Sie ist eine starke Triebkraft, die Neugier und dürfte neben dem Sommerwetter dafür gesorgt haben, dass eine solche Menge sich im Scheibenholz einfand. "Das übertrifft alle unsere Erwartungen, das letzte Mal gab es das in den 1920ern", resümierte Jens Luft, Vize-Präsident des Leipziger Reit- und Rennvereins.
Er gestand auch ein, dass das Gelände mit dieser Masse an Menschen an seine Grenzen stoße. Salopp gesagt, hätte es für den Übergang in den Innenraum konkrete Verkehrsregeln gebraucht. Auch die Wasservorräte der Getränkestände versiegten früh. Ob es daran lag, dass der Sponsor nun mal eine Brauerei ist und kein Mineralbrunnen? “Wir müssen nun die Veranstaltung auswerten und sehen, was wir noch verbessern können.” Luft bedauerte, dass der Frühschoppen mit der Big Band der Musikschule Johann Sebastian Bach nicht so gut angenommen wurde, es sei so wieder zu einer deutlichen Stoßzeit an den Eingängen um 13 Uhr herum gekommen. Also zu genau der Zeit, als auf der neuen Tribüne Sven Morlok, Burkhard Jung, Alexander Leip und Jürgen Funke feierlich das Band zur Eröffnung zerschnitten. Begleitet von guten Wünschen an den Verein und verbunden mit einem Dank an Alexander Leip, dem Privatinvestor, der rund 60 Prozent der Umbaukosten trägt.
Der sportliche Auftakt geriet im ersten Rennen mit der schweren Verletzung von “Proust” dramatisch. Er brach sich in der Zielkurve den rechten Vorderlauf, lief noch hinkend am Publikum vorbei und musste noch an der Strecke eingeschläfert werden. Etliche Eltern versuchten dies ihren Kindern verständlich zu machen. Selbst aus der Ferne war jedoch zu sehen, dass dem Dunkelbraunschimmel durch ein Erlösen von den Schmerzen noch am meisten geholfen war. Der Rennstall Scheibenholz und die Besitzergemeinschaft mit Jürgen Funke und Clemens Meyer bedauern den Verlust. Meyer hatte noch um die Mittagsstunde bei der Diskussion “Rennbahn Scheibenholz – Ein Leipziger Schmuckstück” mit Stolz von seiner Beteiligung gesprochen, die nun traurig endete.
Großen Teilen des Publikums war Beklemmung anzumerken und es brauchte Zeit bis wieder deutlich und weithin vernehmbare Jubelschreie von Wettgewinnern und Mitfiebernden von der Tribüne hallten. Am lautesten waren die tobenden Glücksritter beim Ausgleich I-Rennen, das für Andrang an den Wettkassen sorgte. Hier siegte “Quinindo” vor “Ever Strong” und “Owentuo”. Insgesamt 15.000 Euro Preisgeld wurden verteilt. Ob es auch einen Wettgewinn in solch einer hohen Summe gab ist nicht bekannt. Die meisten Besucher machten sich wohl eher einen Spaß aus dem Nervenkitzel und setzten kleine Beträge.
Viele Damen und Herren, offenbar mehr als in den Vorjahren, hatten wohl so ein gesellschaftliches Ereignis herbei gesehnt, um mal mit dem neuen Kleid, dem neuen Anzug oder der neuen Kette promenieren zu können. Ebenfalls ganz wichtig: der Hut. Hätten alle regional gekauft, Leipzigs Hutmacher hätten sich den Brückentag aus dem Kalender streichen müssen. Durch den prallen Sonnenschein bekamen die Accessoires allerdings auch eine sinnvolle Funktion.
Ginge es so leicht, der Leipziger Reit- und Rennverein würde wohl bei solchem Zuspruch zum Auftakt jeder Saison eine Tribüne eröffnen. Zunächst aber bedankt man sich während des nächsten Renntages am 16. Juni (“Handwerker-Tag”) bei den an der Sanierung mitwirkenden Betrieben. “Sie sollen die Gelegenheit haben, ihre Kunden einzuladen. Natürlich sind aber auch wieder alle Leipziger willkommen,” erklärte Jens Luft.
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https://scheibenholz.com/
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