LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 81, seit 31. Juli im HandelDie Künstlerin Diana Wesser lebt seit 1994 in Leipzig. Schwerpunkt ihrer künstlerischen Forschung ist die Einbindung von Nachbarschaften, Expert/-innen und Zeitzeug/-innen in den Kunstprozess. In ihren Begegnungsformaten lädt sie Menschen dazu ein, vielfältige Perspektiven innerhalb einer Stadt zu erfahren. Ich habe mich nun mit ihr über ihr eigenes Leben in zwei Realitäten unterhalten.
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 81, seit 31. Juli im Handel„Wir bitten das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Lande.“ Ernüchternde Worte, mit denen sich Sabine Bergmann-Pohl, Präsidentin der ersten und letzten frei gewählten DDR-Volkskammer, im April 1990 an die Öffentlichkeit wendet – und das Selbstverständnis der DDR als antifaschistisches Vorbild zerlegt.
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 80, seit Freitag, 26. Juni im HandelMilliarden D-Mark im Hinterhof der Sparkasse, smarte Westbanker, denen der Anblick bekittelter Ostkollegen den Schlips hochgehen lässt, ein Jahrmarktsbudenzauber an neuen Bankhäusern, die wie bunte Pilze aus der Alltagstristesse der noch existenten DDR herausschießen – das verrückte Jahr 1990 hat im untergehenden Realsozialismus auf deutschem Boden manch eine Überraschung parat.
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 79In den ersten Jubel nach dem Fall der Mauer mischt sich in der noch existenten DDR bald auch Unbehagen, denn es wird klar, dass es kein Rückfahrticket in die kuschelige Gemeinschaft der „Volkseigenen Betriebe“ (VEB) geben wird, der Orkan des kapitalistischen Umbruchs nicht ohne Verwerfungen vonstatten geht. Die Bereitschaft zum Streik und soziale Proteste werden zum Begleiter im Ostdeutschland des Jahres 1990. Wo kam das Protestpotenzial her? War es unbedeutend oder hatte es doch einen Einfluss auf den Verlauf der ökonomischen Transformation?
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 80, seit Freitag, 26. Juni im HandelZwischen zwei Bäumen im Dessauer Stadtpark flattert ein Plakat mit 182 Namen. Einer von ihnen ist Alberto Adriano, elfte Zeile, vierter von links. Das Plakat trägt die Überschrift „Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt, 1990–2011“. Alberto Adriano wurde vor 20 Jahren, in der Nacht auf den 11. Juni 2000, von drei Neonazis brutal zusammengeschlagen. Drei Tage später verstarb er im Krankenhaus. Der aus Mosambik stammende Fleischermeister war als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen, hinterließ eine Ehefrau und drei Kinder.
Vorschau auf die LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 78, ab Freitag, 24. April 2020 im Handel2019 feierte das Grundgesetz seinen 70. Geburtstag. Seit 3. Oktober 1990 sind ehemals zwei deutsche Staaten unter seinem Schirm wieder vereinigt. Welcher Weg führte dorthin? Hätte es nicht einer komplett neuen Verfassung bedurft, um einstigen Bürgerinnen und Bürgern der DDR einen fairen Start auf Augenhöhe zu signalisieren statt überhebliche Siegermentalität? Wurde eine einmalige Chance versäumt?
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 77, seit 27. März im Handel1990 erwachte die Gesellschaft in der DDR zu einem nie gekannten Leben. Nach der Revolution schien auf einmal alles möglich, Aufbruchstimmung paarte sich mit Unsicherheit, der Verfall alter Strukturen der kommoden Diktatur sorgte gleichermaßen für Jubel und Zukunftsangst. Der vertraute Mief des Mauerstaats machte einer kapitalistischen Verwertungslogik Platz. Arbeitslosigkeit wurde zum Thema, Alltagsleben und politische Kultur waren auf den Kopf gestellt.
