Der Grimmaer Kunst- und Fotoverein feiert diesen Sommer sein 60-jähriges Bestehen mit einer beeindruckenden Ausstellung. Unter der Ankündigung „Die vermutlich größte Open-Air-Fotoausstellung 2024 in Sachsen“ präsentiert der Verein seine schönsten Motive aus sechs Jahrzehnten Vereinsgeschichte.

Die Ausstellung wird entlang des Zauns der Grimmaer Polizei zwischen Großmühle und Floßplatz zu sehen sein. Die feierliche Eröffnung findet am 20. Juli um 11.00 Uhr am Floßplatz statt. Besucher können sich auf eine vielfältige Auswahl an Fotografien freuen.

Gezeigt werden unter anderem Werke von Gerhard Weber, die Werktätige und Kinder in der ehemaligen DDR, vorwiegend in Grimma und dem Muldenland, dokumentieren. Ergänzt wird die Ausstellung durch herausragende Fotoarbeiten der 24 weiteren Mitglieder des Vereins, die eine breite Motivvielfalt der letzten Jahre abdecken. Die Ausstellung wird durch die Unterstützung der Stadt Grimma, der Stiftung der Sparkasse Muldental und des Kulturraums Leipziger Raum ermöglicht. Die Fotografien können bis Mitte November 2024 besichtigt werden.

Auf sechs Jahrzehnte Bestand blicken die Fotografinnen und Fotografen vom Kunst- und Fotoverein Grimma zurück. Die Erinnerungen an die vielen fotografischen Aktivitäten, Ereignisse und Projekte gestalten sich für die Mitglieder so lebhaft, dass mancher gar nicht glauben möchte – dass dieser Verein schon 60 Jahre existiert.

25 Jahre im real existierenden Sozialismus der DDR und fast 35 Jahre im vereinten Deutschland – eine jeweils spannende Zeit auf ihre eigene, spezifische Art. So brachte sie sowohl hochwertige künstlerische Fotografien als auch wertvolle Bilddokumente von unwiederbringlichem Wert hervor, die es so nicht wieder in Deutschland geben wird.

Als der bekannte Fotograf Gerhard Weber, damals gerade 24 Jahre alt, am 12. Mai 1964 gemeinsam mit einigen stark motivierten Fotoamateuren die „Kreisarbeitsgemeinschaft Fotografie“ im Grimmaer Kreiskulturhaus (auf dem heutigen Volkshausplatz) gründete, ahnte keiner von ihnen, dass nach über 60 Jahren die Freude und das Interesse an der Fotografie unverändert bleiben würden.

„Anfang der 1990er Jahre fiel nach anfänglicher Euphorie die fotografische Gemeinschaftsarbeit in ein tiefes Loch. Die Gruppe begann auseinanderzufallen“, erinnert sich Weber. „Die gesellschaftlichen Träger der Kulturgruppen lösten sich auf oder wurden abgewickelt, die Arbeitsräume privatisiert und für die schöpferische Arbeit geschlossen.“

Gemeinsam mit dem Mal- und Zeichenzirkel am Kulturhaus Grimma gründete sich daraufhin der Kunst- und Fotoverein Grimma e.V. Neue Partner für die künstlerische Arbeit wurden gesucht und gefunden. Gemeinsam mit der Sparkasse Muldental rief der Verein 1994 bis 2018 die „Muldentaler Fotoschau“ ins Leben. In Gemeinschaftsarbeit mit der Gesellschaft Schloss Colditz und dem Deutschen Verband für Fotografie organisiert der Fotoverein regelmäßig auf Schloss Colditz die „Sächsischen Fototage“.

1979 von Gerhard Weber als „Colditzer Farbdiatage“ ins Leben gerufen, ist das Konzept von damals noch aktuell und beliebt wie vor 45 Jahren. Thematische Ausstellungen wie „Hochwasser 2002“, „Liederflut in Grimma“ und „Wasserzeichen – 20 Jahre nach der Jahrhundertflut in Grimma“ dokumentieren das interessante und wechselvolle Leben in Grimma und bleiben der Nachwelt somit in optischer Form erhalten.

