Der bundesweite „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, den 13. September 2020, steht unter dem Motto „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken.“ Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ arbeitet an und in authentischen Orten der Geschichte der SED-Diktatur.
Das Museum in der „Runden Ecke“ ist 10 bis 18 Uhr ist mit der ebenfalls schon historischen Ausstellung „Stasi-Macht und Banalität“ in den originalen Arbeitsräumen der Stasi-Offiziere ebenso zu besichtigen wie die Ausstellung „Friedliche Revolution in Leipzig“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal. Die originalen Orte können mit dem Stadtrundgang „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ erlebt werden. Der Rundgang „Stasi intern“ führt über das Gelände der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale und gibt Einblicke in sonst nicht zugängliche Räume.
Auch das Museum im Stasi-Bunker in Machern kann 10 bis 16 Uhr besucht werden. Hier zeigt das gerade abgeschlossene Projekt „Denkmalgerechte Sanierung und Umnutzung des ehemaligen Kommandanten-Wohnhauses als Besucherzentrum des Museums im Stasi-Bunker“, wie der Dreiklang „Erinnern. Erhalten. Neu denken.“ praktisch umgesetzt werden kann. Wegen der aktuellen Baumaßnahmen ist die ehemalige Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in diesem Jahr leider nicht zugänglich.
Auf Grund der Corona-bedingten Einschränkungen unterliegen alle Angebote in diesem Jahr einer Einschränkung der möglichen Besucher- bzw. Teilnehmerzahlen um die Hygiene und Abstandbedingungen einhalten zu können. Das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung ist verpflichtend.
„Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken.“ statt Entsorgung und Verwässerung von Geschichte
Die ehemalige Leipziger Stasi-Zentrale „Runde Ecke“ wird seit der Friedlichen Revolution ebenso wie der benachbarte Saalbau genutzt um an die Repression der Stasi als „Schild und Schwert“ der SED-Diktatur und die Friedliche Revolution gegen diese Diktatur zu erinnern. Auch die weiteren über vier Jahrzehnte von der Leipziger Stasi genutzten Gebäude am früheren Matthäi-Kirchhof sind weitgehend original erhalten.
Im Zusammenhang mit der jetzt anstehenden Neugestaltung des gesamten Areals muss dieses Denkmal zur Erinnerung an Unterdrückung und Repression sowie die Friedliche Revolution dagegen erhalten werden und der Ort als einer der Auseinandersetzung mit Unfreiheit und Unrecht neu gedacht werden. Es darf hier keine Entsorgung oder Verwässerung der Geschichte geben.
Die Entwicklung des vom Leipziger Stadtrat grundsätzlich beschlossenen „Forums für Freiheit und Bürgerrechte“ auf diesem Areal birgt große Chancen vielfältige Formen der Erinnerung an die SED-Diktatur und die Friedliche Revolution dagegen am original erhaltenen Ort der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale zu entwickeln und bewährte weiterzuführen. Dabei ist die Suche nach denkmalgerechten Sanierungs- und Umnutzungsmöglichkeiten von zentraler Bedeutung.
Am Sonntag, den 13. September 2020, bekommen Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, auch abseits von den Ausstellungsräumen die „Runde Ecke“ zu erkunden. Mit besonderen Rundgängen informiert die Gedenkstätte über den monströsen Gebäudekomplex der früheren Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig, an dem etwa 40 Jahre lang jedes Gespräch verstummte.
Der Erhalt authentischer Orte der kommunistischen Diktatur ist dem Bürgerkomitee ein besonderes Anliegen, weil so das damalige Geschehen und die historischen Entwicklungen besser erfasst und Geschichte dadurch sicht- und erlebbar bleibt. Mit der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ und dem Museum im Stasi-Bunker betreibt das Bürgerkomitee eine bundesweit einmalige Gedenkstättenkombination.
Die Gedenkstätte ist Teil des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“
Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ wurde im Jahr 2012 als eine von zwölf authentischen Stätten des „Eisernen Vorhangs“ in das gleichnamige Europäische Kulturerbe aufgenommen. Die Gedenkstätte sowie die hiesige Nikolaikirche und der Leipziger Innenstadtring sind die einzigen der ausgewählten Orte, die nicht an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze liegen.