Dieses Buch wandelt sich von Mal zu Mal. 2017 hat es der Jaron Verlag erstmals wieder in der ursprünglich von Harald Hauswald und Lutz Rathenow gewollten Zusammenstellung veröffentlicht, pünktlich zum 30. Jahrestags des ursprünglichen Erscheinens im Münchner Piper Verlag. Ein richtig ärgerliches Buch für SED und Stasi, die es damals weder verhindern konnten, noch den Fotografen und den Autoren öffentlich abstrafen konnten. Nicht mal wie Wolf Biermann 1976.
Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zeigt im Rahmen der Filmreihe „Zeitgeschichte auf der Leinwand im ehem. Stasi-Kinosaal“ am Donnerstag, den 6. Februar 2020, zwei Dokumentarfilme zu Schicksalen von politischen Häftlingen in der DDR und deren Kindern. Die Filmreihe wird vom Freistaat Sachsen aus dem Programm „Revolution und Demokratie“ gefördert. Der Eintritt ist frei.
2019 war ein Jahr, das wir so schnell nicht vergessen werden. Das 30. Jubiläumsjahr von 1989, drei ostdeutsche Landtagswahlen und eine junge Bewegung, die für einen basisdemokratischen Aufbruch im Osten jenseits von Pegida, AfD und Co. streitet. Im September 2018 haben wir mit jungen ost- und westsozialisierten Menschen die Initiative „Aufbruch Ost“ in Leipzig gegründet.
Die Dokumentation von ZDFinfo/3sat zur Überwachung jüdischer Gemeinden in der DDR wird als Vorpremiere am Montag, den 20. Januar 2020 um 19 Uhr im Ariowitsch-Haus Leipzig gezeigt. Nach dem Holocaust schien es 1945 kaum denkbar, dass es in Deutschland wieder jüdisches Leben geben könnte. Einige Jüdinnen und Juden kehrten dennoch nach Deutschland zurück, um ihre Gemeinden wiederaufzubauen. Die Gemeinden waren allesamt zerstört, und die neugegründete DDR lehnte Entschädigungszahlungen ab.
Am Dienstag, 3. Dezember, stellte die Gedenkstätte in der Runden Ecke ein neues Ausstellungsobjekt vor – diesmal ist es ein digitales im Internet: Im Ergebnis eines 18-monatigen Forschungsprojektes kann die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ am Sitz der früheren Stasi-Bezirksverwaltung Leipzig nun erstmals mit einem digitalen Stadtplan alle geheimen Objekte, die die Staatssicherheit bis zu ihrem Ende im Jahr 1989 noch betrieben hat, der Öffentlichkeit zugänglich machen.
LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 72, ab 25. Oktober 2019 im HandelProf. Dr. Thomas Hänseroth (66) hat seit 1993 den Lehrstuhl für Technik- und Technikwissenschaftsgeschichte an der TU Dresden inne. Der gebürtige Meißener forscht und lehrt unter anderem zur Geschichte des Ingenieurs, der Ideengeschichte von Technik, Innovationen sowie Technik und Wissenschaft im Nationalsozialismus und der DDR. Im Interview spricht er über seine DDR-Erfahrungen, wie die Geschichte der Technik dazu beiträgt, die DDR und ihren Kollaps besser zu verstehen. Und warum er dem untergegangenen Land nicht nachtrauert.
„Der Alltag in der DDR“, so kommentierte es ein Kabarettist mal sarkastisch, „machte die Menschen zu Überlebenskünstlern: Sie wurden immun gegen die Umweltgifte, lebten in Nischen, die die allmächtige Partei übersah oder duldete, schlossen sich in Gruppen Gleichgesinnter zusammen, und es gelang ihnen, ,aus nischt was zu machen.‘“ Worte, die zeigen, wie das Gros der DDR-Bürger die späten achtziger Jahre in seinem Land zwischen Fichtelberg und Kap Arkona empfindet: bedrückend, eng, miefig.
Die Ausstellung „Die Stasi“ des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) wird in Wermsdorf gezeigt. Das Leipziger Stasi-Unterlagen Archiv zeigt diese Schau in Kooperation mit der Gemeinde Wermsdorf in den Räumlichkeiten der Gemeindeverwaltung. Die Ausstellung wird durch Matthias Müller (Bürgermeister der Gemeinde Wermsdorf) und Regina Schild (Leiterin des Stasi-Unterlagen-Archivs Leipzig) am 4. November 2019 um 12.30 Uhr eröffnet.
