Dass Sportler/-innen und Vereine durch die langen Monate der Corona-Pandemie finanziell arg gebeutelt wurden, รผberrascht sicher nicht. Und darรผber, dass einige von ihnen versuchen, diese Lรถcher mittels Crowdfunding-Aktionen halbwegs zu stopfen, berichtete die Leipziger Zeitung (LZ) in ihrer April-Ausgabe. Die dafรผr zur Verfรผgung stehenden Online-Plattformen haben allerdings einen entscheidenden Haken, denn meist geht es nach der Devise โ€žAlles oder nichtsโ€œ.

Es flieรŸt also nur dann Geld auf das Konto der Akteur/-innen, wenn die gesamte vorher festgelegte Spendensumme erreicht wurde. Das kann klappen, muss aber nicht.Fรผr den Rugby Club Leipzig, der ein inklusives Sportfest ausrichten mรถchte, und fรผr BeachL, die jede Menge Sand fรผr ihre neue Beachvolleyball-Halle benรถtigten, gingen die Crowdfunding-Aktionen gut aus. Beide spielten dabei sogar etwas mehr Geld ein, als sie ursprรผnglich veranschlagt hatten.

Weniger Glรผck war hingegen den fรผnf SC DHfK-Athlet/-innen beschert, die sich fรผr ihre Aktion โ€ž5 fรผr Leipzig โ€“ Leipzigs Spitzensportler greifen anโ€œ, zusammengeschlossen hatten. Das gesetzte Spendenziel von 15.000 Euro konnte im Aktionszeitraum nur zur Hรคlfte erreicht werden. Daher hieรŸ es am Ende: โ€žNichts statt allesโ€œ.

โ€žWir haben die Aktion gestartet, weil wir alle fรผnf im vergangenen Jahr bei den Vertragsverhandlungen nicht so gut abgeschnitten hatten und als Schรผler oder Studenten รผber kein aktives Einkommen verfรผgenโ€œ, erklรคrt Marathonlรคufer Nic Ihlow. โ€žDaher war unsere finanzielle Situation sowieso schon ziemlich angespannt โ€“ und durch Corona wurde diese noch weiter strapaziert, weil nun auch keine Einnahmen รผber Wettkรคmpfe mehr mรถglich waren. Also haben wir beschlossen, selber aktiv zu werden. Schade, dass es am Ende nicht geklappt hat.โ€œ

Seinen Plan, den der 25-Jรคhrige mithilfe der erhofften Summe umsetzen wollte, muss er nun zunรคchst auf Eis legen.

Leipziger Zeitung, Nr. 91: Unschuldig verfolgt. Foto: L-IZ

โ€žIch wollte sehr gerne nach Kenia ins Trainingslager fliegen, um Herbst und Frรผhling gut vorzubereitenโ€œ, so Ihlow im LZ-Interview. โ€žIch war 2018 schon einmal in Kenia, das ist eine Lรคuferhochburg im Hochland, auf 2.400 Meter Hรถhe. Das alleine ist schon mal ein guter Trainingsreiz. Hinzu kommt, dass man dort mit den besten Lรคufern zusammen trainieren kann. Mit Flug und Unterkunft mรผsste man fรผr drei bis vier Wochen etwa 2.500 Euro einplanen. Das wรคre auch genau die Summe gewesen, die รผber die Crowdfunding-Aktion reingekommen wรคre. Aber das muss nun leider erst mal noch warten. Stattdessen laufe ich jetzt den Auensee entlang und versuche, mich durch Wind und Wetter zu schlagen.โ€œ

Aus sportlicher Sicht kรถnnte das den Langstreckenlรคufer die mรถgliche Teilnahme an der Europameisterschaft und/oder Weltmeisterschaft 2022 kosten. โ€žFรผr eins von beiden wรผrde ich mich gerne qualifizieren. Dafรผr wรคre allerdings ein gutes Trainingslager Voraussetzung, um รผberhaupt konkurrenzfรคhig zu sein. Das schafft man nicht, wenn man nur hier in Leipzig seine Standardstrecken macht.โ€œ

Noch ein Stรผck konkurrenzfรคhiger wรคre auch Speerwerferin Lea Wipper gerne geworden. Die 19-Jรคhrige, ebenfalls eine der fรผnf an dieser Crowdfunding-Aktion Beteiligten, hatte gehofft, in einen neuen Speer investieren zu kรถnnen. Immerhin 1.000โ€“1.200 Euro kostet ein solches Wurfgerรคt.

โ€žDass die Aktion nicht funktioniert hat, ist natรผrlich sehr schade, denn es wรคre eine deutliche Erleichterung gewesenโ€œ, so Wipper. โ€žAber ich versuche, das Beste daraus zu machen und nutze jetzt eben weiter die Speere, die ich schon habe. Ein neuer Speer wรผrde aber vielleicht noch ein, zwei Meter weiter fliegenโ€œ. Konkret wรผrde das bedeuten, dass sie bei einer aktuellen Bestleistung von 57,03 Meter, dann der โ€žmagischenโ€œ 60-Meter-Marke verdammt nahe kommen kรถnnte.

Wer die Sportler/-innen bei der Erfรผllung ihrer sportlichen Trรคume unterstรผtzen mรถchte, kann sich natรผrlich auch auรŸerhalb des Crowdfundings direkt an diese oder den Olympiastรผtzpunkt Leipzig wenden.

โ€žNichts statt alles: Wenn das erhoffte Geld nicht kommt โ€œ erschien erstmals am 28. Mai 2021 in der aktuellen Printausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG.

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