Die Hallenhockey-EM 2012 ist in Leipzig gestartet. Hunderte Schulkinder bekrietschten schon am Freitag die Leistungen der Teams auf dem Feld. Aber wer von ihnen wird wissen, wie dieser Sport funktioniert und von wem ein Erfolg zu erwarten ist? Um größtmögliches Plaisir für den Besuch in der Arena zu ermöglichen, hier eine kurze "Einweisung".
Jeder, der schon einmal einen Hockeyschläger in der Hand hatte, wird neben den anfänglichen Sehnenscheidenschmerzen und den Arm-Bein-Koordinationsproblemen nie die Faszination dieses Sports vergessen. Hockey ist trotzdem in Deutschland nur eine Randsportart, allerdings eine äußerst erfolgreiche. Jede Goldmedaillen-Prognose für das deutsche Olympiateam beinhaltet auch immer die Erwartung an die deutschen Hockeyteams ja nicht ohne Gold in den Schoß der Nation zurückkehren.
Hallenhockey ist im Gegensatz zum Feldhockey keine olympische Sportart, Deutschland ist allerdings auch hier eine “Abräumer-Nation”. Seit 1974 gibt es die aller zwei Jahre stattfindenden Hallenhockey-Europameisterschaften. Bis 2008 wurden alle zwölf Ausgaben von der (west)deutschen Herren-Mannschaft gewonnen. Seitdem warten die Deutschen allerdings auf einen Titel, denn seit Einführung der Weltmeisterschaften 2003 – die Erstauflage fand in Leipzig statt – haben auch andere Nationen im Hallenhockey ausgeschlafen. Die letzten Euros gewannen Russland und Österreich. Die bisherigen Weltmeisterschaften – ebenfalls alle zwei Jahre stattfindend – gingen dafür allesamt an die deutschen Herren, die jeweils im Finale Polen schlugen. Die Damen gewannen von den bisher drei Weltmeisterschaften genau zwei. Wie auch bei den Männern sind die Niederlande und Spanien große Konkurrenten, allerdings auch der amtierenden Europameister Ukraine. Die deutschen Damen gewannen 13 der bisherigen 15 Europameisterschaften.
Beide deutschen Teams bestreiten die Hallenhockey-EM 2012 als amtierender Hallenhockey-Weltmeister, allerdings mit unterschiedlichem Fokus. Die deutschen Herren sind mit der bestmöglichen Mannschaft angereist, die deutschen Damen setzen andere Prioritäten. Im Kader steht keine Spielerin aus dem Olympiakader, denn dieser bereitet sich zusammen mit Bundestrainer Michael Behrmann auf die Champions Trophy im Feldhockey in Brasilien vor. Das jährlich stattfindende Turnier gilt als prestigeträchtiger als eine Hallenhockey-EM, außerdem haben es die deutschen Damen letztmals 2006 gewinnen können. Die Champions Trophy der Herren findet erst im Juni in Australien statt.
Wochenendgäste in der Arena Leipzig müssen sich darauf einstellen, dass die Sportart in der kleinen und großen Arena insgesamt nicht sonderlich viel mit Feldhockey gemein hat – sieht man mal davon ab, dass die Damen auch hier Röcke tragen und jeder einen Schläger hat. Im Gegensatz zum Feldhockey, das elf Spieler pro Mannschaft vorsieht, kämpfen im Hallenhockey nur sechs Spieler (fünf Feldspieler und ein Torwart) um den Sieg. Kein Wunder: Das Spielfeld ist auch mit circa 40 mal 20 Meter viel kleiner als das Feldhockey-Feld (91,4 mal 55 Meter), zudem verhindern zehn Zentimeter hohe Banden an den Seitenlinien, dass der Ball zu oft ins Aus schnellt. Theoretisch dürfte der Ball sich so nie im Seitenaus befinden, denn hohes Spiel ist genauso verboten, wie den Ball aus dem Feld zu schlagen. Er darf in der Halle nur geschoben werden. Die fünf Feldspieler dürfen deshalb über die zweimal 20 Minuten Spielzeit reichlich rennen. Nur wenn der Ball die Torauslinie überquert, ist mal ein kurzes Päuschen drin. Tore dürfen nur von innerhalb des Schusskreises erzielt werden. Den Trainern steht pro Halbzeit eine Auszeit von einer Minute Länge zu und fliegende Wechsel sind permanent an der Mittellinie erlaubt. Darüber hinaus gibt es noch ein paar kleinere Regelunterschiede, die allerdings jedem beim Live-Erlebnis in der Arena offensichtlich werden dürften.
Weitere Informationen zur Hallenhockey-EM:
www.eurohockey2012.de
Keine Kommentare bisher