Man reibt sich verwundert die Augen: „,Die staatliche Willkür in der DDR war auch nicht schlimmer als heute‘“ – so titelt die Wochenzeitung „Die Zeit“ ihre aktuelle Ausgabe. Die Headline ist zwar in Anführungszeichen gesetzt, aber geht im Hintergrundbild mit rote Tücher schwenkender junger Menschen unter. Damit wird das AfD-Narrativ: heutiges Deutschland = DDR, Merkel = Honecker, demokratischer Rechtsstaat = Diktatur durch „Die Zeit“ geadelt. Muss das sein?
Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 71, ab 27. September 2019 im HandelNiemand darf von der Mission erfahren. Nur ein kleiner Zirkel Eingeweihter weiß, warum Werner Lamberz, seit 1970 Kandidat des DDR-Politbüros, Ende April 1971 nach Moskau fliegt. Er reist im Auftrag von Erich Honecker und soll bei der Sowjetführung die Erlaubnis zum Machtwechsel in der DDR einfädeln.
Wer die heutigen Medienberichte zur DDR wahrnimmt, begegnet einem grauen, hoffnungslosen und abgewirtschafteten Land mit einer erstarrten Partei an der Spitze und einem muffigen Geheimdienst, der alles kontrollierte. Das trifft auch alles zu. Aber das Bild übertüncht auch jene Aspekte an der DDR, in denen das Land versuchte mitzuhalten im Rennen der modernen Nationen. Selbst auf dem Gebiet des Computerbaus.
Die Seifenoper-Improschau in Zusammenarbeit mit Werk 2 und dem Museum in der „Runden Ecke“ unter dem Titel ADOLF SÜDKNECHT – DIE STASI. Thematisiert werden die Anfänge der Staatssicherheit in der DDR in den 1950er Jahren.
Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 70, seit 23. August im HandelHansi, geboren 1953, ist Barkeeper in Leipzig und Musiker in verschiedenen Bands aus der DDR und BRD. Er studierte Technologie des Nachrichtenwesens in Dresden und parallel dazu Violine am Konservatorium in Cottbus. Von 1976 bis zum Ende der DDR war er Berufsmusiker und gehörte unter anderem zum Ensemble des Nationalen Jazzorchesters. Er erzählt mir, dass er erst gestern Abend in einer Bar darauf angesprochen wurde, was er denn vor 30 Jahren gemacht habe.
Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 70, seit 23. August im HandelIn den frühen Morgenstunden des 13. August 1961 wird die Westberliner Polizei in Alarmzustand versetzt. Passanten und Anwohner hatten in der Nacht beobachtet, wie Kampfgruppen im Ostteil den Zugang zu den Westsektoren unter dem Schutz schwer bewaffneter Soldaten mit Barrikaden abriegelten. Neugierige werden mit Gewehr auf Abstand gehalten.
Normalerweise schreiben Schriftsteller nicht so viele Romane, dass sie beim Kramen im Archiv ganz zufällig in einer Truhe über einen Roman stolpern, den sie vor 45 Jahren geschrieben haben, aber damals lieber nicht an einen Verlag gegeben haben und dann fast vergessen. Aber bei einem wie Günter Kunert kann das schon einmal passieren. Kaum ein deutscher Schriftsteller hat eine so lange Titelliste – gedruckt in Ost und West. Und „Die zweite Frau“ gibt’s seit März ebenfalls als Buch.
Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 69, seit 19. Juli im HandelAm 9. November jährt sich der Fall der Berliner Mauer zum 30. Mal. Allerorten wird es Feierlichkeiten und zeremonielle Erinnerungen an jenen Tag geben, der die deutsche Wiedervereinigung eingeleitet hat. Neben einer neuen Serie zur Geschichte der DDR haben wir parallel Menschen dazu eingeladen, mit uns über ihre persönlichen Wende-Erfahrungen zu sprechen. Den Anfang macht Silvia. Sie ist 59 Jahre alt. Zur Wende lebte sie in einer sächsischen Kleinstadt.
Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 69, seit 19. Juli im HandelEr scheint noch einmal davongekommen zu sein. Dabei schien sein politisches Schicksal besiegelt. Doch Anfang Juli 1953, keine drei Wochen, nachdem sowjetische Panzer die Diktatur gegen den Aufstand am 17. Juni retteten, wittert SED-Generalsekretär Walter Ulbricht Morgenluft. Sowjetdiktator Stalin war gestorben, die neuen Machthaber in Moskau lassen den ersten Mann in ihrem ostdeutschen Teilstaat nicht fallen – trotz aller Vorwürfe, er sei für die desaströse Situation verantwortlich.
Seit 1970 bis in die Gegenwart hinein malt die Künstlerin Diana Achtzig immer wieder Motive, die persönliche Schicksale und gesellschaftliche Prozesse aufgreifen. Dazu gehören szenische Bilder über die Flucht von DDR-Bürgern in den Westen, die Diktatur der DDR, die Stasi, die friedliche Revolution, den Mauerfall und die Einheit Deutschlands im Oktober 1990. „Ich interessiere mich für Brüche in Biografien von Menschen, die in diesem diktatorisch und ideologisch geprägten DDR-Staat lebten.“, so die DDR-Künstlerin.
Das Buch „Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR“ haben wir schon im Dezember besprochen. Jetzt kommen die Herausgeber auch nach Leipzig, um diesen durchaus brisanten Tagungsband im Conne Island vorzustellen und auch zur Diskussion zu stellen. Denn der Befund ist ziemlich eindeutig: Auch die DDR hat sich nie wirklich der Aufarbeitung jener zwölf Jahre gewidmet, die nicht nur die Teilung Deutschlands zur Folge hatten, sondern auch Berge unbewältigter Vorurteile.
LZ/Auszug Ausg. 61Dass die AfD bei der vergangenen Bundestagswahl besonders in Ostdeutschland große Erfolge erzielen konnte, liegt zum Teil in den Ereignissen nach der „Wende“ begründet. Das glauben zumindest die geschichtsinteressierten Aktivisten, die sich zum „Aufbruch Ost“ zusammengeschlossen haben und seit ihrer ersten öffentlichkeitswirksamen Demonstration beim Lichtfest am 9. Oktober 2018 wahrnehmbar sind.
Dieses Buch ist seit 2010 schon zweimal in verschiedenen Verlagen aufgelegt worden – und jedes Mal war es vergriffen. Nun hat es der Sax Verlag ins Programm aufgenommen. Und es liest sich so beklemmend wie 2010. Und der Ortsname hat sich eh bei vielen Männern im Osten tief eingebrannt. Schwedt war eine Drohung für alle, die in der NVA zum Gehorsam gedrillt wurden.
Ende April 1945 wurde das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück bei Berlin von der Roten Armee befreit. Einige der Überlebenden, meist Kommunistinnen, die in der Weimarer Republik politisch geprägt worden waren, gründeten unmittelbar nach der Befreiung eine Lagergemeinschaft als sozialen und politischen Verband.
Man kann nur immer wieder staunen, was für eine Arbeit sich manche Forscher machen, um die großen Löcher in unserer Geschichte zu stopfen. Sie wühlen sich durch tausende Akten, Protokolle und Briefe. Fast alles sehr vergilbtes Material, wenn man nur an all das denkt, was in der DDR an Archivmaterial produziert wurde. Und dann kommt so ein 680-Seiten-Wälzer dabei heraus. Sozusagen der Grundstock an Wissen über das, was der Deutschen Bücherei in Leipzig in 45 Jahren zustieß. Oder auch nicht.
Natürlich ist der Titel falsch. Weil er richtig ist. Weil er von etwas erzählt, was es in der deutschen Geschichte nur einmal gab. Und es kommt in unserer Erinnerung so gut wie gar nicht mehr vor. Überall dominiert die falsche Illusion, Helmut Kohl habe die Deutsche Einheit gemacht. Auch das gehört zum falschen Selbstbild der Ostdeutschen, die nicht wirklich begriffen haben, dass es ihre eigene Regierung war, die die Einheit gemacht hat.
