Überraschung für Anne Spreeuwers (geb. Lobenstein): Die Leipziger Bob-Athletin hat ihre erste Medaille bei einer Weltmeisterschaft gewonnen. Das klingt jetzt mitten im Sommer ziemlich ungewöhnlich – aber die damit in Zusammenhang stehenden Umstände sind das tatsächlich auch. Denn hierbei handelt es sich um die Bronzemedaille im Teamwettkampf bei der Bob-WM 2016 in Innsbruck-Igls (Österreich).
Ursprünglich hatte das Team Deutschland 2, zu dem auch Spreeuwers – damals noch Lobenstein – gehörte, dort nur den undankbaren 4. Platz errungen. Der Internationale Bob und Skeleton Verband (IBSF) hat inzwischen aber das auf dem 2. Platz eingekommene russische Team aufgrund von Anti-Doping Regelverstößen aus den Ergebnislisten gestrichen.So rückte das deutsche Team auf Rang 3 nach und bekommt nun – so die Entwicklung rund um Corona es zulässt – am 15. November 2021, im Rahmen des ersten Weltcup-Rennens der kommenden Saison, nachträglich die Bronzemedaillen überreicht. Passenderweise wird das ebenfalls in Innsbruck sein.
„Es war total überraschend“, kommentierte Anne Spreeuwers im Gespräch mit der LZ diese Nachricht. „Am Anfang wusste ich gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Aber letztendlich haben wir uns doch alle gefreut und finden es sehr schön.“ Denn der damalige Teamwettkampf, bei dem sowohl ein Skeleton Männer (Michael Zachrau) und ein Skeleton Frauen (Jacqueline Lölling) sowie ein Zweierbob Männer (Nico Walther, Jannis Bäcker) und ein Zweierbob Frauen (Stephanie Schneider, Anne Lobenstein) starteten und deren Zeiten addiert wurden, ist der Leipzigerin im Kopf noch immer präsent.
„Ich kann mich noch genau an diesen Wettkampf erinnern“, blickt die heute 26-Jährige zurück. „Ich bin damals mit Stephanie Schneider gefahren, es war ihre erste WM als Pilotin. Eine Medaille war auf jeden Fall das Ziel gewesen, und so waren wir sehr traurig über diese ‚Holzmedaille‘ auf Platz 4. Umso schöner ist es im Nachgang, wenn es dann doch noch geklappt hat. Obwohl der Moment, den wir damals gehabt hätten, jetzt natürlich fehlt.“
Dem russischen Team, das damals hinter Deutschland 1 auf den 2. Platz fuhr, gehörte auch Bobpilot Alexander Kasjanow an. Das Anti-Doping Disziplinargremium (ADHP) des IBSF befand am 3. Januar 2019, dass er und weitere russische Athleten bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi (Russland) „mittels des Gebrauchs einer Verbotenen Substanz oder einer Verbotenen Methode (z. B. Substitution von Urin)“ gegen die Anti-Doping Regeln verstoßen haben. Kasjanow wurden daher alle Wettkampfergebnisse seit 14. Februar 2014 aberkannt – was Deutschland die späte Bronzemedaille bescherte. Eine zweijährige Sperre gab es für die Russen noch obendrauf.
Anne Spreeuwers, die Ende 2020 an Corona erkrankt war, anschließend an Long COVID litt und große Atemprobleme hatte (LZ 87 berichtete), kann sich aktuell nicht nur über diese unerwartete Medaille, sondern auch auf die kommende Saison freuen. Denn gesundheitlich ist fast alles wieder im grünen Bereich. „Ich habe mich ziemlich zeitig impfen lassen. Es gibt erste Studien, die davon ausgehen, dass die Beschwerden durch Long COVID nach der Impfung besser werden. Das ist bei mir zum Glück auch der Fall gewesen. Ich habe noch minimale Beschwerden, die sind aber nicht wirklich schlimm. Darüber bin ich sehr froh und bin daher auch absolut von der Impfung überzeugt.“
„Doping-Urteil bringt unerwartetes WM-Bronze: Mehr als fünf Jahre musste Anne Spreeuwers auf diese Medaille warten“ erschien erstmals am 30. Juli 2021 in der aktuellen Printausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG. Unsere Nummer 93 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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