Essay

Gilbert Keith Chesterton: Verteidigung des Unsinns, der Demut, des Schundromans und anderer missachtetet Dinge. Foto: Ralf Julke
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Punktgenau auf den Brexit: Michael Faber veröffentlicht die herrlich paradoxen Essays von Gilbert Keith Chesterton

Es ist eine ganz persönliche Art, mit der Verleger Michael Faber den Brexit zum 1. Januar 2021 gewürdigt hat: Er hat eins der unbekannteren Werke von Gilbert Keith Chesterton, den die meisten wegen seiner Father-Brown-Geschichten kennen, aufgelegt: „Verteidigung des Unsinns, der Demut, des Schundromans und anderer missachteter Dinge“. Ein Buch, das schon einmal ein augenzwinkerndes Statement zur deutsch-britischen Beziehungskiste war.

Ille C. Gebeshuber: Eine kurze Geschichte der Zukunft. Foto: Ralf Julke
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Eine kurze Geschichte der Zukunft: Ille C. Gebeshubers Plädoyer für eine neue Renaissance des menschlichen Denkens

Wenn man so durch die Buchneuerscheinungen dieses Jahres 2020 blättert, fällt ziemlich schnell auf, dass es ein Jahr nicht nur der Mahnungen war. Zahlreiche Autorinnen und Autoren haben sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht, wie die Menschheit aus diesem Schlamassel wieder herauskommt. Und damit ist eher nur beiläufig Corona gemeint. Das ist nur ein Symptom für eine völlig irre laufende Entwicklung. Muss sich der Mensch jetzt nicht selbst ändern? Ein zumindest bedenkenswerter Ansatz der Wiener Bionikerin Ille C. Gebeshuber.

Andreas Weber: Warum Kompromisse schließen? Foto: Ralf Julke
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Warum Kompromisse schließen? Andreas Weber zeigt, warum nur gute Kompromisse Überleben erst möglich machen

Von den beiden Händen, die sich da auf dem Cover drücken, darf man sich nicht irritieren lassen. Das erinnert eher an eine der kompromisslosesten Parteien, die es in Deutschland mal gab. Und um die DDR geht es schon gar nicht. Es geht um unser Jetzt und unsere heutige Unfähigkeit, echte Kompromisse zu schließen. Faule Kompromisse sehen wir überall. Auch deshalb ist die Stimmung derzeit so aggressiv wie in einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Ehe.

Laura Miller: Wonderlands. Foto: Ralf Julke
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Wonderlands: 100 literarische Phantasiewelten, die einladen zum Befeuern der eigenen Vorstellungskraft

Von Zeit zu Zeit muss es so etwas einfach geben wie diesen Sammelband mit 100 vorgestellten Autor/-innen, ihren Büchern und den von ihnen erschaffenen Welten. Als Markstein, Bilanz und Orientierung. Denn Literatur ist immer auch das Erschaffen neuer Welten. Manche sind so berühmt, dass sich Leser/-innen darin so zu Hause fühlen wie in der realen Welt. Manche sind auch so schrecklich wie die Wirklichkeit. Schöne neue Welten eben, die unsere alltägliche Welt gnadenlos infrage stellen.

Meinhard Miegel: Das System ist am Ende. Das Leben geht weiter. Foto: Ralf Julke
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Das System ist am Ende: Meinhard Miegels Kolumnen über ein ausgebranntes System und die Angst vor einer ehrlichen Politik

Eigentlich kennt man den Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel noch als Lobbyist des bis 2008 bestehenden Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft (IWG), „dessen Hauptanliegen darin bestand, die Öffentlichkeit von der Überlegenheit privater Altersvorsorge zu überzeugen“ (Lobbypedia.de). Doch in den vergangenen Jahren zeigte er sich als recht kritischer Autor, schrieb Bücher wie „Hybris. Die überforderte Gesellschaft“ (2014) oder „Exit. Wohlstand ohne Wachstum“ (2010). Ihm war schon früher klar, dass wir so nicht weitermachen können. Weit vor Corona.

Ronen Steinke: Antisemitismus in der Sprache. Foto: Ralf Julke
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Antisemitismus in der Sprache: Warum in einigen beliebten Worten noch immer die alte Judenverachtung steckt

Mauscheln geht gar nicht und Schachern schon gar nicht. Und dabei sind es zwei Lieblingsworte der deutschen Schlagzeilen-Macher. Zwei, die sie besser nicht mehr benutzen sollten. Und wenn sie Ronen Steinkes kleinen Essay gelesen haben, wissen sie auch, warum. Steinke ist selbst Journalist bei der „Süddeutschen Zeitung“. Und er weiß, wie gedankenlos wir mit Lehnworten aus dem Jiddischen umgehen.