Die drei so trübe dreinblickenden Herren in der U-Bahn kennen viele Liebhaber der exzellenten Doku-Fotografie schon aus Bildbänden, die im Leipziger Lehmstedt Verlag erschienen. Dort hat der Berliner Fotograf Harald Hauswald längst seinen verdienten Platz gefunden mit seinen eindrucksvollen Berlin-Fotografien der späten DDR-Zeit. Und viele von ihnen erschienen schon 1987 in diesem höchst subversiven Buch, das er gemeinsam mit dem Dichter Lutz Rathenow gemacht hat.
Für die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland war es ein Schatz, den sie 2005 übernehmen konnte: Die um viele weitere Sammelstücke ergänzte Sammlung des Amtes für industrielle Formgestaltung der DDR. 40 Jahre lang waren hier die wichtigsten Beispiele gelungener Formgestaltung in der DDR-Industrie gesammelt worden. Also auch das, was den Alltag der DDR-Bürger prägte. Die Berliner durften das alles schon sehen.
Wenn man die üblichen Ausstellungen zur DDR sieht, dann hat man meistens irgendwelche Paraden, Transparente, Tribünen und rußige Schornsteine vor sich. Dann scheint man ein Land vor sich zu haben, das den finstersten Schattenbildern Nordkoreas entspricht. Logisch, dass die meisten Menschen, die es wirklich erlebt haben, mit solcher Malerei nichts anfangen können. Was auch daran liegt, dass ganz andere Bilder und Gegenstände ihren Alltag prägten. Ziemlich moderne Dinger, wenn man es recht betrachtet.
Den Schau-Termin für die Presse gab es schon am Mittwoch-Vormittag im Zeitgeschichtlichen Forum. Da enthüllten Dr. Jürgen Reiche, der Direktor des Forums, und die Projektleiterin Dr. Dorothea Kraus medienwirksam den größten Hingucker der neuen Wechselausstellung: den Bob, mit dem die DDR-Mannschaft 1980 in Lake Placid Olympia-Gold holte. Die Ausstellungseröffnung wird am heutigen Mittwoch, 21. Februar, um 19 Uhr gefeiert.
LZ/Auszug aus Ausgabe 51Die junge Wissenschaftlerin schaut etwas verunsichert, dann lacht sie. Schnell ist man sich einig an diesem Abend im Leipziger „Telegraph“: das Wort „Treuhand“ ist ihr als 28-jährige Neuleipzigerin vollkommen fremd. Und so einfach würde sie sich wohl nun, wo sie es verstanden hat, nicht mehr in „treue Hände“ begeben. Zwischen einem Ostdeutschen und einer jungen Westdeutschen ersteht eine Zeit wieder auf, in welcher sie gerade erst geboren wurde und mit welcher sie sich bislang nie beschäftigen musste.
Am Sonntag, 28. Januar, wird der Abschied von der Dauerausstellung an der Grimmaischen Straße 6 noch einmal richtig gefeiert. 19 Jahre hat sie Besucher ins "Zeitgeschichtliche Forum" gelockt. Ab dem 29. Januar wird sie vollkommen neu konzipiert und auch das Treppenhaus und das Foyer des Forums komplett umgebaut. Und bevor die alte Ausstellung verschwindet, gibt es am Samstag, 28. Januar, noch eine große Finissage.
Der Redner fehlt noch. Ein politisches Schwergewicht soll es sein, wünscht sich Prof. Dr. Hans Walter Hütter, Präsident des Hauses der Geschichte. Deswegen steht heute noch kein Eröffnungstermin für die neue Dauerausstellung im zeitgeschichtlichen Forum fest. In dieser Zeit, wo seit Monaten nach einer neuen Regierungskoalition gesucht wird, ist das verständlich. Und es passt auch. Denn die ganze Republik ist ja derzeit genauso auf der Suche nach sich selbst wie diese Leipziger Millionen-Ausstellung.
