Über zu wenig Zulauf kann sich die Sportgemeinschaft Motor Gohlis-Nord derzeit nicht beklagen, sagt Vorstandsprecher Sascha Orbán. Was dem Verein auch im Jubiläumsjahr aber fehlt, sind ausreichende sowie moderne Sportstätten – und höhere Freibeträge, um Trainer und Übungsleiter zu fördern. Hochleben im Stadion des Friedens lassen sich heute die Mitglieder und Freunde des SG Motor Gohlis-Nord, der vor 75 Jahren als Nachfolger des SC Wacker 1895 Leipzig gegründet wurde.
Im Interview betont der Vorstandssprecher des größten Gohliser Vereins MoGoNo, Sascha Orbán, den Wert des ehrenamtlichen Engagements für den Breitensport und er spricht über aktuelle Herausforderungen.
Was genau gibt es zu feiern beim Blick auf die vergangenen Jahre?
Sascha Orbán: Wir feiern unseren Verein, der sich über diese 75 Jahre zu dem entwickelt hat, was er jetzt ist. Mit rund 2500 Mitgliedern in elf Abteilungen, von denen die Abteilung Fußball die größte ist, gefolgt vom Kindersport, Handball, Leichtathletik. Natürlich haben wir auch Erfolge nachzuweisen, insbesondere in der Abteilung Leichtathletik mit Mitgliedern, die auch bei internationalen Wettbewerben um Medaillen laufen, oder in der Abteilung Bogensport, die bei großen deutschen Meisterschaften Erfolge gefeiert hat.
Im Prinzip geht es aber um alle Vereinsmitglieder. Einige von ihnen sind schon über 80 oder sogar über 90 Jahre alt und somit hier länger dabei als der Verein selbst existiert. Uns alle wollen wir da mal ein bisschen hochleben lassen. Und das Ehrenamt, das meistens leider zu kurz kommt. Dazu werde ich bei der Eröffnung definitiv noch etwas sagen, was das Thema Sportunterstützung hier in Deutschland angeht.
Olympia war jetzt gerade wieder ein Beispiel, wie das schiefgehen kann. Aber auch generell dazu, wie das Ehrenamt und der Amateursport hierzulande behandelt werden. Das ist teilweise schlicht eine Katastrophe, da bin ich ehrlich.
Wie viele Ehrenamtliche engagieren sich denn bei MoGoNo?
Wir haben ungefähr 130 lizensierte Übungsleiter, die regelmäßig an Seminaren teilnehmen und dafür auch über die Stadt gefördert werden können. Insgesamt sind es bestimmt um die 300 Ehrenamtliche, die sich hier als Trainer, Übungsleiter und für anderes einbringen. Allein in der Abteilung Fußball sind es mittlerweile über 50 oder sogar 60 Übungsleiter, die die Kinder und Jugendlichen unterrichten und trainieren.
Woher kommen die Aktiven im MoGoNo?
Aus dem ganzen Leipziger Norden, das gilt für alle Abteilungen. Bei der Leichtathletik sogar noch darüber hinaus, weil wir Leistungsstützpunkt sind und gerade wegen Tasso Hanke als langjährigem und bekanntem Abteilungsleiter und Trainer. Das Weiteste ist Addis Abeba, Äthopien, wenn man das als Einzugsgebiet sehen will, von dort haben wir bei uns einen ganz tollen Läufer. Auch beim Mädchenfußball haben wir einige, die von weiter herkommen. Elsterwerda in Brandenburg war da das Weiteste.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen?
Das Stadion an sich ist die größte Baustelle. Das wollen wir in den nächsten Jahren angehen, denn es verfällt vor unseren Augen. Wir haben hier eine 100 Jahre alte Sportstätte, das Stadion selbst dürfte aus den 1950er Jahren sein. Mit der Stadt sind wir da schon im Gespräch, damit es für den nächsten Sportstättenplan eingeplant wird, aber Genaueres steht noch nicht fest.
Was genau wäre denn eure Vision, sollen in Zukunft auch größere Spiele ausgetragen werden?
