Was bedeutet es für Holocaust-Überlebende, wenn ihre Enkel nach Deutschland auswandern? Wie ergeht es verwitweten Väter und ihren Kindern in streng jüdisch-orthodoxen Gemeinden, in denen alleinerziehende Männer nicht vorgesehen sind? Wie halten Angehörige der „zweiten Generation“ die Geschichte ihrer Eltern lebendig?
Im Rahmen der Jüdischen Woche zeigt die Cinémathèque Leipzig ein Filmprogramm, das das übergreifende Motto „L’dor v’dor – von Generation zu Generation“ aus unterschiedlichen Perspektiven aufgreift. Als besonderes Highlight zeigen wir auch Wes Andersons modernen Klassiker über eine halb-jüdische New Yorker Großfamilie voller Genies und Exzentriker*innen. Begleitet werden die Vorstellungen von Regie-Gesprächen und Einführungen.
Mo 24.06. 19:00 Uhr
BACK TO THE FATHERLAND
Österreich/Israel/BRD/USA 2017, Kat Rohrer, Gil Levanon, Dok, 75 min
Gil und Kat sind seit College-Zeiten eng befreundet. Gil aus Israel ist die Enkelin eines Holocaust-Überlebenden, Kat aus Österreich ist die Enkelin eines Nazi-Offiziers. In ihrem Bestreben, die Geschichte ihrer Familien zu überwinden, treffen sie Dan und Guy, zwei junge Israelis, die Israel verlassen haben, um in Österreich und Deutschland zu leben. Diese Begegnung veränderte ihre Beziehung zu Großeltern und Familie nachhaltig. BACK TO THE FATHERLAND zeigt die dritte Generation bei ihrem Bemühen, sich eine Zukunft zu schaffen ohne die Vergangenheit zu ignorieren.
Anschließend Regiegespräch mit Kat Rohrer und Gil Levanon
Di 25.06. 19:00 Uhr
MENASHE
USA 2017, Joshua Z. Weinstein, Tragikomödie, 83 min, OmU
mit Menashe Lustig, Ruben Niborski, Yoel Weisshaus, Meyer Schwartz
Der komplett auf Jiddisch gedrehte Film erzählt die Geschichte des Witwers Menashe, der entgegen aller religiösen Traditionen darum kämpft, seinen Sohn Rieven allein erziehen zu können. Die Voraussetzungen dafür stehen schlecht: Menashe lebt in der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in Borough Parkin Brooklyn, New York. Die dortigen Erwartungen an die Bewohner*innen folgen einem rigiden Verhaltenskodex, alleinerziehende Väter sind nach strenger Auslegung der Thora nicht vorgesehen.
Der tollpatschige Supermarktverkäufer Menashe passt auch sonst nicht recht in das konforme Bild der Gemeinde. Er ist ein klassischer Schlimasel, vergesslich und chaotisch, der den chassidischen Hut nicht trägt und seine Schläfenlocken hinter den Ohren versteckt. Mit seinem kleinen Gehalt kommt er dazu kaum über die Runden, und so bestimmt der Rabbi, dass der Sohn Rieven besser bei der Familie des Onkels aufwächst – solange bis Menashe wieder heiratet und sein Leben in geordnete Bahnen führt.
Für Menashe beginnt ein innerer und äußerer Kampf mit den Traditionen, an dessen Ende er sich entscheiden muss, ob er frei sein will oder sich den Erwartungen beugt.
Mit anschließender Diskussion
Mi 26.06. 19:00 Uhr
THE LAST LAUGH
USA 2016, Ferne Pearlstein, Dok, 88 min
Kann und darf man über den Holocaust lachen? Die Filmemacherin Ferne Pearlstein geht dieser Frage auf den Grund und lässt Comedy-Größen wie Mel Brooks, Sarah Silverman, Jerry Lewis oder Joan Rivers zu Wort kommen. Die Auschwitz-Überlebende Renee Firestone spricht über Humor im Konzentrationslager und das Wiederentdecken von Freude nach dem Krieg. Ein witziger, trauriger, bewegender, zum Nachdenken anregender und sicherlich auch provokanter Film über Humor, Tabus und den Umgang mit dem Unfassbaren.
Anschließend Regiegespräch mit Ferne Pearlstein
Fr 28.06. 19:00 Uhr
THE ROYAL TENENBAUMS
USA 2002, Wes Anderson, Tragikomödie, 108 min, OmU
mit Gene Hackman, Gwyneth Paltrow, Ben Stiller, Anjelica Huston, Bill Murray, Owen Wilson
Vor 22 Jahren verließ der exzentrische Royal Tenenbaum seine Frau Etheline und die drei halbwüchsigen, übermäßig talentierten Kinder Margot, Richie und Chas. Jetzt will Royal auf einmal wieder Teil ihres Lebens werden. Doch das verläuft nicht so einfach, wie er sich das vorgestellt hat. Etheline plant gerade ihre nächste Hochzeit und die drei mittlerweile erwachsenen Kinder leben lieber in vollen Zügen ihre Talente und Neurosen aus, statt sich nun auf einmal wieder ihrem Vater zu widmen …
Die für Wes Anderson typische farbenfrohe Ästhetik voll detailreicher Kulissen und Kostüme ist eine gelungene Mischung aus Familiendrama und subtiler Komödie und vor allem ein exzellenter Ensemble-Film. Hollywoodstars wie Gwyneth Paltrow, Gene Hackman, Angelica Houston, Bill Murray und Ben Stiller haben skurrile Charaktere erschaffen, die Filmgeschichte geschrieben haben.
Mit Einführung
http://www.cinematheque-leipzig.de
Termin: 24.06. bis 28.06., jeweils 19.00 Uhr
Ort: Cinémathèque in der naTo, Karl-Liebknecht-Straße 46
Eintritt: 6,50 € / 5,00 € (ermäßigt) / 3,00 € (Leipzig-Pass)
Die Leipziger Zeitung Nr. 68 ist da: Game over! Keine Angst vor neuen Wegen
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