Für FreikäuferEs sind solche Bücher, die einem in die Redaktion flattern und einem immer wieder zeigen, was für ein buntgeflecktes Land die DDR eigentlich war und wie viel Leben darin war, meist mit jeder Menge Erfindergeist von Menschen wie Lutz W. Hiller auf die Beine gestellt. Das Wort Schallplattenunterhalter hat er sich schon patentieren lassen. Denn er war ja selber einer.
Schon mehrfach haben Klaus Behling und Jan Eik mit Büchern aus jener Schattenwelt erzählt, die die 1990 hingestorbene DDR bis heute umgibt. Sie haben sich in alte Gerichts- und Polizeiakten vertieft und Bücher geschrieben mit Titeln wie „Vertuschte Verbrechen – Kriminalität in der Stasi“ und „Verschlusssache – Die größten Geheimnisse der DDR“. Nun also das Honecker-Attentat? Oder geht es eigentlich um viel mehr?
Es ist ein dickes Buch geworden. Ungewöhnlich auch für die Reihe, die der Sächsische Beauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgibt. Eigentlich, so schreibt Lutz Rathenow, der Beauftragte, in seinem Vorwort, sollte so ein Buch in die Hosentasche passen, leicht sein und gut geeignet auch als Buch im Schulunterricht. Denn daran, wie Menschen litten, lernt man das Wesen von Diktaturen kennen.
Er ist aus den Medien verschwunden. Der Nahost-Konflikt. Der Bundesaußenminister traf sich zuletzt mit regierungskritischen Organisationen in Israel, wird als Gast von Premierminister Netanjahu wieder ausgeladen. Sein Amtsvorgänger und frisch gewählter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier – gerade in Israel – betonte das freie Recht zur Wahl von Gesprächspartnern … So viel zum „sensibelsten Konflikt“ in Geschichte und Gegenwart? Konflikt verschwunden? Weit gefehlt.
Die Zeit um 1990 war nicht nur eine Zeitenwende. Sie war auch ein Moment, in dem noch einmal aller Frust herausgelassen wurde über den abgewickelten Staat und seine kommunikationsfaulen Funktionäre. Denn gescheitert war die DDR ja auch an der Unfähigkeit ihrer Funktionäre zum Dialog und zur Transparenz. Da gab’s dann auch manche Skandalgeschichte, die mehr aus Gerüchten bestand als aus Fakten. Über Arzneimitteltests in der DDR zum Beispiel.
Sind in Leipzig eigentlich zu wenige Straßen und Plätze nach Personen benannt, die in der DDR-Zeit Widerstand leisteten oder gar Opfer des Regimes wurden? Die Frage beschäftigte die CDU-Fraktion im Stadtrat, die mit einem Antrag jetzt genauer wissen wollte, wie die Verwaltung mit Straßenbenennungen für diese Menschen umgeht. Jetzt hat sie Antwort bekommen. Prinzipiell trifft sie ja da auf offene Ohren.
Es ist mausetot, dieses Ländchen namens DDR. Eigentlich. Nur da hinten liegt es noch irgendwo herum, 30 Jahre zurück. Als traurige Konservendose voller Gefühle, Erinnerungen, lächerlicher Sprüche und Bilder. Da will keiner wieder hin. Dumm nur, wenn man beim Urlaub mit dem Zeitreisekoffer da landet. Und nicht wieder weg kommt, wie das Jobst und seiner Mutter Susanne passiert.
Wolfgang Bauernfeind gehört zu den Leuten, die mit 66 Jahren ganz und gar nicht daran dachten, sich auf Malle zur Ruhe zu setzen. Vier Jahrzehnte war er als Redakteur beim Rundfunk tätig. Aber das heißt ja nicht, dass man da alle Themen bearbeiten konnte, die einen beunruhigen. Ein Thema hat ihn nicht ruhen lassen: der systematische Menschenraub der Stasi in den 1950er Jahren.
Die beiden Bücher ähneln sich: Der eine, Martin Kaule, hat „Sachsen 1945 – 1989“ unter die Lupe genommen, der andere, Konstantin Hermann, „Sachsen 1949 – 1990“. Es steht auch beide Male „Historischer Reiseführer“ drauf. Aber tatsächlich hat Hermann etwas vollkommen anderes gemacht. Es ist eher ein kompaktes Geschichtsbuch geworden, das an vielen Stichworten erläutert, wie das war im Sachsen der Nichtstaatlichkeit.
