Bei TheaterTotal finden sich jedes Jahr um die 30 junge Menschen aus ganz Deutschland zusammen, um gemeinsam künstlerisch zu arbeiten und die Berufe rund um die Theaterbühne hautnah zu erfahren. Schauspiel, Tanz, Tai- Chi und Akrobatikunterricht gehören genauso zum Alltag, wie die Zubereitung eines täglichen Mittagessens für 30 Personen und die Organisation einer dreimonatigen Tournee durch Deutschland. Gemeinsam mit professionellen Künstlern wird eine Inszenierung entwickelt, die dann von April bis Juli auf der Tournee gespielt wird. Dieses Jahr fiel die Wahl der Teilnehmer auf „Das Wintermärchen“ von William Shakespeare.
Kann man die zwei bedeutsamsten Gattungen des Theaters, Tragödie und Komödie, in einem Stück zusammenfassen? Eine Geschichte, die von Anfang an dem Untergang geweiht ist, dennoch zu einem guten Ende führen? Shakespeare zeigt uns in „Das Wintermärchen“, dass es geht: Zwar trägt es den Titel eines Märchens und wird zu den Romanzen gezählt, beinhaltet jedoch viel mehr als die Kategorie vermuten lässt:
Es beginnt als Desaster. Der sizilianische König Leontes, stürzt sich von Eifersucht zerfressen in einen Wahn von Rachsucht, der seine Familie sowie den Königshof zerstören wird. Seiner Frau Hermione werden die Kinder weggenommen, sie wird zu Unrecht wegen Ehebruchs verurteilt. Da sind jedoch auch die einfachen Leute, Hirten und Schäfer, die nichts ahnen vom Tun ihrer Herren, die Freude und Lebenslust verkörpern. Und da ist die verloren geglaubte Königstochter Perdita, die in Böhmen, fernab der Konflikte der Königsfamilie, in einer Schäferfamilie aufwächst.
So tragisch und düster wie das Stück beginnt, so fröhlich und hoffnungsvoll – ja komödiantisch – setzt es nach einem Zeitsprung von sechzehn Jahren fort. Heilt die Zeit wirklich alle Wunden? Shakespeares Figuren durchleben eine ganze Bandbreite an Gefühlen. Sie müssen Schmerz und Zerstörung erleiden. Trotzdem entsteht mit der jungen Generation aus den Trümmern neues Leben.
„Das Wintermärchen“, ein gehaltvolles wie originelles Spätwerk Shakespeares, könnte kontrastreicher nicht sein und ist oft alles andere als winterlich – voll Ernst und Witz wird eine spannende Geschichte erzählt: Mit Spielbegeisterung begibt sich das junge Ensemble von TheaterTotal auf eine Reise von Sizilien nach Böhmen, vom emotionalen Winter zum Sommer, durch Höhen und Tiefen menschlichen Lebens. Die unterschiedlichen Lebensweisen der zwei Kulturräume und Generationen werden ausdrucksstark und einfallsreich, verwoben mit Musik, Tanz und performativen Elementen dargestellt. So lässt das Wintermärchen seinem Titel zum Trotz auf einen vielversprechenden Sommerabend hoffen.
Das Wintermärchen
nach William Shakespeare
eine Inszenierung von TheaterTotal
13.06.2016, 19:30
Freie Waldorfschule Leipzig, Berthastra. 15, 04357 Leipzig
Karten: 15 € / 10 €
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