Es war ein Spiel zum Verzweifeln, das da am 8. September über den Rasen des altehrwürdigen Bruno-Plache-Stadions ging. In der zweiten Runde des Sächsischen Landespokals empfing Regionalligist 1.FC Lok das Landesliga-Team von Einheit Kamenz. Doch wer glaubte, dass ein Unterschied von zwei Spielklassen auch automatisch einen klaren Sieg bedeutete, sah sich an diesem Tag gewaltig getäuscht.
Der Favorit aus Leipzig schien Blei an den Beinen zu haben. Trotz einer 1:0-Führung kehrte keine Sicherheit ein, im Gegenteil. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit glich Kamenz aus und zwang Lok in die Verlängerung. Dort brachte Engler seine Probstheidaer schnell wieder mit 2:1 in Vorhand und läutete damit scheinbar die erwartete Entscheidung ein. Aber nur drei Minuten später stand es erneut Unentschieden. Mit großem Kampfgeist schaffte es der Underdog tatsächlich, das Remis über die Runden zu bringen. Nun musste ein Elfmeterschießen her.
Von dem nun ablaufenden Elfer-Krimi wird man in Probstheida und Kamenz wohl noch seinen Enkeln erzählen. Unglaubliche 22 Elfmeter waren nötig, um endlich den Sieger zu ermitteln. Ganze neun Versuche verfehlten ihr Ziel. Nervenaufreibend.
Als Fotograf war ich ein wenig in der Zwickmühle. Denn jeder Schuss hätte der entscheidende sein können. Fotografiere ich also, wie der letzte Ball im Netz einschlägt oder fange ich lieber die Emotionen der Spieler auf dem Feld ein oder die der am Spielfeldrand in einer großen Traube versammelten Auswechsler und Betreuer? Während ich um mich schaue, entdecke ich Lok-Vorstand René Gruschka. Abseits des Trubels hatte er sich auf eine verwaiste Auswechselbank gesetzt. Von der Nervenschlacht auf dem Feld aufgewühlt, faltete er die Hände und sehnte den erlösenden Siegtreffer förmlich herbei.
Das Foto, das dabei entstand, symbolisiert für mich eindrucksvoll, wie viel Herzblut Ehrenamtliche und Fans in diesen Verein stecken und wie sehr sie sich mit ihrer Loksche identifizieren. Hier wird Fußball gelebt. Übrigens: Das Hoffen hat geholfen, denn mit dem 22. Elfmeter brachte Trojandt den 1.FC Lok in die nächste Pokalrunde.
Ansicht vergrößernDer L-IZ-Artikel zum Wettkampf:
www.l-iz.de/Sport/Fu%C3%9Fball/2013/09/Landespokal-Lok-Kamenz-98-22-Elfmeter-17-Tore-ein-Sieger.html
Info zur Serie: Schneller, höher, weiter – ein Jahr ist vollgestopft mit Ereignissen, Zahlen, Fakten und Diskussionen. Der Auslöser der Kamera klickert im Akkord. Alles muss schnell gehen. Die Besinnlichkeit am Jahresende reizte uns dehalb, einmal in Ruhe zurückzublicken. Bis Silvester werden wir deshalb an dieser Stelle täglich Fotos aus unserem Archiv präsentieren und dessen Geschichte erzählen.
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