Die Erforschung der Stadtgeschichte spielt eine zentrale Rolle für die Identität und das Verständnis der Menschen in einer Stadt. Die Geschichte einer Stadt ist ein lebendiges Gewebe aus Ereignissen, Personen und Entwicklungen, das die Gegenwart beeinflusst und die Grundlage für die Zukunft legt. In einer Welt des ständigen Wandels dient die Stadtgeschichte als fester Ankerpunkt, der Orientierung und Verbundenheit schafft. Die Bedeutung dieser Erforschung erstreckt sich über verschiedene Dimensionen.
Erstens ermöglicht die Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte den Bewohnern, ihre Wurzeln zu verstehen und ihre kulturelle Identität zu festigen. Die Entdeckung von historischen Ereignissen, Bauwerken und Persönlichkeiten verbindet die Menschen mit ihrer Vergangenheit und schafft ein Gefühl der Kontinuität. Durch diese Verbindung zu den Ursprüngen entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, das die soziale Bindung stärkt.
Was die Leipziger als Stadtgeschichte wahrnehmen – und was sie sich wünschen. Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2021
Zweitens bietet die Erforschung der Stadtgeschichte Einblicke in die Entwicklung von Gemeinschaften, Institutionen und urbanen Strukturen. Die Analyse von Stadtplanung, Wirtschaftsveränderungen und sozialen Bewegungen ermöglicht es, aktuelle Herausforderungen besser zu verstehen. Die Kenntnis vergangener Entwicklungen eröffnet neue Perspektiven für Lösungsansätze und fördert ein Bewusstsein für die Dynamik städtischer Veränderungen.
Drittens fördert die Erforschung der Stadtgeschichte den Tourismus und stärkt die lokale Wirtschaft. Historische Stätten, Denkmäler und Veranstaltungen werden zu Attraktionen, die Besucher anziehen und so die Wertschöpfung in der Stadt erhöhen. Eine blühende Tourismusbranche trägt nicht nur zur wirtschaftlichen Vitalität bei, sondern bietet auch die Gelegenheit, die kulturelle und historische Erbe einer Stadt mit einem breiteren Publikum zu teilen.
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Viertens dient die Kenntnis der Stadtgeschichte als Grundlage für den Schutz und die Erhaltung des kulturellen Erbes. Historische Gebäude, Plätze und Artefakte gewinnen an Bedeutung, wenn ihre Geschichte bekannt ist. Dieses Bewusstsein fördert den Erhalt dieser Elemente als Zeugen vergangener Epochen und sichert somit das kulturelle Erbe für zukünftige Generationen.
Schließlich fördert die Erforschung der Stadtgeschichte das Bewusstsein für die Vielfalt und die Veränderungen in der Gemeinschaft. Sie dokumentiert nicht nur Erfolge, sondern auch Herausforderungen und Konflikte. Die Auseinandersetzung mit diesen Aspekten ermöglicht eine realistische Einschätzung der Gegenwart und fördert eine Kultur des Dialogs und der Toleranz.
Leipziger Stadtgeschichte erleben
Leipzig bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Stadtgeschichte zu erkunden. Diese Orte bieten vielfältige Perspektiven auf die Geschichte Leipzigs und ermöglichen es Besuchern, die Entwicklung der Stadt auf unterschiedlichen Ebenen zu verstehen. Eine klitzekleine Auswahl:
Das Stadtgeschichtliche Museum ist eine zentrale Anlaufstelle für alle, die sich intensiv mit der Geschichte Leipzigs auseinandersetzen möchten. Es präsentiert Ausstellungen zu verschiedenen Epochen und Themen, von der Stadtgründung bis zur Gegenwart.
Das imposante Völkerschlachtdenkmal erinnert an die Schlacht bei Leipzig während der Befreiungskriege gegen Napoleon. Es ist nicht nur ein bedeutendes Denkmal, sondern bietet auch einen beeindruckenden Ausblick über die Stadt.
Ein Spaziergang durch die historische Altstadt von Leipzig ermöglicht es, viele gut erhaltene Gebäude aus verschiedenen Epochen zu entdecken, darunter das Alte Rathaus, die Thomaskirche, die Nikolaikirche und den Marktplatz.
Verschiedene Anbieter organisieren Stadtrundfahrten mit dem Bus zu verschiedenen Themen, die Einblicke in die Geschichte der Stadt bieten. Hierbei können spezifische Stadtviertel oder historische Ereignisse im Fokus stehen.
Die Gedenkstätte Museum in der “Runden Ecke” war einst Sitz der Stasi-Bezirksverwaltung Leipzig. Heute beherbergt das Gebäude eine Gedenkstätte und ein Museum, das die Geschichte der Stasi-Überwachung und des Widerstands in der DDR dokumentiert. Für Familien mit Kindern und Schulklassen ist das Schulmusum ein perfekter Startpunkt, um altersgerecht die Stadtgeschichte zu entdecken.
