Fünf lange Jahre hatten die Männer des Judoclub Leipzig (JCL) darauf warten müssen, wieder einmal mit ihrer Mannschaft in einer Bundesliga-Finalrunde kämpfen zu dürfen. In dieser Saison hat es nun endlich geklappt. Durch ihren zweiten Platz in der Südstaffel qualifizierten sich die Leipziger für das Final-Four am 19. November in Hamburg.

Mit den Gastgebern vom Hamburger Judo-Team (HJT), hatte der JCL im Halbfinale aber auch direkt einen richtig dicken Brocken vor der Brust. Denn seit 2016 konnten sich die Hanseaten gleich viermal den Deutschen Meistertitel holen.

Außerdem spielte ihnen diesmal auch der Heimvorteil in der mit geschätzten 700 Zuschauern gut gefüllten Sporthalle Wandsbek in die Karten. Rund 100 von denen waren aber auch aus Leipzig angereist, um ihren JCL lautstark anzufeuern. „Das war ganz toll!“, war Leipzigs Teammanager Stefan Schulze von dieser Unterstützung begeistert.

„Der Beginn in Hamburg war 11 Uhr, sie sind also schon um 5 Uhr in den Fanbus gestiegen. Es ist aller Ehren wert, was die sich angetan haben, um live dabei zu sein. Es freut sich jeder Sportler darüber, wenn er merkt, dass die Leute emotional mitgehen. Das spürst du schon beim Einlaufen.“

Titelblatt der November-Ausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG, LZ 108
Die November-Ausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG, LZ 108. Foto: LZ

Doch trotz dieser zusätzlichen Energie von den Rängen war für die Sachsen bereits im Halbfinale Schluss. Dass Top-Kämpfer Daniel Herbst gleich den ersten Kampf (100 kg) gegen Dario Kurbjeweit Garcia verloren geben musste, war kein gutes Omen für den gesamten weiteren Verlauf.

Zwar sorgten im Anschluss Petru Pelivan (73 kg) und Andy Granda (+100 kg) für ein zwischenzeitliches 2:2, doch als dann auch noch Hoffnungsträger Lennart Slamberger (66 kg) gegen Tofig Mammadov den Kürzeren zog, nahm das Schicksal seinen Lauf.

Für Manager Schulze fühlten sich diese beiden Niederlagen wie ein Nackenschlag an. „Die Gewichtsklassen, wo etwas passieren musste und sollte, waren die 66 und 100 Kilogramm. Da hatten wir mit Lennart Slamberger und Daniel Herbst unsere beiden WM-Starter, die Besten Deutschlands, dabei. Doch Slamberger konnte im zweiten Durchgang gar nicht mehr eingreifen, und Herbst unterliegt zweimal.

Das ist natürlich nicht so, wie du das als Manager geplant hast und auch nicht so, wie die Sportler sich das vorgenommen haben.“ So stand am Ende eine deutliche 4:10-Niederlage für den JC Leipzig in der Wertung, und das Hamburger Judo-Team zog in den Endkampf ein.

Dort trafen die Gastgeber schließlich auf den deutschen Rekordmeister vom TSV Abensberg. Die Bayern hatten ihr Halbfinale gegen die Sport Union Annen (Nordrhein-Westfalen) nach holprigem Beginn ebenfalls klar mit 10:4 gewonnen. Das Finale der beiden Teams, die bereits nach der Meisterschaftsrunde in ihren Staffeln Nord (Hamburg) und Süd (Abensberg) auf Platz 1 gestanden hatten, war erwartungsgemäß packend.

Nach fünf der 14 Duelle lag Hamburg mit 3:2 noch vorn. Als dann die Niederbayern aber vier Siege in Folge einfahren konnten, war mit dem 6:3 der Weg auf die Gewinnerstraße eingeschlagen. Am Ende triumphierte der TSV Abensberg mit 9:5 und durfte sich damit den inzwischen 23. (!) Meistertitel anheften.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sind die Leipziger aus dem hohen Norden zurückgekehrt, wobei die Enttäuschung schon überwog, wie Manager Schulze der LZ bestätigte. „Es ist klar, dass die Trauben im Finale hoch hängen. Aber da wir den Rekordmeister in dieser Saison schon bezwungen haben, schmerzt es natürlich schon, dass es am Ende nicht funktioniert hat, zumal vier, fünf Kämpfe auf Messers Schneide standen. Aber die Bronze-Medaille kann uns trotzdem keiner mehr nehmen.“

„Ein lachendes und ein weinendes Auge beim Judoclub Leipzig: Die Bronze-Medaille kann uns keiner mehr nehmen.“ erschien erstmals am 25. November 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 108 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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