Als großer öffentlichkeitswirksamer Höhepunkt gestaltete sich die Feier anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Fotovereins Grimma im Mai 2004. Unter dem Titel „Brückenschlag“ wurde mit einer Länge von 2.286 Metern die längste Fotoschau der Welt installiert. Von der durch die Hochwasserflut 2002 zerstörten Pöppelmannbrücke zog sich die „Schau auf der Leine“ mit insgesamt 7.647 Fotos (mit Wäscheklammern befestigt) bis zur wiedererrichteten Hängebrücke unterhalb der Gattersburg und weiter über die Brücke bis in den Stadtwald hin.

„Fast hätte es für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gereicht. „Doch dazu hätten alle Fotos die gleiche Größe haben müssen. Das war nicht machbar, schließlich waren für auf die Spenden hunderter Papierfotos aus ganz Deutschland angewiesen“, so Thomas Kube. Seit 2024 übernahm der Grimmaer Fotograf Kube die künstlerische und organisatorische Leitung des Arbeitskreises Fotografie im Kunst- und Fotoverein Grimma. Weiterentwicklung bei hoher künstlerischer Qualität ist sein Anspruch – ganz im Sinne seines Vorgängers Weber.

Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens im Jahr 2014 schaffte der Fotoverein Grimma etwas Dauerhaftes und immer Sichtbares für alle Grimmaer und Besucher der Klosterkirche: ein überdimensional großes beleuchtetes Wandbild in Form eines Fotomosaiks. Es besteht aus 1.035 Porträtfotos und wurde auf einem Spezialstoff gedruckt. Das Motiv zeigt die zerstörte Pöppelmannbrücke nach dem ersten Hochwasser 2002. Es ist eine Hommage an die vielen Helfer und Einsatzkräfte während der beiden Hochwasserkatastrophen in Grimma und zugleich eine bleibende Erinnerung an das 50-jährige Bestehen des Fotovereins.

Im gleichen Jahr wurde der gesamte Fotoverein Grimma vom Landkreis und der Leipziger Volkszeitung mit dem „Heimatpreis“ ausgezeichnet. Der Arbeitskreis Fotografie trifft sich einmal im Monat, jeden letzten Donnerstag ab 19 Uhr, im Vereinsraum des Mehrgenerationenhauses „Alte Feuerwehr“ am Nicolaiplatz 5. Er besteht gegenwärtig aus rund 25 Mitgliedern, die nicht nur aus Grimma, sondern auch aus Leipzig, Waldheim, Oschatz und Colditz kommen. 

In den letzten Jahren waren die Fotografen auf Ausstellungen und Wettbewerben erfolgreich, unter anderem beim „German International Photocup“,  „100 Bilder des Jahres“ „Landesfotoschauen des Deutschen Verbandes für Fotografie”. Bei der „Süddeutschen Fotomeisterschaft“ 2015 kam der Hauptpreisträger aus Grimma.

Bei der neuen Jubiläumsausstellung, die bis etwa Mitte November öffentlich präsentiert wird, zeigen die Mitglieder viele dieser herausragenden Fotoarbeiten, die zugleich eine große und abwechslungsreiche Motivvielfalt garantieren. Gerhard Weber hingegen wartet wieder mit Schwarzweiß-Aufnahmen aus DDR-Zeiten auf. Er zeigt Werktätige und Kinder aus sozialistischen Zeiten in unserer Muldentalregion.

Finanziell gefördert und dadurch erst möglich wird die große Fotoschau am Zaun des Polizeireviers durch die Stiftung der Sparkasse Muldental, den Kulturraum Leipziger Raum und die Stadt Grimma.

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