In Leipzig und einigen anderen mitteldeutschen Städten arbeiten ja Forscher seit geraumer Weile daran, ein paar besondere Folgen des Klimawandels zu erkunden. Ihnen geht es mal nicht um Wolken, Fluten und Eisberge, sondern um das, was die steigenden Temperaturen mit der biologischen Vielfalt anrichten. Und bislang belegen etliche Experimente, dass sich diese Vielfalt verringert. Selbst Milben bleiben nicht verschont.
Eigentlich kommt man bei all dem Geschrei, das in Deutschland angestimmt wird, wenn es um Wölfe, Bären oder Luchse geht, gar nicht auf die Idee, Raubtiere für besonders gefährdet zu halten. Doch nicht durch menschliche Landschaften, gar Straßen! Aber selbst Menschen wissen, wie gefährlich Straßen sind. Und sie beschneiden die Lebensräume auch der kühnsten Raubtiere.
„Seit Jahrzehnten sind die Feldhamster in Deutschland immer seltener geworden. Aus vielen Landschaften sind sie schon lange ganz verschwunden“, schreibt das Sächsische Umweltministerium auf seiner Homepage. Auch in Sachsen sieht es um den kleinen Feldbewohner nicht gut aus. Gehört hat man eh lange nichts von ihm. Also hat die linke Landtagsabgeordnete Susanne Schaper einmal nachgefragt.
Die Bestände der Feldlerche sind im Sinkflug, die Bestände etlicher Hummel- und Schmetterlingsarten sind massiv geschrumpft. Und wer nach den blauen Blüten des früher weit verbreiteten Acker-Rittersporns sucht, wird heute vielerorts enttäuscht. Die Artenvielfalt der europäischen Agrarlandschaften ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Die Industrialisierung der Landwirtschaft zeigt dramatische Folgen. Aber wie rettet man die letzten Reste der Vielfalt?
Es wird langweilig in unseren Fluren. Und das hat auch damit zu tun, dass der Mensch kaum noch Räume lässt, in denen sich Natur ungestört entfalten kann. Für ein gewisses Aufmerken sorgte jüngst eine Meldung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv): Der Verlust an Vielfalt beginnt nicht erst, wenn der Mensch intensiv Landwirtschaft betreibt. Schon der regelmäßige Eingriff zerstört Lebensräume.
Vom 2. bis 17. Dezember 2016 tagt in Cancún, Mexiko, die UNO-Biodiversitätskonferenz der Convention on Biological Diversity (Biodiversitäts-Konvention, CBD). Für den Leipziger Biologen Dr. Marten Winter ein Grund, seiner Sorge Ausdruck zu geben. Denn wir verlieren gerade den Artenreichtum unserer Welt. Die Ökosysteme verarmen, gleichen sich immer mehr an. Winter spricht von einer „McDonaldisierung“ der Welt.
Alles an einer Wiese ist wichtig. Und je bunter sie ist, umso komplexer und stabiler ist eine Wiese als Ökosystem. Und irgendwie sind Wiesen – so einfach sie aussehen – das beste Labor dafür, wenn man herausfinden will, wie komplex Ökosysteme sein müssen, damit sie als Lebensraum für die unterschiedlichsten Lebewesen funktionieren. Deswegen gehören Wiesen zum Arbeitsprogramm der Forscher vom UfZ-Leipzig.
Am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Universität Leipzig wird der gelernte Biologe in den kommenden fünf Jahren damit die gesellschaftlichen Ursachen des weltweiten Artenschwundes untersuchen. Das Aufdecken der komplexen globalen Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Landnutzung und Biodiversität soll künftig helfen, die Artenvielfalt wirkungsvoller schützen zu können.
Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig hat sich mit Erfolg um eine weitere Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) beworben. Nach einer internationalen Begutachtung im April beschloss die DFG auf ihrer Hauptausschuss-Sitzung am Dienstag in Mainz, dass das DFG-Forschungszentrum iDiv über weitere vier Jahre finanziert werden soll.