Andreas Thiesen: Urban Love Stories. Foto: Ralf Julke
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Urban Love Stories: Andreas Thiesens Plädoyer für eine andere, menschliche Sicht auf den Kosmos Stadt

Auch als er noch noch Professor für Sozialarbeitswissenschaft an der HTWK Leipzig war, beschäftigte sich Andreas Thiesen mit den aktuellen Vorstellungen davon, was Stadt eigentlich ist. Raumplaner haben davon eine völlig andere Vorstellungen als Soziologen. Und die Bewohner der Stadt sowieso. Heute lehrt er Theorien und Methoden Sozialer Arbeit an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. Und auch dort versucht er, seine Student/-innen zu sensibilisieren für den sich ständig ändernden Lebensraum Stadt.

Roland Fischer: Das Anthoponomikum. Foto: Ralf Julke
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Das Anthroponomikum: Ein Zeitalter, in dem der Mensch lernen muss, die Grenzen seiner Möglichkeiten zu akzeptieren

Wir leben an einer Zeitenwende. Alles ist ausgetummelt. Wir wissen alles Wichtige über unsere Welt. Und wir können uns nicht mehr doof stellen. Können wir machen. Stimmt. Aber das wäre dann der endgültige Beweis, dass die Entstehung des Homo sapiens ein evolutionärer Irrweg war. Denn überleben werden nur Spezies, die sich anpassen können. Die, die sich doof stellen, werden einfach aussterben wie der Dodo. Und ein Anthroponomikum wird es nicht geben.

Matthias Horx: Die Zukunft nach Corona. Foto: Ralf Julke
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Die Zukunft nach Corona: Matthias Horx wirft einen Blick in die Zukunft in unseren Köpfen

Kann man die Zukunft voraussagen? Es gibt einen Haufen Leute, die tun so, als könnten sie es. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie gibt es kaum noch einen Tag, an dem nicht irgendein Kommentator, Politiker, Ökonom oder sonstiger Kaffeesatzleser aus voller Brust behauptet zu wissen, dass nach Corona alles anders wird. Oder sich gar nichts ändert – was dann sozusagen die Variante für gutverdienende Zyniker ist. Oder für Blender. Aber was kommt wirklich danach? Nur eins ist sicher, stellt Matthias Horx fest.

Armin Nassehi: Das große Nein. Foto: Ralf Julke
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Das große Nein: Warum eine Demokratie ohne Protestbewegungen zu einer müden Amtsverwaltung werden würde

Es wird wieder demonstriert in Deutschland. Auf sogenannten „Hygiene-Demos“ protestieren allerlei Leute gegen allerlei – gegen Corona-Maßnahmen, einen befürchteten Impfzwang, Bill Gates und Angela Merkel. Und irgendwie auch fürs Grundgesetz. Aber Proteste leben vom großen Nein, stellt der Soziologe Armin Nassehi in diesem Essay fest, den er zwar schon vor Corona geschrieben hat. Aber die Protestphänomene haben alle dieselbe Wurzel, stellt er fest.

Honoré de Balzac: Die Kunst, seine Schulden zu bezahlen. Foto: Ralf Julke
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Die Kunst, seine Schulden zu zahlen: Balzacs berühmter Essay übers Schuldenmachen, der gar nicht von Balzac ist

Das Buch bleibt ein Rätsel. Vielleicht ist es auch ein Spaß unter Verlegern, es einfach immer wieder herauszubringen und die Leser mit diesen durchaus frivolen Tricks, ein Leben zu führen, ohne jemals seine Schulden zu bezahlen, jedes Mal aufs Neue zu erfreuen. Was ja gerade jetzt sehr gut passt, wo gerade kreative Menschen, die eh schon immer am Limit lebten, durch Zahlungsausfälle in neue Nöte geraten. Balzac war ja das Musterexemplar so eines von Gläubigern gejagten Mannes. Oder?

Catherine Newmark: Warum auf Autoritäten hören? Foto: Ralf Julke
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Warum auf Autoritäten hören? Catherine Newmark untersucht die Geschichte und Gegenwart eines heiß umstrittenen Begriffs

Mit einem ganz ähnlichen Thema hat sich gerade auch Björn Vedder in seinem Buch „Väter der Zukunft“ beschäftigt. Wir leben tatsächlich in einer Zeit, in der so langsam zusammenkommt, was zusammengehört. Und dazu gehört auch das Nachdenken darüber, warum ausgerechnet (alte, weiße) Männer sich heute so massiv verunsichert fühlen und warum Populisten mit so viel Ignoranz wissenschaftliche und demokratisch gewählte Autoritäten angreifen.

