Zeilen an seine Verlobte, Clara Wieck: „nimm Dich ja beim Fahren in Acht …, und wirft der Wagen um, so versuche nie Dich anzuhalten, da bricht man am ersten den Arm oder die Hand.“
Edvard Grieg notierte in seinem Tagebuch über eine Fahrt in die Schweiz 1866: Nachdem wir einige Meilen aufwärts in die Alpen gefahren waren, kamen wir so hoch hinauf, dass wir in Schnee gerieten. […]
Die Schlitten flogen nämlich auf dieser Gewaltfahrt nach allen Seiten, bald hierhin, bald dorthin, so dass man die ganze Zeit über in Gefahr war, zerschlagen zu werden, bald balancierte der Schlitten auf der einen, bald auf der anderen Seite und rumpelte die gewaltigen Schnee- und Eisblöcke derart hinunter, dass man anderes zu tun hatte als zu frieren. Im Gegenteil saß man in Seelenqual, dass einem der Schweiß aus allen Poren brach. Und doch war die Situation spannend, die Erinnerung daran ist herrlich, keinesfalls möchte ich sie verpasst haben.“
Die kurzweilige Ausstellung „Reisende Musiker“ erinnert daran, dass das Reisen im 19. Jahrhundert eine große Herausforderung bedeutete und sehr lange dauerte. Die Ausstellung stellt anhand der Konzertreisen der drei Musiker die Umstände dieser Reisen vor, zeigt Fotografien und Zeichnungen von Bahnhöfen und Postkutschen sowie die Reiserouten der drei Komponisten.
In Reisealben zu jedem der drei Musiker finden sich neben Fotos ihrer Familien auch Zitate aus ihren Tagebüchern oder Zeichnungen von unterwegs, als fotografieren noch keine Selbstverständlichkeit war, sowie Informationen über ihre Reisekleidung und Reiseutensilien im 19. und 20. Jahrhundert.
Das Ausstellungskonzept wurde in einer Zusammenarbeit zwischen dem Notenspur Leipzig e.V. und der Bauhaus-Universität Weimar erstellt. Studierende des Studiengangs Architektur entwarfen im Rahmen einer Semesterarbeit erste Konzepte zu einer Micro-Architektur, die speziell für Bahnhöfe und Flughäfen gestaltet wurde. Aus allen Arbeiten wurde ein finaler Entwurf ausgewählt, der von fünf Studentinnen mit Hilfe ihrer Professoren umgesetzt wurde. Prof. Eszter Fontana, Musikwissenschaftlerin aus Leipzig, lieferte die Inhalte für Fahnen, Tafeln und Alben.
Die Ausstellung ist Teil des Projektes „Europäische Notenspuren“, das vom Notenspur Leipzig e.V. gemeinsam mit Partnern aus Litauen und Norwegen zwischen 2018 und 2020 umgesetzt wird und das im Programm „Creative Europe“ der Europäischen Union gefördert wird.
Ausstellungsort: 13.2.-1.3.2020 Promenaden Hauptbahnhof Leipzig
Midissage am 20.2.2020, 17 Uhr
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