Vom 4.- 8. Juli 2016 findet in Leipzig die GEO BON Open Science Conference statt. Mehrere hundert internationale Experten kommen hier im Rahmen des globalen Beobachtungssystems für biologische Vielfalt GEO BON zusammen. Auch um unter anderem globale Standards zur Erhebung und Zugänglichkeit von Daten zu bestimmen. Denn um das globale Problem „Biodiversitätsverlust“ vollständig erfassen und bekämpfen zu können, braucht es eine solide Datenbasis.
Als hätten sich auch noch ein paar Philosophen, Soziologen und Politilogen unter die Waldforscher im mitteldeutschen iDiV gemischt, so klingt es, wenn eine der letzten Meldungen aus dem Forschungsverbund in diesem Jahr lautet: "Benachbarte Bäume konkurrieren weltweit gleich um Wachstumsvorteile". Dabei sieht es ganz so aus, als würden sich Bäume genauso wie Menschen benehmen.
Es ist in der Politik genauso wie in Landwirtschaft und Umweltschutz: Falsches und vor allem vereinfachtes Denken führt zu falschen Entscheidungen. Eigentlich ist das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der komplexen Systeme. Und kaum ein Phänomen macht das deutlicher als der Klimawandel. Es sind die komplexen, artenreichen Systeme, die die größte Widerstandskraft bei drastischen Veränderungen aufweisen.
Als das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) 2013 in Leipzig gegründet wurde, war eigentlich schon klar, dass die Biodiversitätsforschung eines der Mega-Themen der Gegenwart sein würde. Und dass es dabei um mehr gegen würde als um artenreiche Tümpel und bunte Wiesen. So langsam schält sich auch eine erste, wichtige Erkenntnis heraus: Artenreichtum sichert unsere Lebensgrundlage.
Er ist der beliebteste flugunfähige Vogel auf Erden: der neuseeländische Kiwi. Wohl auch, weil er mit seinen Stummelflügeln und dem langen Schnabel so tollpatschig aussieht. Aber ein Tollpatsch ist er eigentlich nicht, auch wenn er vom Aussterben bedroht ist. Tatsächlich ist er sogar ideal an seinen Lebensraum angepasst. Und das seit ungefähr 35 Millionen Jahren.
Die heutigen ökologischen Systeme sind sensibel, höchst sensibel, denn sie sind an ein sehr schmales Fenster von klimatischen Bedingungen angepasst. Wenn sich das Klima verändert, reagieren Lebewesen darauf höchst unterschiedlich. Und die meisten sind nicht schnell genug, zu reagieren, wie nun eine Studie zu Hummeln bestätigt, an der auch wieder Forscher des in Leipzig ansässigen Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) beteiligt waren.
Die Menschheit wird es vielleicht noch lernen - auf die harte und dumme Tour. In den Kreisläufen der Erde hängt alles voneinander ab. Tiere sind von Pflanzen abhängig, Pflanzen vom Vorkommen bestimmter Tiere. Und ein wenig davon macht der Botanische Garten der Universität Leipzig sichtbar. Auf einem neuem Pfad: dem Beziehungspfad. Bisher bot der informative Garten schon einen Wasserpfad.
Seit 1873 schon wird unter Wissenschaftlern darüber diskutiert, ob man die letzten Jahrhunderte (wahlweise auch Jahrtausende) als ein völlig eigenständiges geologisches Zeitalter definiert: als Anthropozän. Begründung: Der Mensch hat mittlerweile so viel Einfluss auf die Erde, dass er biologische, geologische und atmosphärische Prozesse nachhaltig verändert. Aber wie beweist man so etwas? Und wo setzt man die Grenze?
So langsam beginnt sich die Leipziger Stadtverwaltung etwas intensiver um den Stadtraum hinterm Bayerischen Bahnhof zu kümmern. Kein leichtes Unterfangen, denn das Gelände gehört ihr nicht, ist aber von hohem Interesse für die städtebauliche Entwicklung. Ein Radweg, ein Park, Platz für Schulgebäude sollen hier entstehen. Ach ja: Die Kröten sollen, wenn's geht, gerettet werden.