Dies belegt die Bedeutung der Friedlichen Revolution für den Fall des Eisernen Vorhangs sowie der deutschen Einheit in einem vereinten Europa und unterstützt gleichzeitig den Symbolgehalt Leipzigs als „Stadt der Friedlichen Revolution“. Die Orte dokumentieren sowohl die kommunistische Diktatur als auch deren friedliche Überwindung, die die Voraussetzung für den Fall des „Eisernen Vorhangs“ war.
Die Ausstellungen „Stasi-Macht und Banalität“ und „Friedliche Revolution in Leipzig“ sind von 10.00 bis 18.00 zugänglich
Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist mit der ebenfalls schon historischen Ausstellung „Stasi-Macht und Banalität“ in den originalen Arbeitsräumen der Stasi-Offiziere auch am Tag des offenen Denkmals zu besichtigen. Da auf Grund der Corona-bedingten Einschränkungen noch keine Führungen stattfinden können und zur Zählung erhält jeder Besucher kostenpflichtig einen Audio-Guide ausgeliehen. Ein Wegeleitsystem führt durch die durch die Ausstellung.
Nur an diesem Sonntag zu besichtigen ist die aktuell sonst Corona-bedingt noch geschlossene Ausstellung „Friedliche Revolution in Leipzig“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal. Auch hier gibt es ein Wegeleitsystem und eine Einschränkung der Besucherzahlen. Der Besuch dieser Ausstellung ist kostenfrei.
Rundgänge durch den riesigen Komplex hinter der „Runden Ecke“ von 11.00 bis 15.00 Uhr
Die „Runde Ecke“ prägt seit über 110 Jahren das Bild der Stadt. Das zwischen 1911 und 1913 erbaute Versicherungsgebäude war seit der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit im Jahr 1950 die Leipziger Stasi-Zentrale. Da der Platz in der „Runden Ecke“ für die expandierende Staatssicherheit schon Mitte der 1950er Jahren nicht mehr ausreichte, wurde 1955 bis 1958 ein Anbau mit Kinosaal und Kegelbahn fertiggestellt.
Zwischen 1978 und 1985 wurde das Gebäude durch einen Neubau für ca. 65 Mio. DDR-Mark nochmals erheblich erweitert. Seit dieser Zeit thront der Stasi-Komplex am Dittrichring wie eine „Zwingburg der SED-Diktatur“ mitten in der Stadt. Die aktuelle Debatte zur Entwicklung des Areals auf dem Matthäikirchhof zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ zeigt auch, wie uneins sich die Leipziger Bürger beim weiteren Umgang mit dem Areal sind und darüber, ob und in welchem Umfang die historischen Gebäude erhalten bleiben sollen.
Die Bedeutung der original erhaltenen Räumlichkeiten auch im Stasi-Neubau für die Vermittlung der Geschichte von Unterdrückung und Unrecht in der DDR zeigt einen Rundgang durch den gesamten Komplex.
Zwischen 11.00 und 15.00 Uhr können Besucher am Tag des offenen Denkmals sonst nicht zugängliche, aber original erhaltene Räume im Komplex der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung besichtigen. Regelmäßig beginnen Führungen unter dem Motto „Stasi intern. Rundgang durch die ehemalige Zentrale des MfS – Vom Keller zum Boden und anderen Orten des (un)heimlichen Gebäudekomplexes“. Besichtigt werden unter anderem die verbunkerten Schutzräume im zweiten Kellergeschoss für den Kriegsfall oder die Kegelbahn des MfS. Auch die Räume der einstigen Aktenvernichtung können entdeckt werden.
Besucher, die teilnehmen möchten, finden sich bitte neben dem Haupteingang der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ein.