Am 16. März brachte „The Leipzig Glocal“ ein Interview mit dem Leipziger Buchprofessor Siegfried Lokatis. Natürlich zu Büchern und zur Innenstadt-Ausstellung „Messegastland DDR“. Natürlich auf Englisch. Wir bringen das Interview heute auf Deutsch, mit freundlicher Genehmigung und natürlich (unterm Text) direktem Link zu „The Leipzig Glocal“. Das Interview führte die Soziologin Helena Flam.
2012 feierte eine der beiden ganz großen Bücherreihen, die in Leipzig geboren wurden, ihren 100. Geburtstag. Die andere ist die Reclam Universalbibliothek. Diese hier war (und ist) die Insel-Bücherei. Was seinerzeit die Leipziger Buchwissenschaftler zum Anlass nahmen, mit dem Thema die ganze Innenstadt zu bespielen. Seitdem zeigen sie jedes Jahr in großen Schaufenstern, was Bücher aus Leipzig eigentlich für ein Kulturgut sind. Nicht nur die alten.
Was Psychologen und Soziologen können, das können Literaturwissenschaftler schon lange. Denn sie haben viel mehr Material zur Verfügung. Und oft sogar viel besseres. Denn Schriftsteller haben nun einmal den unablässigen Drang, von sich selbst, ihrem Leben und ihren großen Schicksalsdramen zu erzählen. Erstaunlich ist nur, dass das so selten Thema von wissenschaftlichen Arbeiten wird.
Die Idee liegt eigentlich auf der Hand. Es gibt wissbegierige Reisende, die wollen sich nicht einfach nur die üblichen „Highlights“ angucken, wenn sie in deutsche Landschaften fahren, die sind an Themen, Zeiten und Geschichte interessiert. Selbst diesem seltsamen Kapitel SBZ und DDR, das man nun wirklich nur im deutschen Osten besichtigen kann. Frustrationserlebnis garantiert.
Auf stille, fast störrische Weise setzt der zweiteilige Bildroman "Das pure Leben" sich mit dem mittlerweile zum Wanderpfennig gewordenen Spruch Adornos auseinander "Es gibt kein richtiges Leben im falschen", nach 1990 oft genug wie ein Vorwurf gebraucht an die Ostdeutschen: Wie konntet ihr diese schreckliche DDR nur so lange ertragen? - Dabei hatte Adorno den Satz ganz und gar nicht auf die DDR gemünzt.
Von Anfang an hat Mark Lehmstedt das Programm seines Verlages auch der großen Fotografie aus der DDR gewidmet. Große Bildbände erschienen mit den eindrucksvollen Fotos von Roger Melis, den Rössings, Thomas Steinert und so weiter. Jeder Band eine Entdeckung - nicht nur, was die Fotografen betrifft, sondern auch, was das Land betrifft, das da fotografiert wurde. Mit dem anderswo gepflegten Bild der DDR hatte das sichtlich nichts zu tun.
Das Cover des Buches ziert ein Foto von Armin Kühne. Er hat das 30 Jahre lang am einstigen Hauptgebäude der Universität Leipzig angebrachte Relief "Das revolutionäre weltverändernde Wesen der Lehre von Karl Marx" von Frank Ruddigkeit, Rolf Kurth und Klaus Schwabe fotografiert, meist wird es kurz "Marx-Relief" genannt. Doch wer Marx sucht, findet seinen Kopf fast im Hintergrund. Eine Gruppe von fünf grimmigen Männern scheint gerade damit beschäftigt zu sein, ihm den Mund verschließen zu wollen.
"Am Anfang war Erziehung", heißt einer der Klassiker aus der Feder von Alice Miller. Und man liest dort und in ihren anderen Büchern, wie kindliche Charaktere geformt, verformt und auch vergewaltigt werden können. Und wie nicht nur die Betroffenen darunter ein Leben lang leiden und wieder zu Tätern werden, sondern auch ganze Gesellschaften. Eigentlich höchste Zeit für eine Psychoanalyse der DDR.
Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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