Was ist eigentlich wichtig in der Geschichte einer Stadt? Ist es das, was die Einheimischen erinnern und feiern? Oder das, womit es die Stadt in die großen Geschichtsbücher geschafft hat? Wer bestimmt eigentlich, was wichtig ist? Oder ist das sowieso klar und man kann es nur noch mit Gedenksteinen im Stadtbild sichtbar machen? Jedenfalls scheint […]
Das viel besuchte Völkerschlachtdenkmal ist das Wahrzeichen der Stadt Leipzig. Es ist ein einzigartiges Zeugnis der Erinnerung an die napoleonische Herrschaft und die Schrecknisse des Krieges, trägt jedoch auch die Spuren seiner Indienstnahme als politisches und religiöses Symbol vom späten Kaiserreich bis in die jüngste Vergangenheit. Das sollte thematisiert werden, finden das Stadtgeschichtliche Museum und […]
Nicht Goethe, sondern Schiller war der Klassiker, den die Deutschen um 1840 verehrten. Das hatte mit der vorrevolutionären Stimmung zu tun. Schiller war der Dichter der Freiheit. Auch in Leipzig gründete sich 1842 ein Schillerverein, in dem der Most der Freiheit gärte. Mitinitiator war kein anderer als Robert Blum, der Schillers Sommerdomizil von 1785 im […]
Und wo bleibt Fränzchen? Am 28. Februar, dem 100. Todestag von Hugo Licht, wurden die Urnen von Hugo und Clara Licht an den Standort des Grabmals umgebettet, das Hugo Licht schon 1914 für das Familiengrab auf dem Südfriedhof entworfen hatte. Doch nicht Hugo und Clara waren die ersten, die an der ursprünglichen Grabstelle bestattet wurden, […]
Es war schon länger bekannt, dass die Tagebücher von Clara Licht im Stadtarchiv Leipzig Aufnahme gefunden haben. Aber das vor allem Eingeweihten, die dann ihre Interpretation des Gelesenen in die Welt lancierten. Seit Februar aber kann jeder, der will, Claras Tagebücher in einer profunden Buchausgabe lesen, die Mark Lehmstedt herausgegeben hat. 500 Seiten, 30 Lebensjahre […]
Es ist ein kleines Lexikon geworden, das Nora Pester hier mit Unterstützung von Sven Trautmann aus dem Referat Internationale Zusammenarbeit der Stadt zusammengestellt hat. Eine Art Zwischenbilanz für die Erkundung der jüdischen Geschichte Leipzigs. Denn diese Erkundung begann spät, im Grunde erst 1985 so richtig, als nicht nur Bernd-Lutz Lange sich wunderte, dass praktisch keine […]
Leipzig ist noch immer eine Stadt der Büchermenschen, wenn auch nicht mehr die einstige Buchstadt, wie sie in den Geschichtsbüchern steht. Und es sind auch nicht mehr die großen alten Namen, die an großen Verlagspalästen stehen – die Brockhaus, Reclam, Kiepenheuer, Tauchnitz. Als Mark Lehmstedt am 1. März 2003 zum Gewerbeamt ging und die Gründung […]
Am Freitag, dem 3. März, ist Robert-Blum-Tag. Mit dem Thementag zu Robert Blum unter dem Motto „Das Wort durch die Tat bekräftigen“ stellt die Stadt Leipzig am 3. März im Alten Rathaus den ab 2024 zu vergebenden Robert-Blum-Preis für Demokratie vor. Lang hat’s gedauert, bis Leipzig so einen Preis auflegt. Und weil endlich wieder über […]
Er prägte das Stadtbild Leipzigs wie kein Zweiter: Zahllose Bauten und Denkmäler in der Messestadt gehen auf den Architekten Hugo Georg Licht (1841–1923) zurück, der hier ab 1879 die Leitung des Hochbauamtes innehatte und Stadtbaurat wurde. Anlässlich seines 100. Todestages wurden die Urnen von ihm und seiner Ehefrau Clara (1848–1913) auf dem Leipziger Südfriedhof am […]
„Nu hetze ma nich so, mei Gutster.“ So begann Otto Werner Förster 2012 sein Buch „… daß ich in Leipzig glücklich syin werde …“ Ein Buch, das noch immer auffällt, wenn man es zwischen Leipziger Stadtführern findet. Nicht nur, weil es einlädt zum langsameren Gehen in einer Innenstadt, in welcher der Geschwindschritt das Übliche ist. […]
In Leipzig gibt es zwei Gebäude, die rekordverdächtig sind, mit ihren deutlich mehr als 300 Metern Länge. Eines davon ist die Lange Lene in Probstheida mit ihren 333 Metern. Länger noch und auch deutlich älter ist ein Bauwerk in Möckern, in dem viele Jahrzehnte Befehlston üblich war. Die Kaserne Möckern – auch Möckernsche Kaserne genannt […]
Pünktlich zum Jahreswechsel lag jetzt auch das zweite „Jahrbuch für Leipziger Stadtgeschichte“ vor, bei dem der Leipziger Geschichtsverein, das Stadtgeschichtliche Museum und das Stadtarchiv seit 2021 zusammenarbeiten. Und auch dieses Jahrbuch verrät natürlich, wofür sich Leipziger Historikerinnen und Historiker gerade interessieren. Und manchmal ist es ja die Politik, die ihnen die Themen auf den Tisch […]
2020 taten sich drei zusammen, die natürlich zusammengehören, weil sie sich mit demselben Thema beschäftigen: der Geschichte der Stadt Leipzig. Das waren das Stadtgeschichtliche Museum, das Stadtarchiv und der Leipziger Geschichtsverein, der bis 2019 schon ein Jahrbuch „Leipziger Stadtgeschichte“ herausgegeben hatte. Aber warum allein strampeln, wenn drei ihre Kräfte bündeln können? Das haben sie mit […]
Wie ein Geist tauchte er immer wieder in Beiträgen zur Leipziger Geschichte auf: der erste und älteste der jüdischen Friedhöfe in Leipzig. Nur wer überhaupt weiß, wo er einmal lag, findet die wenigen übrig gebliebenen Mauerreste. Höchste Zeit, einmal seine Geschichte zu erzählen. Und das hat die Historikerin Katrin Löffler jetzt getan. Und noch viel […]
Die Reste der industriellen Vergangenheit sind überall in Leipzig noch zu sehen. Auch wenn dort keine Schornsteine mehr rauchen und kein Maschinenlärm mehr dröhnt. Die meisten dieser eindrucksvollen Fabrikbauten wurden längst umgebaut zu modernen Wohnanlagen. Dass hier einmal namhafte Unternehmen wirtschafteten, sieht man den Gebäuden nicht mehr an. Schon gar nicht, wie das alles mal […]