Beim Stadtrundgang um 11.00 und 14.00 Uhr die Marschroute der Demonstranten im Herbst ’89 nacherleben
Die ehemalige Stasi-Bezirksverwaltung wurde während der Friedlichen Revolution am 4. Dezember 1989 friedlich besetzt und in der Folge aufgelöst. In Leipzig hielten schon während des ganzen Jahres 1989 eine Vielzahl öffentlicher Aktionen von Bürgerrechtsgruppen, wie die Demonstration für Meinungs- und Pressefreiheit im Januar, der Pleißepilgerweg und das Straßenmusikfestival im Juni oder die entscheidende Massendemonstration am 9. Oktober, die SED und vor allem die Staatssicherheit in Atem.
Der Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Unter anderem führt er Interessierte zum Nikolaikirchhof, wo schon im Frühjahr ’89 der Ruf nach Freiheit laut wurde, zum Augustusplatz, auf dem im Herbst Massenkundgebungen stattfanden, und am Leipziger Ring entlang, der Marschroute der Demonstrationen.
Besucher, die teilnehmen möchten, finden sich 11.00 Uhr oder 14.00 Uhr am Treffpunkt Hauptportal der Nikolaikirche ein.
Rundgänge durch das Museum im Stasi-Bunker in Machern von 10.00 bis 16.00 Uhr
Getarnt als Ferienanlage des VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Leipzig liegt in prachtvoller Natur das Naherholungsgebiet Lübschützer Teiche bei Machern die einstige Ausweichführungsstelle (AFüSt) des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig. Kern der Anlage ist der von 1968 bis 1971 gebaute Bunker.
Im Spannungs- und Mobilmachungsfall hätte der Leipziger Stasi-Chef mit seinem Stab, insgesamt etwa 100 hauptamtliche Mitarbeiter sowie Verbindungsoffiziere des sowjetischen Geheimdienstes KGB, seinen Dienstsitz aus der Bezirksverwaltung in der „Runden Ecke“ nach Machern verlagert. Die Ausweichführungsstelle war ein heimlich geschaffener Komplex, mit dem die Führungsriege des MfS den Machtanspruch der SED auch im Fall eines Ausnahmezustands, beispielsweise während eines Atomschlags, sichern wollte.
Während der Führung erhalten die Besucher Einblick in die zentral geregelte Mobilmachungsplanung und die speziellen Aufgabe des MfS im Ernstfall – bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle.
Zum Tag des offenen Denkmals 1996 öffnete der Bunker erstmals als Museum. Das über 5 ha große Gelände war durch das Bürgerkomitee Leipzig e.V. 1993 vom Landkreis gepachtet, erhalten und museal erschlossen worden. Die Bunkeranlage und das Außengelände ist als Teil der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ seit dem regelmäßig im Rahmen von geführten Rundgängen zugänglich.
Das ehemalige Wohnhaus des Bunkerkommandanten, in dem der für die technische Sicherstellung der Bunkeranlage zuständige Stasi-Offizier bis Anfang 1990 wohnte, konnte in den letzten Jahren denkmalgerecht als Besucherzentrum für das Museum im Stasi-Bunker saniert werden. Seit der Eröffnung im Januar 2020 werden dort jetzt anlässlich des 30jährigen Jubiläums der Friedlichen Revolution im Herbst ´89 die von der Bundesstiftung Aufarbeitung erstellte Plakatausstellung „Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“ und die vereinseigene Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ präsentiert.
Da aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen durch den unterirdischen Bunker leider noch keine Führungen für Gruppen stattfinden können, erhalten die Gäste stattdessen beim Einlass ein Handout, das zur Information und gleichzeitig zur Besucherzählung dient. Danach werden sie über ein Wegeleitsystem durch die Anlage geführt, um so den Sicherheitsabstand zu gewährleisten. Mitarbeiter des Museums stehen an verschiedenen Orten für weitere Informationen bereit.
Das Museum im Stasi-Bunker ist wieder jedes letzte Wochenende im Monat geöffnet. Der Eintrittspreis beläuft sich auf 5,00 Euro pro Person. Ermäßigungsberechtigte zahlen 4,00 Euro pro Person. Zu aktuellen Information über Änderungen und weiteren Angeboten: www.runde-ecke-leipzig.de
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