Ich würde das weniger auf Fußballspiele beziehen, wichtiger ist die Anlage für Leichtathletik, damit hier auch größere nationale wie internationale Wettkämpfe stattfinden können. Aktuell haben wir hier eine Sechser-Laufbahn, notwendig wäre dafür eine Achter-Laufbahn. Gleiches gilt für Sportler anderer Abteilungen wie dem Bogensport, damit diese eine Möglichkeit hier auf dem Gelände bekommen können, um ihren Sport in der Art ausführen zu können, wie das laut Regelwerk vorgesehen ist.
Beim Handball wiederrum geht es beispielsweise um eine Halle. Bei der Abteilung Fußball steht das Thema Kunstrasenplatz immer noch weit oben. Gerade in den Wintermonaten ist das hier eine recht angespannte Situation.
Aber auch bei den anderen Sportarten in der Leichtathletik gibt es großen Bedarf, beim Springen, Kugelstoßen, Werfen. Grundsätzlich möchten wir hier gern der zentrale Anlaufpunkt für alle unsere Abteilungen sein und nicht mehr auf Anlagen wie Turnhallen außerhalb angewiesen sein, wo es ohnehin akuten Platzmangel gibt.
Dann gibt es eine ganz große Herausforderung für alle Abteilungen, die mit Kindern trainieren, es adäquat so zu gestalten, dass alle Kinder in den Nachmittags- bis frühen Abendzeiten drankommen. Da gibt es einfach zu wenig Platz.
Wie wirkt sich das auf den Zulauf aus?
Die Nachfrage ist groß, da können wir uns teilweise nicht retten. Tatsächlich gibt es einige Abteilungen, die ablehnen müssen, weil Trainingsflächen oder Übungsleiter fehlen. Jetzt gerade nach der Europameisterschaft haben wir wieder ganz viel Zulauf zum Fußball, bei den Bambinis zum Beispiel. Das sind jetzt schon sechs Trainer mit einem Schlüssel von 10 bis 15 Kindern. Wobei 15 eigentlich schon zu viel sind.
Aber grundsätzlich gilt es für alle Abteilungen, dass es auf die Sportarten einen Run gibt, der hier bei uns vorhanden ist, aber nicht immer aufgefangen werden kann. Generell fehlen dafür Sportstätten, und das ist nicht nur für uns ein Thema, sondern in der ganzen Stadt.
Worauf führt ihr die große Nachfrage zurück?
Ich denke, es ist die gute Arbeit, die in unseren Abteilungen gemacht wird. Und lange Zeit war es tatsächlich so, dass es in unserer Stadt nur zwei richtige Kindersportabteilungen gab, wobei es mittlerweile schon ein paar mehr sind, die das anbieten. MoGoNo ist darüber hinaus auch ein Name. In der Leichtathletik definitiv, aber auch beim Fußball und beim Handball.
Einiges trägt sicherlich auch bei, dass der Norden in Leipzig mittlerweile eine sehr interessante Himmelsrichtung geworden ist, was Neubau der letzten Jahre usw. betrifft. Von daher gibt es natürlich ebenfalls einen enormen Zulauf, denn die Kinder dort wollen ja was machen.
Was kann oder sollte die Stadt für den Verein tun, was das Land?
(lacht) Ach, das ist ein breites Feld. Fördermittel, Erhöhung des Pachtkostenzuschusses, aber auch das Thema Sportministerium. Und für uns ein ganz komplexes Thema ist die Möglichkeit, Trainer und Übungsleiter monetär zu fördern, wenn die Gelder da sind. Dem sind vom Staat zu enge Grenzen gesetzt, steuerlich und sozialversicherungsrechtlich, Stichwort Freibeträge.
Niemand wird hier in so einem Breitensportverein Millionär und jemand, der eine Landesklassemannschaft trainiert, um mit den Spielern nach Görlitz oder Niesky zu fahren, der bescheißt den Staat nicht wegen 400 Euro, das muss ich ganz klipp und klar mal so sagen. Hier ist bisher bei 250 Euro Schluss und das kann einfach nicht sein.
Die Fragen stellte Arik Platzek vom Bürgerverein Gohlis.
Keine Kommentare bisher