Auch wenn wegen der langen Frostphase der weitere Ausbau der Leipziger Galopprennbahn etwas in Verzögerung geriet, den traditionellen Aufgalopp am 1.Mai ließen sich Verein und Scheibenholz GmbH nicht nehmen. Dabei waren allerdings wegen Parallelveranstaltungen auf den Bahnen in München und Düsseldorf die Rennen teils sehr dünn besetzt. Viele Familien unter den Besuchern schienen ihr Ziel für den Maiausflug dennoch nicht zu bereuen.

Besonders die Kleinen unter den 15.000 Zuschauern sahen fasziniert den galoppierenden Pferden nach, machten sich allerdings noch wenig Gedanken um die Bedeutung von Sieg oder Niederlage für Besitzer, Trainer und nicht zuletzt alle Wetteifrigen. Denn letzlich ist der Pferdesport ein Geschäft und wie bei jedem Glücksspiel gewinnt vor allem die Bank respektive das Wettbüro. Wenngleich schon einzelne Jubelstimmen über die Rennbahn hallten, besonders nach zwei Außenseiter-Siegen von “Kalibo Danon” im sechsten und “Sappho” im achten und letzten Rennen des Tages. “Ich habe es doch gesagt”, rief ein junger Mann seiner Clique zu, “aber ihr musstet ja auf ein anderes Pferd setzen.”

Zwar kann man aus dem Wetten eine Wissenschaft machen, inklusive Grübelei über die Beschaffenheit des Geläufs (es war gut), der Eignung eines Pferdes für eine bestimmte Bahn oder die Vorliebe eines Tieres für weibliche oder männliche Jockeys, es bleibt aber ein reines Glücksspiel mit leichten Vorteilen für echte Kenner. Doch auch von denen soll schon mancher Haus und Hof verspielt haben. 165.000 Euro gingen über die Tische der Wettkassen, davon dürfte ein schönes Sümmchen verblieben sein.
Die Preisgelder in Leipzig machen die Besitzer jedenfalls nicht reich, denn die großen Rennen werden anderswo ausgetragen, dafür ist ein Großteil des Publikums noch herrlich bodenständig. Den etwas albernen Wettbewerb um die ausgefallensten Hüte trägt frau eben auch anderswo aus. Und doch gibt sich die Rennbahn nun nach dem Neubau der Tribüne exklusiver, weil eine geschlossene VIP-Lounge zur Verfügung steht. Exklusiv sind hier freilich auch die Preise, denn die Investition von Alexander Leip in den Umbau muss sich erst einmal ammortisieren.

Das kann vor allem dann gelingen, wenn auch andere Ideen funktionieren, wie der Wettbüro-Inhaber erzählte: “Wir sind in Gesprächen, das Sommerkino in diesem Jahr nicht hinter der Tribüne auszurichten, sondern dafür die Tribüne als Sitzgelegenheiten zu nutzen. Die Leinwand würden wir dann auf der eigentlichen Rennrunde aufbauen.” Da nun auch eine Entscheidung gefallen ist, wer die Gastronomie inklusive Terrasse hinter der Tribüne betreibt, könnte das Scheibenholz also tatsächlich aufleben und im Jubiläumsjahr des Galoppsports in Leipzig wieder ein ganzjähriger Anlaufpunkt werden. Im September soll bei einem Renntag dieses 150-jährige Jubiläum gefeiert werden.

Auch Heiko Rosenthal in seiner Funktion als Bürgermeister für Sport hoffte auf den Erfolg dieses Konzepts: “Meine Bitte an die Leipziger ist, besuchen sie das Scheibenholz nicht nur an den Renntagen, es ist wirklich schön zu sehen, welche Mischung aus Restauration und Modernisierung hier gelungen ist.” Diese Modernisierung wird nun beim Neubau von Toiletten fortschreiten, eben jenes Vorhaben, dem der verzögerte Frühlingsbeginn einen Strich durch die Rechnung machte. Doch für die Installation einer neuen Lautsprecheranlage reichte die Zeit, die schlechte Qualität der alten Technik hatten im Vorjahr etliche Zuschauer bemängelt. Für ein echtes Kinovergnügen müsste wohl trotzdem noch eine Zusatzlösung gefunden werden, da die Übertragung von Stimmen ganz ordentlich klang, schon Musik aber scheppernd und höhenlastig an die Gehörgänge drang.

Mehr Informationen:
www.scheibenholz.com

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