Das Problem des frühen 21. Jahrhunderts ist nicht, dass die Menschen nicht wissen können, was sie tun. Auch die Informationsfluten sind keine Ausrede, denn wer wirklich wissenschaftliche Fragen stellt, weiß, was Fakten sind. Und in Mitteldeutschland ist mit dem iDiV ein Forschungsschwerpunkt entstanden, an dem für ein wichtiges Themenfeld die richtigen Antworten gesucht werden. Auch mit Computermodellen, wie Ulrich Brose es vormacht.
Eigentlich war es keine Überraschung. Immerhin wurde der Zugverkehr zum Bayerischen Bahnhof schon 2001 eingestellt. Die direkten Tunnelbauarbeiten begannen hier 2005. Selbst als an der Tunnelstation "Bayerischer Bahnhof" noch emsig gebaut wurde, war südlich des Bahnhofs längst ungestörte Stille eingezogen. Etwas Seltenes im verdichteten Stadtgebiet von Leipzig. Ein Paradies für wilde Tiere.
Je kleiner die Dinge sind, umso aufwändiger wird die Technik, um sie beobachten zu können. Mächtig gewaltig ist auch das neue Speziallabor, das am Mittwoch, 6. Mai, am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) eröffnet wurde. Selbst für die schon einige Revolutionen gewöhnten UFZ-Forscher setzt das neue Labor neue Maßstäbe.
Ein Land, das keine eigene Forschungsbasis entwickelt und den wissenschaftlichen Nachwuchs nicht bindet, hat keine Zukunftschancen. Das müsste man in Sachsen eigentlich nicht erzählen, wenn nicht auch das Hochschulpersonal Ziel der jahrelangen Kürzungswellen gewesen wäre. Rückt Wissenschaft wieder verstärkt ins Zentrum der sächsischen Politik?
Vielleicht werden am Ende alle glücklich sein, dass das Deutsche Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) nach Leipzig, Halle und Jena gekommen ist. Denn irgendwie bündeln sich beim Thema Biodiversität eine Menge Themen, die mit dem Überleben der Menschheit zu tun haben. Mit dem Klimawandel übrigens auch. Denn es sind nicht nur Pflanzen, die das Treibhausgas Kohlendioxid binden.
Vieles, was Menschen in ihrer Umwelt anrichten, passiert einfach schon deshalb, weil sie glauben, einfache Lösungen, möglichst hoch dosiert, würden ein Problem schnell bereinigen. Doch sie vergessen dabei zumeist, dass unsere Umwelt ein komplexes System ist, in dem alle Teile auf alle anderen reagieren. Forscher des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben jetzt mal die Sache mit den Pestiziden untersucht.
Mancherlei ist in Sachsen auch zu Ostern schwer zu finden. Zum Beispiel Hasen, stellt der naturschutzpolitische Sprecher der Grünen im Sächsischen Landtag, Wolfram Günther, aus aktuellem Anlass fest. Während Schokoladenosterhasen dank elterlichen Versteckens ausreichend für die Kleinen zu entdecken sind, mangelt es an echten Feldhasen. Meister Lampe hat sich rar gemacht in den heimischen Feldern.
Das über Jahrzehnte sehr lückenhaft gewordene Leipzig hatte nicht nur negative Seiten. Denn wo Menschen verschwinden und Häuser abgebrochen werden, entstehen eben nicht nur Brachen, sondern auch neue Lebensräume für Stadtbewohner, die für gewöhnlich niemand zählt: Pflanzen und Tiere, die entstandene Leerräume gern als Lebensraum annehmen. Doch mit der wachsenden Einwohnerzahl werden natürlich auch die kleinen Biotope wieder zugebaut. Darüber sollte man schon mal nachdenken, findet der BUND Leipzig.
Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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