So einen Geschichtsverein hat nicht jede Stadt in Sachsen. Seit 2000 veröffentlicht der Torgauer Geschichtsverein Schriften zur Torgauer Geschichte. Was eine kleine Untertreibung ist, denn es sind handfeste Bücher, die professionell einzelne Kapitel der Torgauer Geschichte aufarbeiten. Mit diesem 600-Seiten-Werk hat Jürgen Herzog den 15. Band in der Reihe vorgelegt und erzählt darin ein Torgauer […]
Seit einigen Jahren gibt es ja in Leipzig sogenannte Themenjahre, in denen thematisch ein besonderer Teil der Leipziger Geschichte im Zentrum steht. Manchmal rauschen sie ohne große Medienresonanz vorbei, manchmal sind die Themen wirklich spannend. Aber von einer gewissen Ratlosigkeit erzählt nun in der „Bürgerumfrage 2021“, dass Leipzigs Verwaltung gern wissen möchte, welche Themen aus […]
Es ging nicht nur um das Wort „deutsch-national“ im Ursprungsantrag der AfD-Fraktion, mit dem die Fraktion eben nicht nur eine Gedenktafel zur Erinnerung an den 12. August 1845 am Rossplatz haben wollte, sondern auch eine Aufschrift, die das Ereignis auch noch völlig falsch dargestellt hätte. Und es ging um die Besetzung eines Themas, das in […]
Es ist eine Geschichte, die sorgt immer wieder für Staunen, wenn man auf alte Kirchtürme klettert und dort auf einmal die Wohnungen der einst dort wohnenden Türmer betritt. Ein ganzes Leben oben über den Dächern der Stadt – ohne fließend Wasser, den Vögeln nah und den Gewittern. Kaum vorstellbar. In Oschatz ist in so einer […]
Wer die alte Ausstellung im Gohliser Schillerhaus noch sehen möchte, sollte sich sputen. Denn das Stadtgeschichtliche Museum verpasst der Ausstellung demnächst eine Frischekur. Und dafür muss das Schillerhäuschen für mehrere Monate gesperrt werden. Hier wird jetzt wirklich auf- und umgeräumt. Wegen dieser Umbauarbeiten zur Ausstellung ist das Haus und der Garten ab dem 12. September […]
Jeder Mensch hat eine Lebensgeschichte zu erzählen. Die meisten tun es nur nicht, weil sie sich nicht für wichtig und berühmt genug halten. Oder weil sie sich das Erzählen nicht zutrauen. Der Mensch ist zwar ein geschichtenerzählendes Tier. Aber das eigene Leben in eine Geschichte zu packen, das gelingt den Wenigsten. Und so ist es […]
Im Rahmen des Gedenkjahrs „130 Jahre Städtische Arbeitsanstalt in Leipzig“ eröffnet am heutigen Donnerstag, 14. Juli, um 17 Uhr im ehemaligen Pförtnerhäuschen der Riebeckstraße 63 das Offene Depot. Hier werden Dinge und Erzählungen gesammelt, um die Geschichte der ehemaligen Städtischen Arbeitsanstalt zu erforschen und einen aktiven Gedenk- und Begegnungsort zu gestalten. Bereits ab 14 Uhr […]
Natürlich gibt es auch eine Festschrift zum 150. Geburtstag der Leipziger Straßenbahn. Die freilich weniger eine Festschrift ist als eine Zeitreise, die etwas sichtbar macht, was selbst in einer vierbändigen Stadtgeschichte meistens untergeht: dass Geschichte immer Veränderung war und Mobilität immer das A und O war. Auch für eine Stadt wie Leipzig. Natürlich kommt die […]
Zwei historische Kriminalromane über die Leipziger Polizeiarbeit um das Jahr 1900 hat der Leipziger Autor und studierte Archäologe Gregor Müller schon veröffentlicht. Schon seit seinem Studium treibt ihn die Frage um, „wie man Fachwissen verständlich vermitteln kann“. Mit historischen Recherchen für dokumentarische Filmreihen im TV kennt er sich aus. Jetzt möchte er seine Kriminalgeschichten durch […]
Von der Stadtgesellschaft und vielen Partnern aus der politischen Bildung und Erinnerungskultur lange vermisst, öffnet das seit Herbst 2021 geschlossene Capa-Haus am Pfingstsonntag, 5. Juni, um 11 Uhr, erstmals wieder seine Pforten. Damit steht eine der wichtigsten Leipziger Erinnerungsstätten an die NS-Herrschaft und Befreiung 1945 sowie an das gegenwärtig so dringliche Themenfeld Krieg und Frieden […]
Wie entschärft man ein Thema? Man beruft eine Kommission ein. Da wird es erstens entpolitisiert und zweitens – da notwendig einmütig – auch noch einmal hübsch eingeordnet. Und zur Verblüffung aller stellt so eine Kommission dann am Ende fest, dass man „die historischen Umstände sowie die ideellen und politischen Gegebenheiten der damaligen Zeit“ berücksichtigen müsse. […]
Da blättert man sich durch sämtliche Artikelversionen auf Wikipedia hindurch, weil man einfach nicht fassen kann, dass der Blödsinn dort schon seit Anfang an steht und von all den an Kommata und Verlinkungen mäkelnden Redakteuren nie verändert wurde. Aber es stimmt: Seit der Artikel „Leipziger Gemetzel“ am 4. Mai 2008 neu angelegt wurde, steht der […]
Ganze Dokumentationsreihen im TV leben davon, dass Geschichte regelrecht inszeniert wird. Schauspieler schlüpfen in die Kostüme berühmter Persönlichkeiten und lassen das Gefühl aufkommen, so ungefähr hätte es damals tatsächlich aussehen können. Warum also so etwas nicht auch mal mit Leipziger Gestalten aus der Vergangenheit machen? Mit App in die Vergangenheit reisen Genau das wird jetzt […]
Die Buchmesse Leipzig ist gestrandet. Die Bücherstadt Leipzig gibt es immer noch. Einige für Leipzig und die Region wichtige Verlage feiern sogar ein rundes Jubiläum. Die Evangelische Verlagsbuchhandlung zum Beispiel den 75. Geburtstag. Der in Markkleeberg und Beucha heimische Sax-Verlag feiert seinen 30. - und das am 3. März sogar mit einer geschichtsträchtigen Buchpräsentation im Literaturhaus.
Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig würdigt in der Ausstellung „Nie bring‘ Dich der Verdienst um das Verdienst“ vom 23. Februar bis 29. Mai das Wirken der Familie Küstner in und für Leipzig und zeigt exemplarisch den Wandel des Bürgertums. Eine Familiengeschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.
Dass Leipzig immer noch eine Stadt ist, die ihre Geschichte und Wichtigkeit in Männerkategorien denkt, haben zuletzt im Stadtrat einige Diskussionen über Straßenbenennungen, Schulbenennungen und Ehrenbürgerwürden deutlich gemacht. Alles Themen, die auf einer männerdominierten Geschichtsschreibung basieren. Wenn Frauen aber nicht mehr Öffentlichkeit bekommen, wird sich an ihrem „Vergessenwerden“ auch nichts ändern. Die AG Frauenprojekte startet deshalb einen Aufruf.
Es gibt Häuser in Leipzig, die haben ihren Platz auf der Titelseite Leipziger Zeitungen sicher, wenn es auch nur ein Fünkchen neue Nachrichten gibt. Das Astoria Hotel ist eines dieser Häuser. 2015 hätte es sein Hundertjähriges feiern können. Jetzt hat Henner Kotte so eine Art Biografie des Hauses zusammengestellt aus alten Akten, Prospekten und Zeitungsartikeln. Es sammelt sich ja was an in so einer Zeit.
Bereits 1695, also just in jenem Jahr, in dem August II. in Dresden das Reithaus in ein ganz neues Licht tauchen ließ, hatte die Leipziger Kaufmannschaft den Wunsch nach einer verbesserten Straßenbeleuchtung geäußert und dabei ebenfalls auf das Vorbild anderer Städte verwiesen, in deren Liga man sich zweifellos sah. In dem entsprechenden Bittgesuch heißt es, dass „an gewissen Orthen der Stadt, wie in Wien, Hamburg, Berlin und andern Orthen gebräuchlich, beständig-brennende Nacht-Laternen gehalten und die Straßen hierdurch beleuchtet werden möchten.“
„Am 20. Dezember erscheint erstmals das Jahrbuch für Leipziger Stadtgeschichte“, melden Stadtarchiv und Stadtgeschichtliches Museum. Überraschenderweise. Denn eigentlich gibt es ein solches Jahrbuch schon, herausgegeben vom Leipziger Geschichtsverein. Das jüngste gab es für das Jahr 2019. Aber der Geschichtsverein ist auch beim neuen Projekt mit dabei.
Am Heiligabend des Jahres 1701 geht den Leipzigern ein Licht auf. Der Stern von Bethlehem hat ausnahmsweise mal nichts damit zu tun. Und auch die in den Gelehrtengehirnen glühende Aufklärung, die von den Studierstuben in die Stadt hinausstrahlt, kann den Erfolg nicht auf sich verbuchen. Denn das, was da leuchtet, ist weder Gott noch Geist, sondern eine Armada aus 700 Rüböllaternen, die am 24. Dezember 1701 erstmals ihr Licht in Leipzig verströmen, womit sich das Zeitalter der öffentlichen Straßenbeleuchtung ins große Buch der Geschichte einbrennt.
Eigentlich wäre diese Debatte schon im Zusammenhang mit dem Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal dran gewesen. Denn was da 1965 auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz geschah, gehört eindeutig zur Geschichte der Leipziger Widerständigkeit, die am 9. Oktober 1989 dann kulminierte. Die Stadtratsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen hat jetzt einen Antrag eingereicht, im Rahmen der Leipziger Erinnerungskultur dem Leipziger Beataufstand vom 21. Oktober 1965 als Teil der Demokratie- und Musikgeschichte Leipzig an einem zentralen Ort in der Innenstadt angemessen zu gedenken.
1850, da regierte in Leipzig noch ein Bürgermeister namens Karl Wilhelm Otto Koch. Oder besser: Er kam gerade ins Amt und wurde damit der Leipziger Bürgermeister, der in seinen 26 Jahren an der Spitze miterlebte, wie aus der kleinen Messestadt eine Großstadt und Industriestadt wurde. Er war der Erste, der sich Oberbürgermeister hätte nennen dürfen. Aber er wollte nicht. Und Alberto Schwarz zeigt mit diesem Buch, wie das Leipzig aussah, als Koch sein Amt antrat.
