Krieg, Klimakatastrophe, Inflation, Preisexplosion, Wohnungsnot, Faschisten auf den Straßen und den Parlamenten. Das Fass der gesellschaftlichen Probleme ist bis zum Rand gefüllt. Viele Menschen suchen nach Antworten auf die Fragen, die ihr Leben und Zusammenleben betreffen, aber sind wie erstarrt vor der Masse an Baustellen. Der Begriff „Paralyse durch Analyse“ beschreibt genau diese Entscheidungsunfähigkeit im Angesicht der angstmachenden, scheinbar unlösbaren Probleme.
Diesem Zustand möchte das Kollektiv Analyse:Paralyse künstlerische Mittel entgegensetzen und Wege aus der Schockstarre aufzeigen.
Bereits 2019 trafen sich das erste Mal Menschen, die am Wochenende die mittlerweile zweite Ausgabe des Analyse:Paralyse-Festivals organisieren. Bewusst wurde sich nicht auf ein spezielles Thema festgelegt. Der Plan, so die Festival-Machenden, sei es, Mittel und Werkzeuge der künstlerischen Intervention gegen das irre Treiben, das wir Gesellschaft nennen, vorzustellen. Dazu haben sie eine große Bandbreite an Formaten im Programm: Workshops, Lesungen, Konzerte, Theater, Ausstellungen, Filme.
Als Spielstätten werden das Pöge-Haus, das Ost-Passage Theater sowie die Garage Ost fungieren, allesamt im Leipziger Osten. Vor allem am Freitag und Samstag soll die Garage Ost, ein relativ neuer Ort auf der Hermann-Liebmann-Straße, als Anlaufstelle für Festivalgäste, Workshopteilnehmer oder jene sein, die gemeinsam über das Gesehene und Erlebte in Austausch kommen wollen.
Unter den eingeladenen Künstler:innen und Gruppen sind bekanntere Namen wie Thomas Gsella, der seit seiner Zeit bei dem Satire-Magazin Titanic durch seine prägnant-beissende Lyrik die Gesellschaft seziert, oder das PENG!-Kollektiv, das immer wieder mit aktionskünstlerischen Interventionen in diversen Politikfeldern aktiv wird.
Doch die Organisator:innen haben sich insbesondere auf lokaler Ebene umgeschaut.
Sie konnten beispielsweise das Ensemble Balam Balam gewinnen, das mit ihrer Performance „Minenfeld Dolmetschen“ ihre teils absurden und komischen Erfahrungen als migrantische Dolmetscher:innen verarbeiten. Oder die Gruppe Radikale Töchter, die in ihrem Workshop den „Mut-Muskel“ trainieren wollen, und den Teilnehmenden zu helfen ihre Handlungsfähigkeit (wieder)zu entdecken.
Der Fokus des Festivals liegt vor allem darauf, die Festivalgäste zum selber tätig werden zu motivieren. Die Vielzahl der Formate soll zeigen, was an Mitbestimmung möglich ist, wenn man sich einmal aus der Ohnmacht gelöst hat. Oder eben durch das kollektive Selbermachen den Zustand der Paralyse hinter sich zu lassen. Vor allem freut sich das Festival-Kollektiv auf Menschen, die außerhalb der Kunst-und-Kultur-Bubble den Weg in die Veranstaltungen und Workshops finden.
Das Festival „Analyse:Paralyse“ für politische Kunst findet vom 13. bis 16. Oktober 2022. Erhältlich sind 4-Tage-Festivaltickets, sowie separate Abendkassen-Tickets für die Veranstaltungen im Ost-Passage-Theater.
Das komplette Programm, Tickets und Anmeldung für die Workshops finden sich auf der Festival-Homepage.
Keine Kommentare bisher