Ulrike Ackermann: Das Schweigen der Mitte. Foto: Ralf Julke
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Das Schweigen der Mitte: Der Versuch herauszufinden, warum es keine großen gesellschaftlichen Debatten mehr gibt

Haben wir keine Intellektuellen mehr? Gibt es keine intellektuellen Debatten mehr in Deutschland? Das Gefühl sagt: ja. Da ist etwas verloren gegangen. Nicht, dass sich lauter Berühmtheiten nicht regelmäßig lautstark zu Wort melden. Aber die Wortmeldungen plumpsen ins große Schaummeer der medialen Aufregungen. Manchmal gibt es dann noch großes Geheule, weil jemand sich beleidigt fühlt. Und dann ist wieder Ruhe im Karton. Versandet das Spektakel. Da fehlt etwas.

Björn Vedder: Väter der Zukunft. Foto: Ralf Julke
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Väter der Zukunft: Björn Vedders Essay über das Vatersein in einer Zeit, in der die Angst vorm richtigen Leben allgegenwärtig ist

Björn Vedder ist Philosoph. So ein lebenspraktischer Philosoph wie einst Platon, Epikur oder Aristoteles. Leute, die sich einst ernsthaft Gedanken darüber gemacht haben, wie man ein gutes Leben führt. Und ein richtiges. Und wie das Gute eigentlich aussieht und wie man es zum Maßstab des eigenen Handelns machen kann. Wer die alten Knaben liest, merkt: Da wird es kompliziert und streitbar. Aber erstaunlicherweise lernt man bei ihnen auch etwas über das Vatersein.

Harald Hauswald, Lutz Rathenow: Ost-Berlin. Foto: Ralf Julke
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Ost-Berlin: Höchste Zeit für den Abschied von einem Land voller falscher Geborgenheiten

Dieses Buch wandelt sich von Mal zu Mal. 2017 hat es der Jaron Verlag erstmals wieder in der ursprünglich von Harald Hauswald und Lutz Rathenow gewollten Zusammenstellung veröffentlicht, pünktlich zum 30. Jahrestags des ursprünglichen Erscheinens im Münchner Piper Verlag. Ein richtig ärgerliches Buch für SED und Stasi, die es damals weder verhindern konnten, noch den Fotografen und den Autoren öffentlich abstrafen konnten. Nicht mal wie Wolf Biermann 1976.

Utz Rachowski: Die Lichter, die wir selbst entzünden. Foto: Ralf Julke
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Die Lichter, die wir selbst entzünden: Essays, Reden und Gefängnisbriefe von Utz Rachowski jetzt in einem Band

Er gehört zu den eindrucksvollsten Dichtern aus Sachsen. Und zu Recht will Utz Rachowski nicht zur DDR-Literatur gezählt werden. Überhaupt hat er eine nur zu berechtigte Abneigung gegen Schubladen. Auch gegen die Schublade „Dissidenten-Literatur“. Wenn sich der Vogtländer in Essays, Reden und Interviews mit seiner Lebensgeschichte und Literatur auseinandersetzt, dann wird das zu einer Diskussion, für die das deutsche Feuilleton sich meistens zu fein war.

Harald Muenz, Florian Neuner (Hrsg.): Autorenmusik. Foto: Ralf Julke
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Autorenmusik: Ein Forschungsbericht aus der Unterwelt unserer Sprache

Es gibt eine Welt dazwischen – zwischen Sprache und Musik. Eine sehr faszinierende Welt, wenn man sich wirklich einmal damit beschäftigt. So, wie es einige Dichter und Dichterinnen im 20. und 21. Jahrhundert schon getan haben. Und ebenso einige Musiker. Der berühmteste ist ja Kurt Schwitters, dessen „ursonate“ die Sprechbohrer, ein SprachKunstTrio aus Köln, natürlich auch schon aufgenommen haben auf CD. Aber sie wollten mehr.

