Die Friedliche Revolution 1989 erreichte im Dezember einen weiteren Höhepunkt: Wie in vielen Städten wurde auch in Leipzig mit der Besetzung der Stasi-Bezirksverwaltung die Aktenvernichtung gestoppt und damit ein Grundstein zur späteren Aufarbeitung der SED-Diktatur in der DDR gelegt. In der gleichen Nacht bildeten die mutigen Besetzer das Bürgerkomitee Leipzig.
In Erinnerung daran richtet der Verein, der heute Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist, am Montag, den 2. Dezember 2019, um 17.00 Uhr ein besonderes Friedensgebet in der Nikolaikirche aus und lädt im Anschluss um 19.00 Uhr zur Eröffnung von Wanderausstellungen in das Künstleratelier von Martin Hermeling in die Höfe am Brühl. Eintritt frei.
Fast 40 Jahre verstummte vor dem Gebäudekomplex der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit der DDR in Leipzig jedes Gespräch. Erst mit der Entwicklung des friedlichen Protests gegen die SED-Diktatur im Jahr 1989 änderte sich die Situation. Seit dem 2. Oktober 1989 führten die Montagsdemonstrationen während der Friedlichen Revolution auch an dem Gebäude vorbei. Am 4. Dezember 1989 wurde die Stasi-Zentrale während einer Montagsdemo friedlich von mutigen Bürgern besetzt und die SED-Geheimpolizei in der Folge aufgelöst.
Mit der Besetzung erfüllte sich für die Bürger ein lang gehegter Traum: Die Zerschlagung von Mielkes „Ministerium der Angst“. Die „Runde Ecke“ war in Leipzig das Synonym für die zerstörerische Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Am Vormittag des 4. Dezembers war bereits die Stasi-Zentrale in Erfurt besetzt wurden. Viele andere Bezirksverwaltungen und Kreisdienststellen folgten am Abend sowie am nächsten Tag.
In derselben Nacht bildete sich aus dem Kreis der Besetzer auch das Bürgerkomitee Leipzig. Der Verein ist heute Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, die in den original erhaltenen Räumen über die Geschichte von Repression und Unterdrückung in der DDR sowie die Selbstbefreiung der SED-Diktatur durch die Friedliche Revolution informiert.
Friedensgebet um 17.00 Uhr in der Nikolaikirche vom Bürgerkomitee Leipzig e.V.
Friedensgebete waren ein zentraler Ausgangspunkt der machtvollen Montagsdemonstrationen und damit letztendlich ein Motor der Friedlichen Revolution 1989. Bereits seit September 1982 fanden regelmäßig Friedensgebete in der Nikolaikirche statt, in der sich Friedens-, Umwelt- und Dritte-Welt-Gruppen sammelten, um sich öffentlich auszutauschen. Immer wieder wurden Friedensgebete aber auch Ausgangspunkt für öffentliche Protestaktionen, u.a. bei den Kerzenaktionen von 1983 auf dem Markt oder den Ausreisedemos 1987 und 1989. Die Nikolaikirchgemeinde führt die Friedensgebete regelmäßig jeden Montag weiter. Jährlich erinnert sie auch in einem Friedensgebet am 9. Oktober an die Ereignisse von 1989.
Bei dem vom Bürgerkomitee ausgerichteten Friedensgebet am Montag, den 2. Dezember 2019, um 17.00 Uhr wird ebenfalls den Ereignissen von 1989 gedacht, insbesondere der gewaltfreien Besetzung und Auflösung der Leipziger Stasi-Zentrale sowie der Sicherung und Offenlegung der Akten der SED-Diktatur der DDR. Dabei geht es auch um Schuld und Schuldeingeständnis als Voraussetzung für die Aufarbeitung einer Diktatur. Zu den im Friedensgebet thematisierten Aspekten der Aufarbeitung gehören unter anderem das „Erinnern für die Zukunft“, die „Personelle Verantwortung – Überprüfung im Öffentlichen Dienst“ oder die „Frage nach Schuld und Vergebung“.
Ausstellungseröffnung um 19.00 Uhr im Künstleratelier Martin Hermeling (Höfe am Brühl)
Anlässlich des Jubiläums „30 Jahre Friedliche Revolution“ präsentiert der Leipziger Künstler Martin Hermeling in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ eine gemeinsame Sonderausstellung zum „Herbst ‘89“. Der Künstler Martin Hermeling verarbeitet in seinen Werken die Geschehnisse von damals in seinem typischen PopArt-Stil. Die Arbeiten zeigen in ihren symbolreichen Collagen die Ereignisse von damals. Der Künstler bedient sich unterschiedlichster Techniken und mischt diese zu seiner ganz eigenen Bildsprache.
Ergänzend zeigt die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ihre Wanderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“. Diese veranschaulicht, wie sich der politische Widerstand gegen das SED-Regime und der damit einhergehende demokratische Aufbruch in Leipzig entwickelt haben. Der chronologische Aufbau verdeutlicht zudem, wie aus den Protesten einzelner eine Massenbewegung entstand, die sowohl die SED-Diktatur in der DDR zum Einsturz brachte als auch den Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands ebnete. Vertiefende Informationen erhalten Besucher in der gleichnamigen Dauerausstellung der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.
Die Ausstellungen sind bis zum 15. Januar 2020, montags bis freitags jeweils von 14.00 bis 18.00 Uhr, im Künstleratelier Martin Hermelings zu sehen (Brühl 1, 04109 Leipzig; Außenzugang über Richard-Wagner-Straße). Eröffnung ist am Montag, den 2. Dezember 2019, um 19.00 Uhr im Künstleratelier.
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