Kinders, wie die Zeit vergeht. Aber irgendwie ist es wohl so: Jetzt gehen auch die um 1955 Geborenen in Rente. Da hat man auf einmal Zeit. Und auf einmal merkt man, dass man ja ein ganz schön seltsames Leben erlebt hat. Mit Erinnerungen, die schon die Kinder nicht mehr teilen, weil sie in einer völlig anderen Welt aufgewachsen sind. Der in Leipzig geborene Journalist und Schriftsteller Eberhard Schröter hat jetzt seine Kindheitsgeschichten in Lindenau in diesem Buch versammelt.
Sie kam spät und sie kam heftig: die Diskussion um die koloniale Vergangenheit der Stadt Leipzig. Und gerade die Irritationen, die sie erzeugte, erzählen von dieser Verspätung. Denn fällig gewesen wäre diese Diskussion schon vor 100 Jahren. Aber da war ja das reaktionäre Bürgertum voll und ganz damit beschäftigt, die Weimarer Republik zu bekämpfen und möglichst bald wieder abzuschaffen. Und dann ging es mit den politischen Verhinderungen ja munter weiter.
Es gibt eigentlich nur einen Leipziger Ortsteil, wo man sich Jahr für Jahr auch schöne Ortsteil-Ansichten als Kalender in die Wohnung hängen kann – das ist Großzschocher, wo Werner Franke, Betreiber des kleinen Ortsteil-Museums „Heimatblick“, sich jedes Jahr die Mühe macht, einen neuen Kalender mit zu gestalten. Der 18. zeigt Großzschocher in Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen.
Es ist schon der 21. Historische Kalender, den die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM) und das Stadtgeschichtliche Museum am Donnerstag, 2. September am fröhlich plätschernden Mendebrunnen vorstellen konnten. Er hat sich zum beliebtesten Leipziger Kalender entwickelt. Und was noch vor einigen Jahren befürchtet wurde, hat sich nicht bewahrheitet: Dem Stadtgeschichtlichen Museum gehen die Motive für den Kalender ganz und gar nicht aus. Deshalb gibt es diesmal auch zwei Neuerungen.
Eine Erzählung ist es eigentlich nicht, auch wenn Stephan Weitzel mit dem Verlagsmitarbeiter Hannes Franzmann einen Erzähler nach Leipzig schickt, der hier am Rande langweiliger Beratungen an einem Stadtrundgang teilnimmt. Und seine Überraschungen erlebt. Und so wird das Buch eher ein Stadtrundgang, einmal rund um den Ring und voller Überraschungen, auf die Franzmann so nicht gefasst war.
Der größte Teil dessen, was als Leipzig-Erklär-Buch im Laden liegt, ist langweilig. Denn meistens schreibt da nur einer vom anderen ab und die alten Kamellen von anno Gustav Wustmann werden nur immer wieder mit wichtiger Miene nacherzählt. Dabei gibt es auch die Bücher Leipziger Autor/-innen, die sich wirklich Mühe geben, Neues zu entdecken und Spannendes selbst dort auszugraben, wo andere nur von „Highlight“ zu Sehenswürdigkeit rennen.
Auch so kann man die Dimensionen der Völkerschlacht nachempfinden: Man sucht ihre Spuren auf Straßenschildern im Stadtgebiet. Denn von den 3.033 offiziellen Straßen- und Platznamen in Leipzig haben wenigstens 85 mit der Völkerschlacht zu tun. Steffen Held hat sie alle ausgezählt und 2013, zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht, erstmals als Zeitungsserie veröffentlicht. Aber wer sammelt sowas schon?
LEIPZIGER ZEITUNG/ Auszug Ausgabe 86, seit 18. Dezember 2020 im HandelTorsten Wehlmann und sein Team haben viel vor. Sie wollen das Leipzig aus vergangenen Tagen für viele Menschen erlebbar, begehbar und nachvollziehbar machen. Der Genealoge hat viele Ideen, wie das funktionieren kann – und manche auch schon umgesetzt. Auf www.altes-leipzig.de können User schon durch Teile Leipzigs des Jahres 1900 laufen. Irgendwann wollen Wehlmann und sein Team es möglich machen, dass Menschen mit einer Virtual-Reality-Brille durch ein historisches Leipzig laufen. Schon jetzt kann man Familienforschung betreiben.
Eigentlich ist Schleußig der unbekannteste aller Leipziger Ortsteile. Man fährt meistens nur durch oder spaziert am Rand durch die Nonne, vielleicht schippert man auch in der Schute über die Weiße Elster. Aber so richtig greifbar wird der Ortsteil nicht. Er hat kein altes Rathaus, keinen Marktplatz, kein Zentrum. Und dennoch wird es richtig spannend, wenn sich eine Handvoll geübter Autoren mal richtig hineinkniet in die Verschlagwortung von A wie Agricola bis Z wie Zweirad-Woj.
Bei diesem Buch merkt man, was für eine Arbeit darin steckt. Das Original steht im Stadtarchiv. So wie die beiden Vorgänger-Bände, die ebenfalls schon in einer aufwendigen Edition im Universitätsverlag erschienen sind. Das Digitalisieren war dabei noch der einfachere Teil, zumindest der schnellere. Denn dann mussten die 1.241 Einträge ja auch noch transkribiert werden. Wer kann schon die Handschrift von Ratsschreibern aus dem 16. Jahrhundert lesen?
Eine Stadt steckt voller Geschichte. Aber man sieht sie nur, wenn man hinter die Fassaden schaut und auch zulässt, dass manches ganz und gar nicht so berauschend war. Oder human. Der gefühllose Umgang mit Mitmenschen war (und ist) nicht immer nur Sache der finsteren Mächte. Davon erzählen auch die Orte von Verwahrung und Ausgrenzung, zu denen in Leipzig auch die einstige Arbeitsanstalt in der Riebeckstraße 63 gehört.