Roswitha Geppert, Heinke Thies, Katrin Pieper: Zeit ist ein Geschenk. Foto: Ralf Julke
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Zeit ist ein Geschenk: Ein Plädoyer über ein Alter in Würde, Lebenslust und Selbstbestimmung

Wenn man älter wird, beginnt man auch über Zeit anders zu denken. Dann weiß man, dass der Rest vom Leben immer kürzer wird. Die Kräfte lassen nach. Und die Frage taucht auf: Was macht man daraus? Zieht man jetzt beige Sachen an, nimmt den Rollator und benimmt sich wie ein alter Mensch? Oder lernt man jetzt noch einmal, mit der geschenkten Zeit bewusster umzugehen, gerade weil man jetzt nicht mehr die Kraft hat, Bäume auszureißen?

Mario Sixtus: Warum an die Zukunft denken? Foto: Ralf Julke
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Warum an die Zukunft denken? Wie falsche Geschichten in unserem Kopf uns zu Opfern unserer eigenen Ängste machen

Nicht nur mir geht es so. Auch der Autor und Filmemacher Mario Sixtus wundert sich schon seit geraumer Zeit, warum in unserer Gesellschaft die Zukunftsbilder verschwunden sind. Es ist, als wäre vor uns nur noch eine undurchdringliche Wand. Und dahinter? Finstere Apokalypsen. Das war nicht immer so. Der 54-Jährige erinnert sich noch an eine Zeit, als unsere Zukunft bis in den Kosmos reichte.

Alexander Grau: Politischer Kitsch. Foto: Ralf Julke
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Politischer Kitsch: Ein philosophischer Versuch, die Sehnsucht der Deutschen nach sentimentaler Scheinpolitik zu erklären

Wir leben in seltsamen Zeiten. Das merkte nicht nur der hessische Philosoph und Journalist Alexander Grau, der mit seinem Buch „Hypermoral“ schon einmal versucht hat zu erfassen, warum in unserer Gesellschaft so eine riesige Lücke klafft zwischen Realität und politischer Geste. Mit „Politischer Kitsch“ versucht er das Phänomen von einer anderen Seite zu erfassen. Denn wo Rationalität verschwindet, regiert der moralische Kitsch.

Christian Mayer: Die Grenzen meines Denkens sind die Grenzen meiner Welt. Foto: Ralf Julke
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Die Grenzen meines Denkens sind die Grenzen meiner Welt: Wie falsches Wirtschaftsdenken eine ganze Gesellschaft in die Sackgasse führt

In seinem Buch „Rettet die Wirtschaft … vor sich selbst!“ hat der Wirtschaftspädagoge und Germanist Christian Mayer für ein anderes Wirtschaftsdenken plädiert, auch für eine andere Wirtschaftswissenschaft. Aber wie kommt man heraus aus den Denkfallen, die es scheinbar unmöglich machen, die katastrophale Zerstörung unserer Welt zu beenden? Denn es sind Denkfallen. Ganz bewusst konstruierte. Der Triumph einer „Wissenschaft“, die gar keine ist.

Rainer Groh: Weltall Erde Ich. Foto: Ralf Julke
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Weltall Erde Ich: Rainer Groh auf autobiografischer Spurensuche in seinem Leben diesseits und jenseits von ’89

Vielleicht hätten wir es gleich so machen sollen: Alles zu rezensieren, was an Biografien und Autobiografien von Ostdeutschen erscheint. Alles. Und nur von Ostdeutschen: von Bürgerrechtlern, Pfarrern, Malern, Schriftstellern, SED-Politikern, Rebellen, Opportunisten, Angepassten und Schelmen. Eine ganze Bibliothek wäre entstanden, die eins gezeigt hätte: Wie platt, dumm, voreingenommen und bildungsfern fast alles ist, was über den Osten und die Ostdeutschen heute mediale Schablone ist. Rainer Groh hätte natürlich auch ins Regal gehört.

Björn Vedder: Reicher Pöbel. Foto: Ralf Julke
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Björn Vedders beeindruckende Untersuchung der Monster des Kapitalismus: Reicher Pöbel

Björn Vedder ist Philosoph. Es gibt sie tatsächlich noch, Leute, die nicht nur Philosophie studieren, sondern die Liebe zum Denken und zur Weisheit auch noch praktizieren. Denn dazu braucht man Zeit und ein bisschen Freiheit. Gerade in der Philosophie darf man niemandem dienen. Sonst denkt man mit Scheuklappen und hat nicht den freien Blick, der einen sehen lässt, was schiefläuft.

