Drei von vier Entscheidungen der Olympiaqualifikation fielen erst im letzten von vier Rennen am Sonntag. David Schröder und Frank Henze zählen zu den Glücklichen. Sie sind jedoch die einzigen Leipziger, die den Sprung von Markkleeberg nach London schafften, denn um 0,34 Sekunden war Sideris Tasiadis im letzten Lauf schneller als Jan Benzien.
Somit errang der Augsburger den von ihm dringend benötigten Sieg, und auch Franz Anton – Jan Benziens Vereinskollege – konnte den 21-Jährigen nicht abfangen. “Ich habe großen Respekt vor Sideris, dass er das unter solchem Druck so heruntergefahren hat,” sagte der unterlegene Leipziger nach dem Rennen. “Es lief an den ersten Toren nicht ganz rund für mich.” Dass zwei erste, ein zweiter und ein dritter Platz nicht reichten, zeigt wie knapp es in diesem Sport zugeht. Vom Sieger bekam er prompt ein Kompliment zurück: “Als ich am Start gehört habe, Jan ist eine 106er-Zeit gefahren habe ich schon gedacht: “Das ist verdammt stark”. Dann habe ich noch eine Berührung gehabt und wusste dass es eng wird. Jan ist ein fairer und guter Sportler, ich bin wahnsinnig glücklich, dass es gereicht hat.” Die Feier wird Tasiadis noch ein wenig verschieben müssen, am Mittwoch steht für ihn noch ein Einstellungstest an.
Aus Leipzig fährt damit nur das Duo David Schröder und Frank Henze nach London. “Papa, jetzt musst du bis nach London paddeln, das hast du versprochen,” nahm David Schröder seinen Vater in die Pflicht. Jürgen Henze – Franks Vater – sprang als ehemaliger Wasserspringer vor Freude gleich in den Kanal. Sein Sohn kämpfte mit den Freudentränen und ließ sich von der Mutter herzen. “Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Fans und Helfern bedanken, die uns auf dem langen Weg begleitet haben.” Darauf, ob die beiden im Lee Valley Center einfach nur Spaß haben oder doch eine Medaille gewinnen wollen, müssen sie sich in den knapp 80 Tagen bis zum Beginn der Spiele noch einigen.
Auch in der umkämpftesten Bootsklasse, dem Kajak-Einer der Männer, setzte sich mit Hannes Aigner ein Augsburger durch. “Es war fast schwerer, heute einen guten aber sicheren Lauf zu fahren, als gestern Vollgas zu geben.” Zu wissen, dass ein Fünfter Platz reichen würde, sei nicht der große Vorteil gewesen. Es wurde ein vierter Rang und Sieger Sebastian Schubert vom Kanuring Hamm hatte das Nachsehen. Aigners Freundin Melanie Pfeifer konnte sich zwar im Kajak nicht qualifizieren, begleitet ihn aber in die englische Hauptstadt: “Das lasse ich mir sicher nicht entgehen.”
Wer da meinte, Jasmin Schornberg ließe es mit ihrer schon gesicherten Qualifikation im letzten Rennen ruhig angehen, sah sich getäuscht. Sie gewann das dritte Rennen in Folge und konnte sich den Luxus erlauben, ihren zweiten Platz als Streichergebnis aus der Wertung fallen zu lassen. “So ganz ist es mir auch über Nacht nicht klar geworden, dass ich nach London fahre. Ich habe unruhig geschlafen. Jetzt brauche ich erstmal ein wenig Ruhe, die vier Rennen waren der reinste Nervenkrieg.” Diesem hielt auch Cindy Pöschel stand und qualifizierte sich hinter Schornberg zwar nicht für Olympia, aber für die Europameisterschaft in Augsburg. “Das war auch vor allem mein Ziel. Die ganze Woche lang habe ich Punkte gerechnet und bin jetzt froh. Oft ist der Kopf einfach eine zu große Sache bei mir.”
Einen kühlen Kopf bewahren heißt es dann auch bei der EM vom 9. bis 13. Mai auf dem Augsburger Eiskanal. Begleiten werden sie aus Leipzig Jan Benzien, David Schröder und Frank Henze sowie Paul Böckelmann.
Mehr Informationen:
Der Endstand der Olympiaqualifikation
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