Eine Stadtgeschichte ist unerschöpflich und nie zu Ende erzählt. Auch wenn Leipzig zum 1.000. Jahrestag seiner Ersterwähnung mit der vierbändigen „Stadtgeschichte“ etwas geschafft hat, was in dieser Form nur wenige deutsche Städte vorweisen können. Und nicht zu Unrecht schreibt sich das der Leipziger Geschichtsverein auf seine Fahnen, der dieses besondere Jubiläum auch als Ansporn sah, riesige Löcher in der Stadtgeschichtsforschung zu stopfen.
Ab September bis Anfang März blickt das Stadtgeschichtliche Museum in einen Abschnitt in Leipzigs Historie, der die Stadt bis heute nachprägt; das Industriezeitalter. Noch heute stehen viele alte Fabrikgebäude, diskutieren engagierte Menschen über den Erhalt von Architektur aus der Gründerzeit. Wie aus einer betulichen Handelsstadt mit Spreewaldflair Anfang des 19. Jahrhunderts eine mit einem dichten Netz aus Kanalisation, Straßen, Schienen und dichtem Bestand aus qualmenden Schloten umgekrempelt wurde, und auch wie dieses Bild Ende 1989 begann, sich zumindest teilweise aufzulösen, beleuchtet die aktuelle Ausstellung „WerkStadt Leipzig. 200 Jahre im Takt der Maschinen“.
Sie kommen ganz bestimmt alle wieder, auch wenn die Leipziger Tourismuszahlen 2020 einbrechen werden. Denn alle großen Festivals sind ja abgesagt. Und große Konzerte und Theateraufführungen sind noch selten. Aber die Stadt ist noch da und lädt ein zum Erkunden. Und fast alle Museen sind wieder geöffnet, die Steffen Raßloff in seinem Büchlein den Leser/-innen auch wärmstens ans Herz legt.
Eigentlich ist ja „Jahr der Industriekultur“. Aber davon war aufgrund der Corona-Beschränkungen bislang wenig zu spüren. Außer, man besucht zum Beispiel die bis August verlängerte Ausstellung „Silber auf Glas“ im Stadtgeschichtlichen Museum, die eine Menge Fotos aus der frühen Zeit der Leipziger Industrialisierung zeigt. Oder man schnappt sich jetzt diesen Themen-Sonderband, den die „Leipziger Blätter“ herausbringen und der die Leipziger Automobilgeschichte einmal in hunderten Bildern und vielen Facetten zeigt.
Mit Henner Kotte wird es immer spannend, egal, ob man einen seiner Leipzig-Krimis liest, seine Sammlungen echter Kriminalfälle, oder ob man mit ihm auf Stadtführung geht – zu echten Leipziger Tatorten oder auch als Knirps zur Kinder-Krimi-Tour. Er weiß an jeder Ecke eine aufregende Geschichte. Und gerade deshalb wird dieser gedruckte Stadtführer etwas Besonderes: Er zeigt – erstmals in dieser Art – wie viele Geschichten in so ein einer kleinen, kompakten City stecken.
Es ist schon erstaunlich, wie gegenwärtig so manches aus der Leipziger Geschichte wirkt, wenn man es mit heutiger Politik vergleicht. Und wie uralt manches aus der heutigen Politik, wenn man mit Doreen Franz abtaucht in die Geschichte der Städtischen Speiseanstalt. Nicht, dass es sie rund 100 Jahre lang gab, ist das Frappierende, sondern dass das Denken aus dieser Zeit heute wieder als normal gilt.
In den vergangenen Jahren gab es ja ein regelrechtes Feuerwerk, mit dem die Musikstadt Leipzig gefeiert wurde. Besonders die Jubiläen von Clara und Robert Schumann ragten heraus. Der Thomanerchor feierte 800 Jahre und der Musikverlag Breitkopf & Härtel 300 Jahre. Und dicke Bücher dazu gab es auch. Nun gibt es noch eins. Quasi nachträglich. Denn das Thema zum „Tag der Stadtgeschichte“ 2016 war die Musikstadt. Mit erstaunlichen Ergebnissen. Denn auch die „Musikstadt“ hat so ihre Tücken.
Ob das 20. Jahrhundert tatsächlich DAS Zeitalter der Extreme war, als das es der britische Historiker Eric Hobsbawm in seinem 1994 erschienenen Buch „Age of Extremes. The short twentieth century 1914–1991“ bezeichnete, werden noch Generationen von Historikern diskutieren. Ulrich von Hehl jedenfalls, der die Einleitung in den nun vierten Band der Leipziger Stadtgeschichte schrieb, fand den Begriff sehr praktikabel. Auch für die Leipziger Geschichte. Und für diesen vierten Band.
Es war ein langer Weg, bis auch nur ansatzweise das soziale Sicherungssystem entstand, wie wir es heute kennen. Auch der Leipziger Rat musste erst lernen, wie man mit den Armen und Hilfebedürftigen in der Stadt umgehen kann. Denn obwohl auch das Mittelalter Armut und Fürsorge kannte, stellte sich das Thema mit Beginn der Neuzeit völlig anders. Und es waren Menschen wie Apollonia von Wiedebach, die begriffen, in welcher Dimension sich die heraufdämmernde Gesellschaft dem Thema stellen musste.
Am 10. Dezember wurde im Stadtgeschichtlichen Museum im Böttchergässchen die Ausstellung „Silber auf Glas“ eröffnet. Sie zeigt in einer opulenten Vielfalt 280 Aufnahmen aus dem legendären Fotoatelier Hermann Walter und damit das Leipzig der Zeit zwischen 1913 bis 1935. Dazu erschien auch ein neues Buch, eigentlich schon das zweite zum Thema. Denn das erste gab Christoph Kaufmann, der Fotochef des Museums, schon 2010 heraus.
