Europas beste Hallenhockey-Nationen fegen ab Freitag in der Arena Leipzig über das Spielfeld. Doch schon bevor der erste Ball gespielt wurde, steht eine junge Frau bei den hiesigen Medien ganz besonders hoch im Kurs: Karoline Amm. Die 23-Jährige hütet bei den deutschen Hockey-Frauen das Tor und erlebt als einzige Leipziger Aktive damit eine waschechte Heim-EM.

Als im Jahr 2003 Leipzig als Ausrichter der Hallenhockey-WM schon einmal Nabel der Hockey-Welt sein durfte, stand kein einziger Akteur der Gastgeberstadt auf dem Feld. Das wird diesmal anders sein, denn mit Karoline Amm, die beim ATV Leipzig das Hockey Spielen erlernte, darf sich die Pleißenmetropole nun über eine Lokalmatadorin freuen. Klar, dass die einheimischen Medien gerade diese Sportlerin vor ihre Mikrofone, Kameras und Schreibblöcke lotsen wollen. Für die 23-Jährige, die sich als eher zurückhaltend charakterisiert, eine recht ungewöhnliche Erfahrung. “Ich brauche das nicht zwingend, überall erwähnt zu sein”, sagt sie bescheiden, freut sich aber, dass der Hockeysport dadurch eine mediale Aufmerksamkeit bekommt.
Die Sportart hat es sonst nicht so leicht hierzulande. “Hockey ist in Deutschland eine Randsportart”, ist sich Amm bewusst, “die Zuschauerzahlen sind auch in der Bundesliga eher gering”. Während der Europameisterschaft hingegen wird eine stimmungsvolle Kulisse erwartet. “Es ist sehr eindrucksvoll, wenn man von fünf- oder sechstausend Zuschauern angefeuert wird”, freut sich die Medizinstudentin auf Gänsehaut-Atmosphäre, “das ist etwas ganz Besonderes!”. Im Publikum werden dann auch zahlreiche Verwandte und Freunde der Keeperin sitzen. Eine Tatsache, die bei Karoline Amm auch einen gewissen Druck erzeugt. “Eine Heim-EM ist für einen Sportler das Größte, und ich will in meiner Heimatstadt eine gute Leistung zeigen”, sagt sie. Die dabei entstehende Aufregung sieht Amm vielmehr als “positive Anspannung”. Die Vorfreude auf das tolle, sportbegeisterte Publikum überwiege jedoch klar.
Kurz vor Weihnachten hatte die Torhüterin davon erfahren, in den Kader für die Titelkämpfe berufen worden zu sein. “Das war ein schönes verfrühtes Weihnachtsgeschenk”, freute sich Amm darüber, dass ihr Traum von der EM-Teilnahme in Erfüllung ging. Doch beim Blick auf Karoline Amms sportliche Entwicklung ist man fast geneigt zu behaupten, dass diese Berufung nur die logische Weiterführung ihres bisher sehr erfolgreichen Weges ist.

Mit 8 Jahren nahm sie beim ATV Leipzig zum erstenmal einen Hockeyschläger in die Hand und landete recht rasch zwischen den Pfosten. Dort wusste sie wenige Jahre später auch die Bundestrainer zu überzeugen. 2002 begann für Karoline Amm in der U16-Auswahl eine lückenlose Nationalmannschafts-Karriere, die die 23-Jährige bis in den A-Kader führte. Auf diesem Wege sammelte sie 2008 mit der U21 bereits schon mal die Erfahrung ein, Hallenhockey-Europameisterin zu sein. Dazu gesellen sich gleich drei weitere EM-Titel unter freiem Himmel, nämlich 2003 (U16), 2006 (U21) und 2008 (U21).
Entsprechend hoch sind die Ziele auch 2012 gesteckt. “Unser Ziel ist eine Medaille”, so Amm, “und gern würden wir auch den Titel zurück nach Deutschland holen”. Die Titelverteidiger aus der Ukraine, die Niederländer und die Spanier sieht die Leipziger Torhüterin dabei als größte Konkurrenten. Doch auch Tschechien – das jetzt vom deutschen Coach Chris Faust trainiert wird – dürfe man nicht unterschätzen, warnt Amm, die wegen ihres Studiums in Berlin aktuell für den deutschen Erfolgsclub BHC Berlin spielt, doch in der Hallensaison für ihren Heimatverein ATV Leipzig aufläuft.

Seit Montag trainieren die deutschen Hockey-Frauen in Leipzig. Bis zum Turnierstart am Freitag geht es nun darum, alle Spielerinnen zu einer Mannschaft zusammenzufügen, erklärt Karoline Amm. Neben den Grundabsprachen und dem Durchpauken der Taktik, müssen vor allem Standardsituationen geübt werden, da diese wichtige Torchancen darstellen. Karoline Amm hingegen dürfte am kommenden Wochenende nur eines im Sinn haben: Tore verhindern.

Mehr Informationen:
Offizielle Homepage der Hallenhockey-EM

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