Francis Nenik, Sebastian Stumpf: Seven Palms. Foto: Ralf Julke
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Seven Palms: Francis Nenik gräbt die ungeschriebene Geschiche des Thomas-Mann-Hauses aus

Er schreibt und schreibt und schreibt. Nur dass sein „Tagebuch eines Hilflosen“ sich schon lange nicht mehr hilflos liest. Francis Nenik, der die Regentschaft Donald Trumps täglich mit einem Tagebucheintrag begleitet, analysiert den Mann im Weißen Haus, seine Politik und den Zustand der USA so trocken und faktenreich, dass man eigentlich nur noch das Gefühl haben kann: Mit diesen USA ist kein Staat mehr zu machen. Und irgendwie muss auch Thomas Mann so ein Gefühl gehabt haben, als er 1952 sein geliebtes Haus in Los Angeles verließ und nach Europa zurückkehrte.

Das passende Cover zum Brief: Gunter Preuß "Menscch, Mensch". Foto: Ralf Julke
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Mensch, Mensch: Neue spitze Aphorismen und Menschenbetrachtungen von Gunter Preuß

Da fürchtete Gunter Preuß doch tatsächlich, dass mir sein neuestes Buch nicht „schmecken“ würde, sein „vorhergesagter Nachruf“, der sich schon ein wenig so liest, als nehme hier ein nachdenklicher Schriftsteller so langsam Abschied. Immerhin wandert auch der beliebte Kinderbuchautor und Aphoristiker so langsam auf die gesegneten 80 zu. Und auf den Menschen an sich würde er wohl keinen Pfifferling mehr verwetten.

Benjamin Hasselhorn: Königstod. Foto: Ralf Julke
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Benjamin Hasselhorns Versuch, das Ende der deutschen Monarchie 1918 anders zu lesen

Noch ein Buch über den Kaisersturz von 1918? Könnte man denken. Aber der Theologe und Historiker Benjamin Hasselhorn hat einen anderen Grund dieses Buch zu schreiben, das eigentlich ein Essay ist, ein Versuch, die Frage zu klären, ob die Abschaffung der Monarchie 1918 vielleicht ein nicht ganz unwichtiger Grund für alle Extreme der Folgezeit war. Man muss sozusagen zwei Schritte zur Seite gehen, um mit ihm über dieses Stück Geschichte nachzudenken.

Irmtraud Gutschke: Das Versprechen der Kraniche. Foto: Ralf Julke
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Mit Irmtraud Gutschke die mitreißende Gewalt der Aitmatowschen Erzählwelt entdecken

In den Buchhandlungen liegen wieder die Stapel mit Aitmatow-Büchern. Im Herbst wäre der Autor aus Kirgisien, der mir „Djamila“ Weltruhm errang, 90 Jahre alt geworden. Sein Todestag jährt sich zum zehnten Mal. Für Irmtraud Gutschke, die sein Werk in der DDR einst aufmerksam und helfend begleitete, ein handfester Grund darüber nachzudenken, warum dieses Werk auch heute noch die Leser erschüttert.

Literaturmachen III. Literatur und ihre Vermittler. Foto: Ralf Julke
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Zehn Essays über das Schaffen von Literatur in einer Zeit der Schubladen und Aufziehaffen

Zwei Bände gab es schon. Auch sie nahmen die Gesprächsthemen der Reihe „Literatur und ihre Vermittler“ auf, die ab 2015 im Literaturhaus Stuttgart stattfanden. Die Gesprächsteilnehmer schrieben ihre Kerngedanken in eigenständigen Essays nieder. Natürlich ist der Titel irreführend. Es geht gar nicht um die Vermittler, sondern um die Macher. Die Reihe ist also auch so etwas wie ein institutionalisiertes Missverständnis.

Jacek Aleksander Rzeszotnik: Stanislaw Lems Literarische Gedankenexperimente. Foto: Ralf Julke
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Stanislaw Lems Gedankenexperimente oder Der gut zu beobachtende Weg der Menschheit in die selbstgestellte Technologiefalle

Seine bekanntesten Titel findet man auch heute noch wie selbstverständlich im Science-Fiction-Regal: Die „Robotermärchen“, die „Sterntagebücher“, sogar „Der Mensch vom Mars“ und „Der Unbesiegbare“ – halt das, was auch beim Lesen irgendwie wie Science Fiction aussieht und nicht allzu anstrengend ist für Leser, die Raketen, Roboter und Marsianer für eine denkbare Zukunft halten.