2010 hat Christine Arendt zum ersten Mal einen Band mit Erinnerungen an Kleinzschocher veröffentlicht, auch damals schon mit den Erinnerungen anderer Kleinzschocherscher. Es wurde „Ein Spaziergang, gepflastert mit Erinnerungen“. Das kennen zumindest jene Leipziger, die tatsächlich in Leipzig aufgewachsen sind. Dann hat man ganz andere Gefühle, die einen mit seinem Kindheitsort verbinden.
Man liest den Namen, kommt aber nicht gleich auf die Idee, dass auch ein Kupferstecher eine eigene Lebensgeschichte haben könnte, spannend genug für einen Eintrag in Zedlers Lexikon, reichhaltig genug aber auch für ein ganzes Buch. Das hat jetzt der in Lüneburg lebende Kulturhistoriker Dr. Eckhard Jäger geschrieben. Und der Aufhänger: der schönste und präziseste Kupferstich der Leipziger Innenstadt.
Irgendwie wird ja in diesem Jahr überall in Deutschland 100 Jahre Bauhaus gefeiert. Auch Leipzig feiert mit, obwohl Leipzig eher keine Heimatstadt der Bauhaus-Architektur war. Was auch Gründe hat. Sie ähneln den Gründen für das Ende des Bauhauses sowohl in Weimar als auch in Dessau: Die renitenten Ewiggestrigen machten mobil. In Leipzig sorgten sie mit dem Sturz von Stadtbaurat Hubert Ritter auch für ein Ende der hiesigen Moderne.
Natürlich ist das Buch vergriffen: „Leipzig in Farbe. Frühe Farbfotografien 1937–1947“. Erschienen 2014 im Lehmstedt Verlag. Das erste Buch, das Leipzig in farbigen Fotoaufnahmen aus Privatarchiven in dieser Zeit zeigt, als der Farbfilm erstmals auch für Amateure erschwinglich war. Ein kleiner Ersatz ist jetzt im Wartberg Verlag erschienen. Der Sammeleifer von Henning Jost macht ihn möglich.
An das einst um Leipzig sehr verbreitete Geschlecht derer von Pflug erinnert noch ein Ortsname im Landkreis. Dann sind in Leipzig selbst noch zwei Epitaphien erhalten: das eine, einem Nickel Pflug gewidmet, steht seit der Sprengung der Universitätskirche 1968 in der Thomaskirche, das andere, einst für Cäsar Pflug errichtet, steht im Epitaphiengang, dem früheren Kreuzgang des heutigen Paulinums.
Es ist ein bisschen schmaler ausgefallen als die vorhergehenden Jahrbücher. Auch im Leipziger Geschichtsverein gab es ein paar Veränderungen. Und so gibt es mit dem Jahrbuch zur Stadtgeschichte für das Jahr 2018 diesmal nur drei tragende Beiträge. Einer freilich hat es in sich: Er widmet sich dem unbekanntesten aller Leipziger Bürgermeister der letzten 200 Jahre.
Um diese Lokalität ranken sich Mythen und Sagen. Auerbachs Keller ist weit über Leipzig hinaus bekannt. Das Restaurant hat einen Ruf, den nur wenige Restaurants haben. Und das hat natürlich mit der alten Faust-Legende zu tun. Aber war Dr. Faustus jemals hier? Und woher kommt der Fassritt? Keiner hat sich mit der ganzen Geschichte so intensiv beschäftigt wie der Schriftsteller Bernd Weinkauf.
Eigentlich ist es kein Postkartenbuch. Obwohl der Titel „Das Alte Leipzig“ an einst beliebte Leipziger Postkarten-Serien erinnert. Die waren deshalb so beliebt, weil sie die längst als „romantisch“ empfundenen Reste mittelalterlicher Bebauung zu einer Zeit festhielten, als Leipzigs Architektur sich in rasendem Tempo modernisierte. Das Ergebnis ist: Von historischen Bauepochen ist in Leipzig fast nichts mehr zu finden. Also macht sich Alberto Schwarz auf die Suche.
Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter Jane Wegewitz und Tom Pürschel vom Team „ReMembering Leipzig“: Nach vier Workshops, dem Netzwerktag, der Überarbeitung der Datenbank sowie mit einigem Auf und Ab – unter anderem im Bemühen, ihr Projekt zu finanzieren – verabschiedeten sie sich erst einmal in eine Pause. So schnell kann’s gehen. Aber ihr Projekt steht im Netz. Und es ist wichtig.
Das Aus für den Elsterstausee kam 2017, als Leipzigs Stadtrat der Argumentation der Stadtverwaltung folgte, dass eine Rettung des Elsterstausees viel zu teuer wäre – 4 Millionen Euro allein wegen der neu zu bauenden Dämme. Damit scheiterten auch die Bemühungen des Fördervereins Elsterstausee, diesen einst beliebtesten Leipziger See zu retten. Aber wer erinnert sich noch? Das Buch hilft jetzt dabei.
Es gibt mittlerweile so viele Bücher zum alten Leipzig, dass man das Gefühl bekommt, es sei jetzt alles zu allem erzählt. Aber dann kommt so ein Buch, leuchtet mal in eine Ecke genauer hinein – und siehe da: Klar, das Areal des alten Krystallpalastes war eine Leerstelle. Und das war sie auch deshalb, weil sich vorher niemand wirklich damit beschäftigt hat.
