Auf dem Leipziger Marktplatz herrschten lauschige 29 Grad als die Leipziger Olympioniken am frühen Donnerstagabend nach ihrer Rückkehr empfangen wurden. Dennoch fanden sich einige Tausend Leipziger ein, die lieber den Sportlern zujubelten, als an Badeseen oder in Biergärten den Feierabend ausklingen zu lassen. Unter dem Motto „Leipzig de Janeiro“ wurden vor allem die Medaillengewinner gefeiert, doch auch die anderen Leistungen waren so beachtlich wie aus Leipziger Sicht lange nicht.

Cindy Roleder zum Beispiel war seit 1988 die erste Deutsche in einem Finale über 100 m Hürden. „Der Wettkampf war auf jeden Fall die bleibendste Erinnerung. Ich habe ein bisschen von einer Medaille geträumt, bin aber auch über den fünften Platz superglücklich. Wir haben auf jeden Fall gefeiert.“

Das hatten die meisten Athleten, wobei Jan Benzien gegenüber L-IZ.de sagte: „Ich habe mir den Finallauf noch nicht komplett angeschaut, musste einfach ausschalten.“ Kurz darauf erklärte sein Bootspartner Franz Anton auf der Bühne: „Der schwere Kurs kam uns eigentlich entgegen, wir konnten unsere Fähigkeiten ausspielen, nur an einer Stelle beim letzten Aufwärtstor haben wir etwas Zeit liegen lassen.“ Zeit die leider die Medaille kostete, um Hundertstel verpassten die beiden Bronze, wurden dennoch auf dem Markt gefeiert.

Jan Benzien und Franz Anton können nicht auf eine Teilnahme in Tokio hoffen. Der Zweier-Kanadier im Kanuslalom wird nicht olympisch sein. Foto:Sebastian Beyer
Jan Benzien und Franz Anton können nicht auf eine Teilnahme in Tokio hoffen. Der Zweier-Kanadier im Kanuslalom wird nicht olympisch sein. Foto: Sebastian Beyer

Mit Philipp Wende und Annekathrin Thiele wurden in Sponsorenautos auch zwei Olympiasieger zur Bühne gefahren. Wende holte mit dem Doppel-Vierer der Männer Gold, gleiches gelang Thiele im Doppel-Vierer der Frauen. „Die Goldmedaille hat mir noch gefehlt, die ersten drei Tage habe ich es noch gar nicht glauben können, auch wenn ich im Bug auf den letzten 200 Metern schon sehen konnte, dass es wohl reichen würde.“ Ihre Trainerin Angelika Noack kündigte nun auch an: „In die sportliche Rente werden wir nach so einem Erfolg nicht gehen, vielleicht klappt das 2020 in Tokio noch einmal.“ Philipp Wende verdeutlichte den Trainingsaufwand für den Erfolg: „Ungefähr 8.000 Trainingskilometer saßen wir alle im Boot, gut die Hälfte im Einer. Das Pensum im Vierer steigerten wir von 250, 500 und 1.000 Meter auf die volle Strecke.“ Zwei Kilometer beträgt diese.

Noch nicht ganz glücklich mit seiner Leistung war Kugelstoßer David Storl. Als heißer Medaillenkandidat war er nach Rio gereist, doch die ganze Saison lief nicht rund. „Ich habe den Wettkampf abgehakt und konzentriere mich bald schon wieder auf die nächsten Olympischen Spiele.“ Diesen blickt auch Kugelstoßerin Sara Gambetta frohen Mutes entgegen. Erst recht frisch aus dem U23-Bereich zu den Aktiven gewechselt war schon die Qualifikation für Rio ein Erfolg. „Ich habe mich vielleicht etwas zu sehr vom Stadion und den Größen wie Valerie Adams beeindrucken lassen und konnte mich nicht richtig fokussieren.“ Doch das lernt man nur durch Wettkämpfe bei solchen Ereignissen.

Mittlerweile hat David Storl die Enttäuschung überwunden und blickt nach Tokio für 2020 Foto: Sebastian Beyer
Mittlerweile hat David Storl die Enttäuschung überwunden und blickt nach Tokio für 2020 Foto: Sebastian Beyer

Wieder voll im Fokus paddelte Tina Dietze. Als Doppel-Olympiasiegerin von London im Zweier-Kajak und Vierer-Kajak brachte sie nun aus Fahrten mit den gleichen Booten zwei Silbermedaillen mit nach Leipzig: „Wir haben uns total gefreut und ich finde, dass wir Silber gewonnen und nicht Gold verloren haben. Am Samstag nach der Schlussfeier haben wir bis 7 Uhr morgens durchgemacht.“ Mit Trainer Kai Wesely geht es am kommenden Wochenende schon zur Deutschen Meisterschaft, außerdem will die Leipzigerin ihre Zweier-Partnerin Franziska Weber überreden, auch in Tokio wieder mit ihr an den Start zu gehen.

Andarilho é Bamba na Capoeira zeigten den Nationalsport auf der Bühne am Markt Foto: Sebastian Beyer
Andarilho é Bamba na Capoeira zeigten den Nationalsport auf der Bühne am Markt Foto: Sebastian Beyer

Wasserspringer Stephan Feck war in der Rückschau zwar mit den Ergebnissen zufrieden, doch die Bedingungen am Freiluft-Becken waren nicht optimal. „Es hat geregnet, war kalt und dann kam das grüne Wasser hinzu. Es hätte schon besser sein können.“ Über das Wetter in Leipzig brauchten sich die Heimkehrer auf keinen Fall zu beschweren. „Hier war es die letzten paar Tage deutlich schöner als in Rio de Janeiro. Wir freuen uns auch alle über den wirklich herzlichen Empfang.“

Ein bisschen Gold in Form kleiner Barren durften alle Athleten mit nach Hause nehmen, die Sparkasse als Sportförderer hat diese bereitgestellt. So durfte sich auch Straßen-Radfahrerin Romy Caspers über das Geschenk freuen. „Rio war einfach der Hammer, vor allem die Stimmung beim Fußball-Finale.“ Die zwei Leipziger, die das auf dem Rasen erlebten, fehlten wegen der Bundesliga-Vorbereitung. Davie Selke und Lukas Klostermann spielten ein gutes Turnier. Klostermann wird RB Leipzig allerdings am Wochenende wegen muskulärer Probleme fehlen.

Bevor die anwesenden Sportler zum Olympiaball ins Rathaus weiterzogen schrieben sie noch fleißig Autogramme. Nicht jeder Wunsch konnte in der knappen Zeit bedient werden, deshalb entschuldigte sich Cindy Roleder und bat darum, Briefe zu schicken, damit auch noch Autogrammkarten zugeschickt werden können. Annekathrin Thiele hatte noch eine Fahne an die Teilnehmer der Paralympics übergeben, deren Wettkämpfe noch im September in Rio de Janeiro anstehen.

 

Die Paralympics-Teilnehmer reisen mit den guten Wünschen der Rückkehrer nach Rio Foto: Sebastian Beyer
Die Paralympics-Teilnehmer reisen mit den guten Wünschen der Rückkehrer nach Rio Foto: Sebastian Beyer

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