Susanne und Johannes Wallmann: Kunst - eine Tochter der Freiheit. Foto: Ralf Julke
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Wohin mit Gott oder Ein Plädoyer für eine Kultur-Revolution

Johannes Wallmann ist als Kulturphilosoph - wichtigste Publikation "Die Wende ging schief" - tätig, wurde als "Komponist in Freiheit" (nach 1989) erfolgreich und weltweit durch sein Glocken-Requiem bekannt, als 1995 zum 50. Gedenktag an die Dresdner Bombennacht vom 13. Februar 1945 nach einer von ihm geschriebenen Partitur und unter seiner Regie 129 Dresdner Kircheglocken geläutet und die Klänge über den Rundfunk in viele Länder übertragen wurden.

Michael Oertel: Blackbox fürs Leben. Foto: Ralf Julke
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Michael Oertels nachdenkliche Essays über die Verrücktheit unserer Zeit

Man merkt schon, dass der Buchmarkt ganz schön im Eimer ist. Autoren, die nicht in die gerade bestsellerverdächtigen Schubladen passen, müssen sich immer wieder neue Verlage suchen. Mit diesem Buch ist der Leipziger Michael Oertel nun in Aachen gelandet. Aber wo stellt es die Buchhändlerin hin? Zu den philosophischen Büchern, wo es keiner sucht? Zur Esoterik, wo es nicht hingehört? Zu den Lebensratgebern, wo es falsch stünde?

Andreas Thiesen: Die transformative Stadt. Foto: Ralf Julke
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Ein Essay über die Frage, warum das heutige Verständnis von Stadtentwicklung scheitern muss

So geht es nicht. Das ist im Grunde das Fazit aus Andreas Thiesens Buch „Die transformative Stadt“, in dem er sich essayistisch mit der Stadtentwicklungspolitik der letzten zwei Jahrzehnte beschäftigt. Die war zwar schon ein Fortschritt gegenüber der Reparaturpolitik der Vorjahre. Aber sie ist trotzdem wieder ein Großprojekt, das Stadtteilentwicklung ohne die Bewohner macht.

Norbert Marohn: Die Angst vorm Andern. Foto: Ralf Julke
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„Die Angst vorm Andern“: Sieben Essays über die Diskriminierung des Anderen in Geschichte und Gegenwart

Das Andere hat die eine Hälfte der Menschheit schon immer geängstigt und in skurrilste Abwehrposen gezwungen. Die anderen hat es eher neugierig gemacht. Denn ohne Widerspruch und Irritation gibt es keine Veränderung, keine Innovation. Ach ja, und für die Herren Mauerbauer: keinen Fortschritt. Immer war das Andere der Stachel im Fleisch der Regierenden. Stoff für jede Menge Essays, die Norbert Marohn geschrieben hat.

Francis Nenik: Doppelte Biografieführung. Foto: Ralf Julke
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Drei fast vergessene Dichter und das unangepasste Leben des renitenten Genossen Hasso Grabner

Ja, wer soll sich eigentlich kümmern um die - zu Unrecht - vergessenen Autoren, wenn es nicht die Autoren selber tun? Gerade dann, wenn es sich um zerrissene, gescheiterte, unangepasste Gestalten handelt? Gern vergessen von der hohen Literaturwissenschaft. Und siehe da: Der Leipziger Autor Francis Nenik hat gleich vier gefunden und mit spitzer essayistischer Feder porträtiert.

Ulrich Schacht, Thomas A. Seidel (Hrsg.): ... wenn Gott Geschichte macht! Foto: Ralf Julke
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Wenn der Mensch Gott spielt, beginnen die Gräueltaten

Am plastischsten erzählt im Sammelband "... wenn Gott Geschichte macht" im Grunde Peter Voß in seinem Beitrag "Gott widersteht den Hoffärtigen!" davon, wie Geschichte wirkt - und das mit einer Personage von Leuten, die 40 (wahlweise 70) Jahre lang fest davon überzeugt waren, den Lauf der Geschichte bestimmen zu können, weil sie sowieso die Gesetzmäßigkeiten und die Zukunft auf ihrer Seite hatten.

Ulrich Schacht, Thomas A. Seidel: ... wenn Gott Geschichte macht! Foto: Ralf Julke
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Blutige Revolutionen sind kein Gesetz, nur ein schlechtes Vorbild

Ein provokanter Titel? Geschichte nichts als ein Werk Gottes? Oder gar als großer Heilsplan, in dem Menschen nur die Spielfiguren sind? - Nicht ganz. Auch wenn die Autoren dieses Buches durchaus der Meinung sind, dass es ohne Gottes Wirken nicht geht. Und die Französische Revolution mögen sie auch irgendwie nicht. Oder nur einen Teil davon? - Es darf gestritten werden.

Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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