Es ist erstaunlich, dass noch kein Leipziger Verlag sich dieses Autors angenommen hat. Vielleicht aber auch nicht. Denn irgendwie stimmt ja Ferdinand Stolles Feststellung noch immer – womit er es ganz ähnlich sieht wie Lessing und Andreas Reimann: Für kluge Köpfe ist Leipzig kein einträgliches Pflaster. Und zu seiner Zeit war es sogar ein gefährliches. Aber da wundert man sich doch, warum sich noch kein Leipziger Verlag drum gekümmert hat. Es ist eine Geschichte des rebellischen Geistes.
In der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges spielte Leipzig am Rand immer eine Rolle. Hier fanden drei der wichtigsten Schlachten dieses Krieges statt: die Schlachten bei Breitenfeld 1631 und 1642 und die bei Lützen 1632. In allen dreien siegten die Schweden. Bei Lützen starb auch noch ausgerechnet der Schwedenkönig Gustav Adolf in der Schlacht. Reicht doch eigentlich, könnte man meinen. Aber mit „reicht doch“ lässt sich ein echter Historiker nicht abspeisen.
Es ist jedes Mal ein Geschenk, das sich der Leipziger Geschichtsverein selbst macht – und allen an der eigenen Stadtgeschichte interessierten Leipzigern. Jedes Jahr publiziert der Verein einen Band mit lauter Beiträgen, in denen sich die Autorinnen und Autoren mit allerlei Fragen beschäftigen, die so beiläufig auftauchen, wenn man sich mit großen Forschungsgebieten beschäftigt. Die aber überhaupt nicht beiläufig sind. Und es wird sogar erschütternd.
Es gibt zwar viele Monografien, die den Glanz dieses prosperierenden Leipzig der „Gründerzeit“ beschreiben. War ja auch alles atemberaubend und eindrucksvoll. Aber gerade im Detail merkt man auch in dieser dicken Stadtgeschichte, dass sich da in der Vergangenheit so mancher Autor vom Jubel hat blenden lassen. Und so taucht hier skizzenhaft neben dem alten, vergoldeten Selbstbild der „Boomstadt“ das Bild eines viel realeren Leipzig auf, das viel spannender ist, weil es wieder zum menschlichen Alltag zurückkehrt.
Sie nennen es das „lange 19. Jahrhundert“. Auch die Autoren, die sich für diesen dritten dicken Band zur Leipziger Stadtgeschichte versammelt haben, den diesmal Susanne Schötz als Herausgeberin betreut, unterstützt von Uwe John. Das 19. Jahrhundert hat ja zwei Besonderheiten für Leipzig: Es ist das Jahrhundert, in dem Leipzig zur modernen Großstadt wurde. Und es stand in den vergangen 20 Jahren im Fokus der Leipziger Forschergemeinschaft.
Es lief schon immer auf so ein Buch hinaus. Oder auf ein ähnliches Buch. Denn mit etlichen seiner großen Bände war Pro Leipzig in den letzten Jahren schon ins Ländliche vorgestoßen, in die große Vorgeschichte der Leipziger Ortsteile als einstige Dörfer und die Rolle der Landwirtschaft in der Geschichte der Stadt. Nur droht eine Boomtown wie Leipzig auch noch den letzten Acker zu verschlingen.
2017 war ein besonderes Jahr – gleich im doppelten Sinn, was dieses Buch betrifft. Denn der Sax Verlag feierte sein 25-jähriges Jubiläum, was schon etwas heißen will für die sächsische Verlagslandschaft. Und praktisch von Anfang an ist auch der Leipziger Geschichtsverein dort mit seinen Veröffentlichungen zu Hause. Und 2017 konnte auch noch der 150. Jahrestag der Gründung des ersten Leipziger Geschichtsvereins gewürdigt werden.
Mit dem Jahrbuch „Leipziger Stadtgeschichte“ gibt der Leipziger Geschichtsverein jedes Jahr ein Paket von Lesestoff heraus, das den Geschichtsinteressierten zeigt, was es an Leipzigs Geschichte noch alles zu erforschen gibt. Trotz einer ambitionierten vierbändigen Stadtgeschichte blieben noch viele Themen unbearbeitet und etliche Rätsel ungelöst. Wie das um den Namen der Stadt.
Noch ist das große Buch über die jüdische Kultur in Leipzig bis 1933 nicht geschrieben. Mit Bernd-Lutz Langes Büchern ist das Thema vor Jahren ja überhaupt erst einmal wieder öffentlich geworden. Und seitdem ist Vieles emsige Nachhol-Arbeit. Denn aus dem Leipziger Stadtbild sind die einstigen jüdischen Nachbarn fast völlig verschwunden. Jane Wegewitz und Tom Pürschel waren in Schleußig auf Spurensuche.
Wer ab heute, 6. Mai, ins Stadtgeschichtliche Museum ins Böttchergäßchen pilgert und dort die Treppe ins kleine Studio hinuntersteigt, der taucht auch gleichzeitig ein halbes Jahrhundert in die Leipziger Vergangenheit ab. In jene Zeit, in der die schlimmsten Ruinen der Kriegszeit verschwanden und stattdessen eine Art sozialistisches Leipzig hingebaut wurde. Eine Umbauepoche, die keiner so brillant in Farbe festgehalten hat wie Klaus Liebich.
Es gibt Momente, da stolpert man über ein Wort. Und ein Rätsel, das auch Enno Bünz beschäftigt hat, als er über die frühe Stadtentstehung Leipzigs im Band 2 der großen Leipziger Stadtgeschichte schrieb: Wie sah eigentlich die Stadt im Jahr 1216 aus? Als Markgraf Dietrich die Leipziger zwang, ihre Stadtmauer niederzureißen?
Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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