Am Samstag, 20. September, um 20:00 Uhr wird Julien Reitzenstein zusammen mit Dr. Feist, MdB und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, sein Buch "Himmlers Forscher. Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im 'Ahnenerbe' der SS" im Kultur- und Begegnungszentrum "Ariowitsch-Haus" e.V. (Hinrichsenstraße 14) vorstellen. Das Buch gibt präzise und teils auch schockierende Einblicke in die Welt der SS-Forscher und ihrer Zielsetzungen.

Mit seinem Buch hat Julien Reitzenstein eine wichtige Forschungslücke zum “Ahnenerbe”, dem “Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung” und den dort begangenen Verbrechen geschlossen.

Die SS-Forschungsgemeinschaft “Das Ahnenerbe e.V.”, wurde 1935 als zunächst private Einrichtung durch Heinrich Himmlers gegründet. Sie sollte die oft skurrilen Ansichten und Vermutungen Himmlers wissenschaftlich untermauern. Da Forschungen über Tibet, Wünschelruten oder Wikingerstädte nicht kriegswichtig waren, verlagerte der Reichsgeschäftsführer Wolfram Sievers den Forschungsschwerpunkt auf Wehrwissenschaften. Der Verlagskaufmann leitete das 1942 gegründete “Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung” im “Ahnenerbe” persönlich. Dort koordinierte er vergleichsweise banale Forschungen, wie die Züchtung winterharter Kleinpferde für die Ostfront ebenso, wie die Sammlung von Festungsplänen aus den Seealpen. Sievers verantwortete jedoch die berüchtigten Versuche an Häftlingen in Konzentrationslagern. Nachdem die Alliierten Sievers an seinem Dienstsitz in Waischenfeld/Ofr. verhaftet hatten, wurde er im Nürnberger Ärzteprozess für die unter seine Verantwortung begangenen Medizinverbrechen zum Tode verurteilt. Jedoch blieb – mit Ausnahme einiger bekannter Verbrechen – das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung nach Kriegsende im Dunkeln und damit auch seine Aktivitäten in Leipzig.

Julien Reitzenstein legt nun nach intensiver Quellenrecherche die erste Gesamtdarstellung des “Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung” im “Ahnenerbe” vor. Nahezu ausschließlich auf der Grundlage von Originaldokumenten aus Archiven aus aller Welt rekonstruiert der Autor nicht nur chronologisch die Arbeit aller, teils auch bisher unbekannter Abteilungen des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung. Er bringt ein Fülle neuer, bislang unbekannter Erkenntnisse ans Licht: So kann er die biographischen Daten aller Häftlinge rekonstruieren, die an den unmenschlichen Kampfstoffversuchen im KZ Natzweiler teilnehmen mussten – und auch die drei Todesopfer ermitteln. Anhand vieler bisher unbekannter Quellenbeweise kann erstmals nicht nur der genaue Ablauf dieser Versuche rekonstruiert werden, sondern auch die wissenschaftliche Zielsetzung. Auch kann Reitzenstein nachweisen, dass das Institut an der Entwicklung von B- und C-Waffen beteiligt war, ebenso wie an der Aneignung von Immobilien teils prominenter jüdischer Vorbesitzer. Das größte Projekt des Instituts war jedoch die Entwicklung eines Blutstillmittels gegen Kriegsverletzungen. Der zuständige Abteilungsleiter, Dr. Dr. Kurt Plötner, war Privatdozent an der Universitätsklinik in Leipzig, wo er das Mittel an Patienten testen ließ.

www.schoeningh.de

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